Laut einer DEHOGA-Berlin-Blitzumfrage verzeichneten die Betriebe im April Umsatzeinbußen in Höhe von 85 Prozent im Vergleich zum April-Umsatz im Vor-Corona-Jahr 2019. Umso wichtiger sind die staatlichen Hilfen. Doch hier hakt es. Noch immer warten laut den vorliegenden Ergebnissen rund 10 Prozent der Betriebe auf die vollständige Auszahlung der November- und Dezemberhilfen. Auch beim aktuellen Förderprogramm der Überbrückungshilfe III melden 79,2 Prozent noch keinen Eingang der dringend benötigten Gelder.
Die stockende Auszahlung der Hilfen hat Folgen. Für 76 Prozent der Betriebe sind die offenen Zahlungen existenziell. Jeder dritte Unternehmer (30,5 Prozent) zieht eine Betriebsaufgabe in Erwägung. Laut Aussage der Unternehmer deckt die Überbrückungshilfe III lediglich 50% der Verluste ab.
Vor diesem Hintergrund haben wir kein Verständnis dafür, dass die Bundesregierung den Insolvenzschutz nicht verlängern will. Es ist absolut inakzeptabel, wenn Unternehmen, die ohne Verschulden in diese Notlage geraten sind, die keine Verantwortung für die Komplexität der Antragstellung tragen und die noch immer auf die Hilfen warten, jetzt gezwungen werden, einen Insolvenzantrag stellen müssen.
In einem Gespräch mit den Staatssekretären der Senatsverwaltungen Wirtschaft und Gesundheit haben die Verbände DEHOGA Berlin, Intoura, Convention Partner und Berlin Music Commission gestern Öffnungsperspektiven gefordert. Es ist vollkommen inakzeptabel, dass unseren Branchen bisher keinerlei Perspektiven geboten werden.
Am kommenden Dienstag will der Berliner Senat diesbezüglich beraten. Uns wurde zugesagt, dass uns anschließend Öffnungsszenarien aufgezeigt werden. Wir hoffen sehr, dass diese Zusage eingehalten wird, zumal wir den Senatsverwaltungen seit Dezember 2020 permanent in Sachen Stufenpläne zuarbeiten.
DEHOGA-Präsident Zöllick fordert die Schließung der Förderlücken und Planungssicherheit bei den Öffnungen
Trotz erster Öffnungstendenzen wachsen die existenziellen Sorgen im Gastgewerbe. Wie die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) verdeutlichen, gibt es dringenden Handlungsbedarf. „Die Hilfen reichen nicht aus“, beklagt DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und fordert wirksame Unterstützungsleistungen für a l l e betroffenen Unternehmen. Insbesondere die größeren Unternehmen und damit die größten Arbeitgeber der Branche drohten durch das Hilfsraster zu fallen, berichtet Zöllick. Das Problem sei die Deckelung der Hilfen. In der DEHOGA-Umfrage gaben 27,4 Prozent der Unternehmer an, dass sie von den Fördergrenzen der Hilfsprogramme betroffen seien. Zudem würde die Überbrückungshilfe III nur durchschnittlich 48,1 Prozent der Verluste abdecken.
„Die mittleren und größten Arbeitgeber dürfen jetzt nicht im Stich gelassen werden“, sagt Zöllick und drängt auf die notwendige Verbesserung des Förderprogramms in Form der Schadensregulierung, wie vom DEHOGA seit Wochen angemahnt. „Es gilt schnellstmöglich sicherzustellen, dass alle Arbeitgeber ausreichende Unterstützung für die Monate Januar bis Juni erhalten.“
Von besonderer Relevanz sei zudem die Verlängerung der Überbrückungshilfe III bis zum Jahresende. „Denn von den aktuellen Öffnungsplänen der Länder sind relevante Geschäftsbereiche wie zum Beispiel die Tageshotellerie, die Eventcaterer und auch die Diskotheken und Clubs noch nicht erfasst beziehungsweise werden noch lange unter den Folgen der Corona-Krise leiden.“ Hier müsse dringend Planungssicherheit geschaffen werden.
Zöllick fordert darüber hinaus, Arbeitgebern im Rahmen des Kurzarbeitergeldes auch weiterhin die Sozialversicherungsbeiträge für ihre Arbeitnehmer zu 100 Prozent zu erstatten. Der DEHOGA-Präsident begrüßt den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, der sich bereits für eine Verlängerung für die am 30. Juni auslaufende Regelung ausgesprochen hat. „Für das von den staatlichen Corona-Maßnahmen besonders hart getroffene Gastgewebe ist die Fortführung der Regelung bis zum Jahresende überlebenswichtig.“
Dass von immer mehr Bundesländern jetzt Öffnungen für das Gastgewerbe angekündigt werden, stimmt Zöllick positiv. „Wir sehen das vielzitierte Licht am Ende des Tunnels. Wir erwarten jetzt, dass in den nächsten Tagen bundesweit konkrete Öffnungsschritte definiert und beschlossen werden, wann unsere Betriebe unter welchen Voraussetzungen wieder Gäste empfangen dürfen.“ Unternehmer und Mitarbeiter wie Gäste bräuchten dringend verlässliche Öffnungsperspektiven mit sachgerechten und praxistauglichen Lösungen und Regelungen. Kurzfristigen „Auf und Zu“ erteilt Zöllick eine Absage. Es müsse klar sein, dass Geimpfte, Genesene und Negativ-Getestete ihren Urlaub auch bei einer Überschreitung der 100er Inzidenz während des Aufenthalts fortsetzen dürften. Mit Blick auf die Öffnung der Betriebe sei es zudem von elementarer Bedeutung die Mitarbeiter im Gastgewerbe jetzt sofort in die Gruppe 3 der Impfpriorisierung aufzunehmen.
An der Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes zur wirtschaftlichen Lage und zum Stand der Hilfszahlungen beteiligten sich in der Zeit vom 3. bis 7. Mai 5.700 gastgewerbliche Betriebe.