Der Weg auf den Höhen des Frankenwaldes Cranach, Bier und ungewöhnliche Entdeckungen

Nun ja, da hat der gute Herbert Roth, der diese Zeilen zum Wanderliedklassiker der DDR machte, wohl nicht so ganz den gesamten Rennsteig (www.rennsteig.de) im Blick. Geht doch ein Gutteil des Wanderweges auch durch den Frankenwald (www.frankenwald-tourismus.de).

Dort freilich war es zu seiner Zeit schwer, der Wanderlust zu frönen. Diente doch der Rennsteig vor allem den Grenzschützern der beiden deutschen Staaten als Wanderroute. Doch dies ist Geschichte und der Rennsteig mit seinen gut 170 Kilometern ist nicht nur der älteste, sondern auch wieder der meistbegangene Wanderweg Deutschlands. Da kann es bei gut 100.000 Wanderern fast schon mal zum Stau kommen.

Neuerdings übrigens auch mit Radlern und ihren neumodischen Elektro-Mountain-Bikes. Dabei geht es dann von Bayern nach Thüringen, von Thüringen nach Bayern und zurück. Man merkt es nicht und es ist ja nun auch egal. Nur hier und da gibt es noch Zeichen des einstigen Eisernen Vorhangs.

In der Nähe von Kleintettau etwa. Dort allerdings reibt man sich beim Anblick der Bewohner mitten im Wald schon die Augen. Stehen doch dort schottische Hochlandrinder (www.frankenwald-highlander.de). Eine der ungewöhnlichen Ideen des Glasunternehmers Carl-August Heinz. Seit 1523 ist seine Familie im Glasgeschäft und auch wenn der Name Heinz-Glas sicherlich nicht so vielen Menschen etwas sagt, hat doch vermutlich schon jeder ein Produkt aus dem Frankenwald in der Hand gehabt. Stellt doch das Unternehmen Flakons für die Parfüm- und Kosmetikindustrie her. Ein Besuch im zur Firma gehörenden Europäischen Flakon Museum (www.glasbewahrer.de) ist sicherlich nicht nur für Freunde des guten Duftes interessant. Wer vermutet schon hier, in der tiefsten fränkischen Provinz, eine Firma, die die Welt beliefert.

Ebenso wie man nicht erwartet, dass nur wenige Meter neben dem Werk Kaffee, Mango, Maracuja, Papayas, Chili, Kräuter und andere exotische Pflanzen wachsen. Papayas immerhin 1,4 Tonnen pro Jahr. Insgesamt ca. 220 Pflanzenarten und gut 50 Tiere. Etwa Schlangen. Auch eine kuriose Idee des Glasmachers. Irgendwann fragte er sich, was man mit der überschüssigen Wärme des Glaswerkes machen könnte. Beheizte Gehwege, damit man im Winter nicht Schnee schippen muss, war nur eine Idee. Schließlich wurde es das Klein Eden, (www.tropenhaus-am-rennsteig.de) so der Name des Tropenhauses. Ralf Schmitt und sein Team produzieren jedoch nicht nur. Vor allem forschen sie, wie man Pflanzen auch unter Glas und jenseits ihrer Heimat kultivieren kann. Nebenbei ist Schmitt übrigens Kräutersommelier. Selbst Köche wie Alexander Herrmann nutzen das Tropenhaus als Garten.

Nicht weit entfernt von Kleintettau, in Heinersdorf/Welitsch, kann man noch so richtig die Grenze sehen. Grenzsteine und sogar noch ein Stück Mauer, die jahrzehntelang nicht nur diese Region trennte. Doch meist ist es, wie gesagt, gar nicht mehr zu merken, ob man gerade in Bayern oder Thüringen ist.

Zurück geht es mit dem schon erwähnten Elektro-Bike nach Kronach (www.kronach.de). „Eine Stadt für Genießer“ wirbt die Stadt, die zu den 100 Genussorten Bayerns (www.100genussorte.bayern) gehört. Vor allem das Brauwesen zieht die Freunde des Hopfensaftes an. Schließlich nennt sich Oberfranken auch „die größte Brauerei der Welt“. Dazu gehört auch die Brauerei s’Antla. Braumeister Markus Ott zaubert dort mehr als 10 Sorten aus den Braukesseln. Mit Namen wie Rote Diva, Frau Holler, Schwarzer Galan oder auch ganz simpel Schluck. Dazu dann etwa ein Schäufele mit Klößen und Sauerkraut. Genau das Richtige nach einer Tour auf dem Rennsteig. Inzwischen ist das mit der größten Brauerei der Welt wohl doch eher nur mehr Marketing. Nicht erst seit Corona haben es gerade kleine Brauereien schwer. Etliche haben längst keinen Hopfen und Malz mehr im Kessel. Das war sicherlich zu Zeiten des berühmtesten Sohnes der Stadt anders. Als der in Kronach geborene Lukas Cranach d. Ä. (1472-1553) noch durch die Gassen der Stadt wanderte, war Bier noch viel mehr alltägliches Getränk. In seine Lebenszeit fällt übrigens auch der Erlass des Reinheitsgebotes für Bier (1516). Sicherlich hat der Meister dort auch den einen oder anderen Krug genossen. Später in Wittenberg, dann bestimmt auch zusammen mit Martin Luther. Mindestens 5.000 Lutherbilder sollen aus Cranachs-Werkstatt gekommen sein. Davon 306 Porträts. Massenproduktion à la 15. Jahrhundert. Einige Werke kann man in der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg (festung(at)stadt-kronach.de) besichtigen.

Schwieriger ist es da schon mit dem Geburtshaus des Meisters. Am Gasthaus zum Schwarzen Eck, mitten in der schönen Altstadt, nennet zwar eine Inschrift den Bau als Geburtshaus des Malers. Doch dies ist auch wieder einmal nur Marketing. Das Haus gehörte wohl dem Onkel Cranachs. Aber geboren wurde er dort, wo heute das neue Rathaus steht. Davor auch eine Statue von ihm und sein Signet die geflügelte Schlange. In den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts war man wohl eher wenig geschichtsorientiert und ließ fünf mittelalterliche Gebäude am Marktplatz, darunter das cranachsche Geburtshaus, zugunsten eines nach Ansicht der Stadtoberen modernen Verwaltungsbaus abreißen. Heute würde man das wohl nicht mehr machen und selbst ebenfalls in dieser Zeit entstandenen Fassaden werden nun wieder dem historischen Bild der Stadt angepasst.

Auf der Burg hat übrigens erst 2019 ein Hotel eröffnet. Die österreichische Hotelgruppe Jufa (www.jufa.eu) übernahm die einstige Jugendherberge, hat bereits einige Zimmer renoviert und will noch erweitern. Ein wenig indes ist der Jugendherbergscharme noch erhalten. Auch die Parkplatz- und Anreisesituation (man darf mit dem Auto nicht hinauffahren und muss den Burgberg mit Koffern zu Fuß bewältigen) ist sicherlich noch optimierungsbedürftig. Auf der Festung sitzt man besser in bzw. auf der Bastion Marie über den Dächern der 1003 erstmals erwähnten Stadt und der Blick schweift dann auch bis zu den Höhen des Frankenwaldes hinüber nach Thüringen. Noch eine Geschichte der Stadt ist die der Tapferen Weiber. Aber die entdeckt man vielleicht selbst bei einem Besuch.

Bin dann mal wieder unterwegs