Deutscher Koch Tom Franz ist Israels neuer Masterchef

Von Sara Lemel

Immer wieder faltet Tom Franz während des spannenden Finales der israelischen Koch-Show «Masterchef» die Hände wie zum Gebet und blickt bittend gen Himmel. Die inständigen Stoßgebete des zum Judentum konvertierten Rheinländers scheinen geholfen zu haben: Überraschend siegt der gut aussehende 39-Jährige am Dienstagabend bei der beliebten Castingshow. «Ich danke meiner Frau und dem lieben Gott», sagte der von dem Sieg offensichtlich überwältigte Franz nach der Entscheidung der vier Juroren.

Auch seine israelische Frau Dana, mit der er einen kleinen Sohn hat, hatte Tränen der Rührung in den Augen. «Das ist nicht selbstverständlich, die ganze Liebe, die Tom von den Zuschauern und von dem israelischen Volk bekommt», sagte sie. «Er ist ganz allein hierhergekommen und hat um sein Recht gekämpft, hier zu sein, deswegen ist es besonders herzerwärmend.»

Schon vor dem Sieg war der sympathische Jurist aus Erftstadt bei Köln eine Berühmtheit in Israel. Der mit seiner Größe von 1,95 Metern sehr auffällige Mann mit dem dunkelblonden Lockenzopf wurde seit Wochen ständig auf der Straße angesprochen - Fans wünschten ihm Glück und wollten sich mit ihm fotografieren lassen.

Bei der dramatischen letzten Ausscheidung am Dienstagabend waren nur noch drei Kandidaten übriggeblieben - Franz trat gegen zwei Frauen an, die israelische Araberin Salma Fajumi und die strengreligiöse Jüdin Jackie Azulai, deren Familie aus Marokko stammt. Azulai schied in der ersten Runde aus, danach kam es zur Entscheidung zwischen Franz und Fajumi, die für eine typisch palästinensische Küche steht.

In der ersten Runde bereitete Franz als Nachspeise typisch rheinische Quarkbällchen zu. Zuletzt überzeugte er die Richter jedoch mit einem raffinierten Steakgericht mit Paprikapüree und Auberginen-Creme sowie fein gewürfelten Kartoffeln.

Einer der Juroren, Ejal Schani, sprach von einer «wunderschön geformten Arbeit» des Deutschen und einem «Kampf zwischen dem Europäischen und dem Mediterranen». Auffällig war während des gesamten Wettbewerbs die typisch deutsche Präzisionsarbeit von Franz, die bei den Juroren auf große Anerkennung stieß.

Seine Kochkünste haben den fließend Hebräisch sprechenden Hünen in Israel berühmt gemacht - dabei war sein Anfang in dem jüdischen Staat alles andere als leicht. Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis der katholisch getaufte Mann zum Judentum konvertieren konnte, einschließlich Beschneidung. «Es war schon hart», sagt er rückblickend über den Kampf mit Innenministerium und Rabbinat.

Seine Frau, deren Großeltern Holocaust-Überlebende aus Lwiw (Lemberg) sind, traf er vor sechs Jahren. Das Interesse an Israel wurde jedoch schon viel früher bei ihm geweckt. Schüler aus Israel kamen 1989 zu einem Austausch an sein Gymnasium. «Mir hat ihre Lebensfreude gefallen.» Danach ließ Israel ihn nicht mehr los. Er machte dort auch seinen Zivildienst für «Aktion Sühnezeichen». Bevor er sich seiner Begeisterung ganz hingab, absolvierte er in Deutschland noch eine Banklehre und studierte Jura.

Franz hält sich seit Jahren an die jüdischen Speisegesetze und kocht koscher, auch viele typisch israelische Gerichte. «Er hat sich ein neues Volk, eine neue Religion und eine Frau ausgesucht», sagte Chefkoch Schani während der Show. Franz habe «sich selbst neu erfunden».

Dana fasst das Ungewöhnliche an der israelischen Begeisterung für ihren Mann zusammen: «Plötzlich ist Deutsch etwas Gutes, und das ist bei der Geschichte unserer beiden Völker wirklich etwas Besonderes.» dpa