Von Christof Bock
Wenn man ein knappes Dutzend B-Promis zusammensperrt, ihnen zu wenig Lebensmittel gibt und sie vor laufender Kamera eklige Sachen essen lässt, nennt man das Dschungelcamp. Wenn man ein knappes Dutzend B-Promis zusammensperrt, ihnen zu viele Lebensmittel gibt und sie vor laufender Kamera eklige Sachen kochen lässt, nennt man das «Hell's Kitchen». Zu sehen ist das ab Mittwoch (20.15 Uhr) auf Sat.1.
Es wölbt sich der gelbe Teig-Glibber über den schwarz verkrusteten Kochplatten, Wasserpfützen schwimmen auf Tellern mit Muscheln, wenn Hilfsköche wie Stimmungssänger Mickie Krause (43), TV-Moderator Niels Ruf (40) oder Vorzeige-Veganerin Katharina Kuhlmann (36) schnibbeln, würzen, fluchen. «Germany's next Topmodel»-Finalistin Kasia Lenhard (19) hat man Worte wie «Scheißemistscheißscheiße» am Laufsteg nie sagen hören.
Das ist dann auch die gute Nachricht: Dies ist keine Kochshow, auch wenn Frank Rosin seinen guten Namen hergibt. Seit 23 Jahren führt der Sternekoch sein Restaurant. «Das war kein Spaziergang. Das war knüppelharte Arbeit.» Er beteuert martialisch: «Ich will 100 Prozent. Und wer da nicht mitspielt, der kriegt es wirklich mit mir zu tun.» Doch was soll man mit lauter Gastro-Nieten anfangen, die Sätze sagen wie: «Ich will lernen, wie man Eier poschiert» (Niels Ruf).
Für eine Kochshow ist das hilflose Fuhrwerken der ungelernten Kräfte zumindest in der ersten Folge viel zu unappetitlich. Es geht nicht um das Genießen oder Lernen. Es geht mehr darum, wie etwas mit Hass gekocht wird, zum Beispiel wenn die Ü60-Sternchen Ingrid und Klaus aus der ProSieben-Reihe «TV total» frustriert hinter dem Herd stehen.
Rosin («Ich werde Euch duzen. Ihr werdet mich siezen») ist angeekelt vom Ergebnis: «Ach, Du Scheiße. Klaus, stell Dir mal vor, ich würde jetzt mit Dir essen gehen und da würde dann das Gericht kommen. Was würdest Du da sagen?» Klaus kleinlaut: «Zurück, das kann man nicht servieren.» Ein Bootcamp in offener Küche vor 60 hungrigen Gästen.
Die wollen das auch nicht essen und lassen ihre Teller zurückgehen. «Das ist mir zu wässrig.» «Geschmacksneutral.» «Ein bisschen roh.» Rosin platzt der Kragen: «Bulgur ist aus und wird nicht weiter rausgegeben. Die Gäste sagen, es ist eine Katastrophe.» Schließlich reißt der Chef entnervt die Notbremse: «Was für eine Schmach. Das sind meine Gäste. Und das sind Gäste, die nichts zu essen bekommen haben. Und das ist mir noch nie passiert. Ihr habt als Team versagt.»
Die elf Prominenten - unter ihnen auch Schauspieler Manuel Cortez (34) («Verliebt in Berlin»), Schauspielerin Christine Kaufmann (69), Rapperin Lady Bitch Ray (32), Beachvolleyball- Olympiasieger Julius Brink (31), ehemaliger Bundesliga-Profi Thorsten Legat (45) - haben aber noch die Chance, es besser zu machen. Neun Abende lang wird sie immer dasselbe Menü verfolgen: Unter anderem stehen Orientalischer Bulgursalat, Geschmorte Ochsenbäckchen in Trüffeljus und Filet vom Loup de Mer mit Miesmuscheln auf der Speisekarte. Eine der spannendsten Fragen: Schafft es Veganerin Kuhlmann - sie war auch mal «Miss Tuning», sich weiter vorm Fleisch abschmecken zu drücken?
«Hell's Kitchen» ist eine britische Produktion und trägt deren Handschrift auch in der deutschen Fassung. Rosin steckt viel Energie hinein, um den brüllenden Teufel mit Schürze zu geben. Am Ende bleibt er dann doch recht freundlich. Schließlich beschwert sich Ex-Schalker Legat sogar darüber, vom Maître zu wenig angeschrien zu werden: «Ich dachte, das ist ein Harter. Richtig knallhart. Aber dass der so weich ist.» Unter dem Namen «Teufels Küche» hatte auch RTL das Format vor knapp zehn Jahren mal im Programm. Die Show - damals mit Christian Rach - wurde aber wieder eingestellt. dpa