Eine kulinarische Reise nach Pamplona

In Pamplona, der Hauptstadt Navarras, eine der kleinsten Provinzen, ganz im Norden von Spanien, findet jedes Jahr Ende April/Anfang Mai die leckere Woche der Kleinigkeiten „Semana del Pincho“ statt. Dicht gedrängt, mit mehreren Reihen von hungrigen Gästen, geht es an den langen Bartresen hoch her.

Doch – man muss sich nur einlassen können - und schon ist man in weinlaunige Gespräche verwickelt und kommt mit dem Degustieren der vielen leckeren Schweinereien gar nicht mehr nach. Die über 90 daran teilnehmenden Bars, die sich in Pamplona und Umgebung befinden, konkurrieren mit der Stimmabgabe der Gäste, um die begehrten Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze zu erhalten.

Ziel dieser Woche ist, die Pincho-Kultur der Region zu ehren, und dafür legen sich die Gastronomen kreativ ganz schön ins Zeug. Bei unserem ausgiebigen Pincho-Probier-Rundgang in über 15 Bars, hatten wir Glück, denn der knusprige „Airbag“ von der Bar ABACO, in der wir auch waren, hat die Goldmedaille 2013 gewonnen. semana del pincho Gratulation!

Aber an dieser Stelle muss auch gesagt werden, dass die „essbaren Kunstwerke“ und „gustatorisch verführerischen Bissen“ es allesamt verdient hätten, geehrt zu werden. Die Vielfalt war so überraschend, optisch animierend und appetitanregend zu vernaschen, dass die Entscheidung sicherlich nicht einfach war.

Ob nun in der Bar Chelsy, Bar Gaucho, Alex Mugica oder im Fitero. Pincho, auf Baskisch Pintxo, bedeutet „aufgespießt“. Je nachdem, wie gut die Theke bestückt ist und kulinarisch lockt, werden nach dem Verzehr die leeren Spieße oder kleinen Teller einfach gezählt und gezahlt.

Dabei geht es nicht nur um „belegte Brotscheiben“, sondern um Köstlichkeiten, kalt oder warm, die von Fisch, Fleisch, Gemüse und Käse – oder alles zusammen – reichen. Im Gegensatz zu den Tapas werden sie aufwändiger zubereitet und sind auch als kleine Tellergerichte mit Besteck zu haben.

Immer donnerstags gibt es in Pamplona den „Juevintxo“. Dazu werden in mehr als 30 Bars, ein hochwertiges Pincho und ein Glas Wein, für nur 2 Euro offeriert. Die Bars in der Altstadt sind in etwa dort zu finden, wo alljährlich vom 6. bis 14. Juli das Stierrennen, das Sanfermin-Fest, stattfindet. Das Spektakel, das über 1 Million Touristen anzieht, zieht sich durch die engen Gassen und endet in der Stierkampfarena „Plaza de Toros“.

Nur die Mutigen rennen vor den Stieren, so wie es auch Ernest Hemingway getan hat. Dieser machte Pamplona mit seinem autobiografischen Roman „Fiesta“ weltberühmt. Die Spuren von Hemingway sind allgegenwärtig, und zwangsläufig landet jeder im Cafe Iruna, wo von ihm eine Statue angelehnt am Tresen steht.

Doch Pamplona bietet zur Pincho-Kultur noch viel mehr: So werden Gerichte mit Stierfleisch, Chorizos und Rellenos (weiße Blutwurst) traditionell serviert. Innovativ und gourmettechnisch ganz oben, kann im Restaurant Rodero, bei Sternekoch Koldo Rodero, eigentlich ganz günstig gespeist werden. Er serviert z.B. die klassische Tortilla als Kartoffelwürfel, in der das Ei eingeschlossen ist. Oder „Gilda Melosa“, einen Schaum von grüner Paprika mit Thunfisch und grünen Oliven. Apropos Gilda, das war ein Filmklassiker aus den 40er Jahren, in der Rita Hayworth die Titelrolle spielte. Ihr zu Ehren wurde der „Pintxo Gilda“, ein Spießchen mit Oliven, Peperoni und Anchovis kreiert.

Die Weinkultur in Navarra ist tief verwurzelt und hat zwei Ursprungsbezeichnungen von großer Qualität vorzuweisen, so wie D.O. Navarra und die D.O. Rioja. Etwas außerhalb von Pamplona, auf dem Weingut ARINZANO konnten wir uns von den guten D.O.Navarra Weinen der Familie Chivite, ob nun z.B. Chardonnay, Tempranillo, Merlot, Syrah oder einem unvergesslichen Muskat „Collection 125“, bei einer Weinprobe überzeugen.

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Um Pamplona kulturell und kulinarisch so richtig rauf und runter zu genießen, war es von Vorteil, um die Ecke von der Markthalle, zwischen Kathedrale und Fußgängerzone zu wohnen. Das 4-Sternehotel Puerta del Camino ist durchwegs empfehlenswert. Für mich war es das Highlight, in der ehemaligen Kapelle, das nun ein Restaurant ist, zu frühstücken. Andachtsvoller kann es nicht in den Tag gehen, zumal draußen vor der Tür der Jakobsweg nach Santiago de Compostela wartet: „ich bin dann mal weg“.