Burgund, Bordeaux, Champagne - im Keller des Élysée-Palastes lagert so ziemlich alles, was im Weinland Frankreich Rang und Namen hat. Die unterirdischen Gewölbe des präsidialen Amtssitzes stehen auch für die Vielfalt französischer Böden. Auf rund 12 000 Flaschen kann Präsident François Hollande für seine Gäste zum abendlichen Staatsempfang oder auch schon mal mittags beim Déjeuner zurückgreifen. Jede zehnte Flasche davon wird nun versteigert, um Platz für neue zu schaffen.
Der Sozialist Vincent Auriol nutzte seine Amtszeit als 1. Präsident der vierten Republik unter anderem dazu, um 1947 den Weinkeller im Élysée-Palast zu etablieren. Knapp fünf Jahrzehnte später musste der im Lauf der Präsidentschaften gewachsene Keller erneuert werden.
Das seit Jahren notorisch klamme Frankreich setzt im Fall Weinkeller auf Eigenmittel durch Wertsteigerung. Deswegen sollen am 30. und 31. Mai 1200 eigens ausgewählte Rebsäfte durch ein Auktionshaus der Stadt versteigert werden. Die Chef-Sommelière des Élysée, Virginie Routis, hat zuvor die Auswahl getroffen. Laut Aktionshaus kommt dabei trotz einer Dominanz von Bordeaux und Burgund die Vielfalt französischer Anbaugebiete zur Geltung. Die «Sélection» teile sich auf «zwischen außergewöhnlichen Jahrgängen und kleinen Appellationen».
Aus dem Elsass etwa stehen die Jahrgänge 1976, 1983 oder 1989 auf der Liste, die Champagne ist unter anderem mit einem 1985er Tropfen dabei. Schlagwörter wie Chablis, Châteauneuf du Pape, Pomerol, Saint-Émilion oder Mouton Rothschild lassen nicht nur Weinkenner aufhorchen.
Preislich geht es schon bei 15 Euro pro Flasche los. Allerdings dürften sich die Kosten für Interessierte angesichts der Qualitäten des präsidialen Weinkellers per Steigerung rasch in höhere Gefilden bewegen. Einen Petrus 1990 aus dem Bordeaux gibt es ohnehin erst ab 2200 Euro - Mindestgebot. dpa