Ernährung & Politik Köchin Sarah Wiener & Die Grünen

Fernsehköchin Sarah Wiener will für die EU-Wahl im Mai kandidieren. Die Gastronomie-Unternehmerin bewirbt sich um den zweiten Listenplatz der österreichischen Grünen, wie sie am Sonntag in Wien bekanntgab. Die Parteispitze unterstütze sie, aber die endgültige Entscheidung über ihre Kandidatur werde auf einem Parteikongress Mitte März getroffen, sagte Parteichef Werner Kogler.

Die 56-Jährige Österreicherin will sich besonders für nachhaltige Landwirtschaft, gesunde Ernährung und Biodiversität einsetzen. «Ich denke, dass das Thema uns alle angeht und der Eckpfeiler für unsere Existenz ist», sagte sie. Außerdem habe sie sich für das politische Engagement entschieden, weil ihr der wachsende Populismus in Europa Sorgen bereite.

Über ihre Stiftung nimmt die Österreicherin Sarah Wiener seit vielen Jahren bereits politischen Einfluss. Hier einige Meilensteine aus 10 Jahre Sarah Wiener Stiftung:

2014 - Die Sarah Wiener Stiftung bringt das Buch "Landschaft schmeckt. Nachhaltig kochen mit Kindern" heraus. Es ist Ideengeber für allle, die Kindern Freude am Kochen und dem Thema Ernährung vermitteln wollen. Die Stiftung ist unter den Nominierten für den Deutschen Engagementpreis, dem Dachpreis für bürgerliches Engagement in Deutschland.

2016 - Die Sarah Wiener Stiftung und die Krankenkasse BARMER geben eine Kooperation bekannt: Mit der Initiative Ich kann kochen! wird die Idee der praktischen Ernährungsbildung flächendeckend in Deutschland verbreitet. Ich kann kochen! will 50.000 Pädagogen qualifizieren und eine Million Kita- und Grundschulkinder erreichen. Es ist die bundesweit größte Initiative ihrer Art. Das Hoffahrten-Programm läuft weiter sehr erfolgreich: An 150 Fahrten nehmen mehr 3.500 Kinder teil. Die Stiftung hat mehr als 30 Partnerhöfe in 13 Bundesländern. GW/dpa

Julia Klöckner plant "Strategie" gegen Lebensmittelverschwendung

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner will weitere Anstrengungen gegen das Verschwenden von Lebensmitteln erreichen. Am Mittwoch kommender Woche soll das Kabinett dafür eine "Nationale Strategie" beschließen, wie das Ministerium am Freitag in Berlin mitteilte. "Ich setze mich dafür ein, bis zum Jahr 2030 die Lebensmittelabfälle zu halbieren", sagte die CDU-Politikerin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Lebensmittel werden oft zu schnell weggeworfen, vielleicht auch, weil sie zu billig sind." Dies sei angesichts von mehr als 800 Millionen hungernden Menschen weltweit nicht tragbar.

Geplant sind der Zeitung zufolge unter anderem fünf "Dialogforen" mit Verbänden, um sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen. Das erste soll am Mittwoch zur "Außer-Haus-Verpflegung" stattfinden.

Laut einer 2012 vorgestellten Studie für das Ministerium landen in Deutschland jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Davon stammen 6,7 Millionen Tonnen von Privathaushalten - der Rest bei Lebensmittelindustrie, Handel und Großkunden wie der Gastronomie. dpa

Verbraucherschützer für längere Infos über Lebensmittelverstöße

Werden in Restaurants oder Lebensmittelbetrieben Grenzwert-Verstöße und Betrügereien aufgedeckt, müssen die Behörden darüber öffentlich informieren - aber für wie lange? Regierungspläne stoßen auf Protest.

Amtliche Erkenntnisse zu Lebensmittelskandalen und Hygieneverstößen sollten aus Sicht von Verbraucherschützern deutlich länger publik gemacht werden als geplant. Die von der Bundesregierung vorgesehene Frist von sechs Monaten sei unzureichend, kritisierte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einer Stellungnahme für den Bundestag. Nötig seien zwölf Monate. Der Fall des Insektengifts Fipronil in Eiern, der 2017 seinen Höhepunkt hatte, wirke bis heute nach und zeige die Wichtigkeit einer möglichst langen Frist.

Die Organisation Foodwatch forderte eine "Generalüberholung" der Veröffentlichungspraxis. "Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, wie es um die Hygiene in Lebensmittelbetrieben bestellt ist", sagte Geschäftsführer Martin Rücker der Deutschen Presse-Agentur. Statt bloß eine Löschfrist für Behörden-Veröffentlichungen einzufügen, müsse ein Transparenzsystem kommen, das alle Kontrollergebnisse grundsätzlich öffentlich mache - nicht nur negative. Ein solches auch in anderen Staaten erprobtes System könne eine Informationsbasis für Verbraucher schaffen und Rechtsverstöße reduzieren, heißt es in der Stellungnahme von Foodwatch für eine Anhörung im Agrarausschuss an diesem Montag.

Das Kabinett hat Pläne von Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) auf den Weg gebracht, die eine Sechs-Monats-Frist vorsehen. Dies soll einem Entscheid des Bundesverfassungsgerichts nachkommen, das Veröffentlichungen mit Namen von Produkt und Hersteller gestattete, aber eine Regelung zur Dauer verlangte. Klöckner sprach von einem "deutlichen Plus an Verbraucherschutz". Die einheitliche Frist schaffe Rechtssicherheit für die zuständigen Länder. Ämter müssen über erhebliche Verstöße gegen Grenzwerte oder Hygienevorgaben informieren.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) warnte vor einer unkontrollierbaren Verbreitung im Internet, die bisher aber nicht berücksichtigt worden sei. Je länger Informationen online veröffentlicht würden, desto wahrscheinlicher seien Speicherungen und Kopien auch auf anderen Webseiten und sozialen Netzwerken. Dies könne eine Prangerwirkung mit "verheerenden Folgen" für Betriebe bis hin zur Existenzvernichtung haben. Sollte es trotzdem eine Frist geben, dürfe sie maximal einen Monat betragen, um das Risiko zu senken. dpa