Eine neue Betrugsmasche sorgt auf Weinfesten in Rheinhessen für Ärger. Auf mindestens zwei Veranstaltungen kassierten der oder die Täter Pfand für fremde Sektgläser, die zuvor billig eingekauft wurden. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 1200 Euro.
Betroffen sind vor allem Vereine, die sich vom Verkauf auf dem Weinfest Einnahmen für ihre schmale Kasse erhofften. «Da hat sich jemand darauf spezialisiert», sagte Peter Metzdorf von der Polizei in Mainz. «Wir hoffen, dass das nicht Schule macht.»
Erst auf dem Weinfest in Nackenheim (Kreis Mainz-Bingen), dann beim Rebblütenfest in Mainz-Laubenheim: Beide Male gab ein Mann Ende Juli Wein- oder Sektgläser ab, die so ähnlich aussahen wie die des Standes, aber vermutlich im Großhandel zu einem Preis von weniger als einem Euro gekauft wurden. Am Stand kassierte der Täter dann das Pfand von zwei Euro. «Wenn richtig Betrieb ist, fällt das nicht weiter auf», erklärte Metzdorf. Die oft am Stand eingesetzten Aushilfen könnten in der Hektik kaum erkennen, dass die Sektgläser nicht vom eigenen Stand stammten.
In Nackenheim war Ortsbürgermeisterin Margit Grub an ihrem CDU-Stand dabei, als ihr ein Mann falsche Sektgläser geben wollte. «Ich hab ihm gesagt, er soll sich von dannen machen, das sind nicht unsere Sektgläser!» Inzwischen sei klar, dass der Täter die Situation genau ausgespäht habe. «Er hat immer gewartet, bis eine neue Schicht am Stand dran war. Da hat er zehn Gläser auf den Tisch gestellt und 20 Euro kassiert.»
«Wenn man das bei mehreren Weinfesten macht, kommt ein hoher Betrag zusammen», sagte Metzdorf. In Mainz-Laubenheim entstand dem örtlichen Turnverein ein Schaden von 160 Euro, in Nackenheim meldeten sich fünf geschädigte Vereine, die ihren Schaden mit insgesamt 1200 Euro angaben. Das sei besonders schlimm, dass die Vereine geschädigt seien, die mit dem Weinfest ihre schmale Kasse hätten aufbessern wollen, sagte Grub. «Jetzt hoffen wir, dass die Standbetreiber bei den nächsten Weinfesten in Nierstein oder Oppenheim gewarnt sind.»
In Nackenheim seien rund 600 falsche Pfandgläser abgegeben worden, sagt Dieter Lippold von der Polizei in Oppenheim. So etwas habe er noch nicht erlebt.
Empört ist der Vorsitzende des Turnvereins Laubenheim, Harry Herrmann: «Das ist unvorstellbar, dass sich da jemand bereichert, bei einem von Vereinen organisierten Fest für die Bürger.» Das Geld fehle jetzt, aber er sei sicher, dass das Miteinander der rund 3000 Vereinsmitglieder stärker sei.
Mit der Ausgabe von Pfandmarken könnte der Betrug verhindert werden - das ist aber für kleine Vereine oder Winzer zu viel Aufwand. Sie vertrauen darauf, dass ihre Gäste ehrlich sind, dass auf dem Fest eine positive Stimmung herrscht. Dieses Gemeinschaftsgefühl hat der Täter missbraucht. Die Polizei gehe mehreren Hinweisen nach, sagte Lippold. «Jetzt schauen wir mal, ob wir Licht ins Dunkel bringen können.» dpa