G8-Gipfel auf Schloss Elmau ausverkauft

Von Paul Winterer

Hotelzimmer sind schon jetzt Mangelware. 15 Monate vor dem G8-Gipfel auf Schloss Elmau in den bayerischen Alpen melden die Hoteliers und Besitzer von Ferienwohnungen einen regelrechten Sturm auf ihre Gästebetten.

Kein Wunder: Vom letzten deutschen G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm an der Ostsee berichteten 5000 Journalisten aus 73 Ländern, 17 000 Polizisten sorgten für die Sicherheit - sie alle wollen untergebracht sein. «Im Übrigen ist in der Zeit nicht nur der Weltwirtschaftsgipfel», sagt der Garmischer Tourismusdirektor Peter Ries, «es sind auch Pfingstferien und ein verlängertes Wochenende um Fronleichnam.»

Von dem Gipfeltreffen der acht wichtigsten Industrienationen am 4. und 5. Juni 2015 wird längst nicht nur die Region um die Zugspitze mit ihren gut 30 000 Gästebetten profitieren. Auch das benachbarte Österreich ist in die Planungen der Tourismusbranche einbezogen. «Wer zum G8-Gipfel kommt, muss von seiner Unterkunft eine Stunde Fahrtzeit in Kauf nehmen», dämpft Ries zu große Hoffnungen auf ein Hotelzimmer vor Ort. An diesem Mittwoch (26. Februar) treffen sich die Verantwortlichen der Ferienbranche, um über die Situation zu beraten.

Der Garmischer Tourismuschef hofft, dass in der Zeit des Treffens von Barack Obama, Wladimir Putin, Angela Merkel und Co. die Preise nicht explodieren. «Bei der Ski-Weltmeisterschaft 2011 wurden die Zimmer auch nicht teurer», sagt Ries. Der Olympiaort mit 9500 Gästebetten ist besonders gefragt, weil sich die Anzeichen verdichten, dass das internationale Pressezentrum während des G8-Gipfels dort sein wird.

All die Aufregung um Reservierungen lässt Dietmar Müller-Elmau kalt. Sein Luxushotel ist vom 3. bis 5. Juni komplett für die Staatsgäste aus den USA, Russland und den anderen Industrienationen reserviert. Das fast 100 Jahre alte Haus verfügt über bis zu zehn baugleiche Suiten. «Ich kann auf jeden Fall alle Staats- und Regierungschefs so unterbringen, dass sich keiner benachteiligt fühlen muss», sagt der 59-Jährige. Ende des Jahres eröffnet er einen Neubau seines 100 Kilometer südlich von München gelegenen Fünf-Sterne-Hotels.

Auf ein politisches Großereignis durfte der Hotelchef seit 2005 hoffen. Wenige Monate bevor CDU-Chefin Merkel zum ersten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt wurde, hielt sie in Elmau einen Vortrag. Das Ambiente schien ihr gefallen zu haben, denn sie sagte damals, «da müssen wir mal was machen», wie Müller-Elmau sich erinnert. Doch dann passierte erst einmal nichts. «Aber lieber warte ich so lange und habe dann die wichtigste Veranstaltung der Welt», meint der studierte Philosoph und Hotelmanager.

Im vergangenen Herbst verdichteten sich die Hinweis, dass in Schloss Elmau etwas Besonderes geschehen könnte. «Mehrmals kamen Beamte aus dem Bundeskanzleramt und vom Bundeskriminalamt, aber immer inkognito», wie Müller-Elmau mittlerweile weiß. Dass sein Hotel für den Gipfel auserwählt wurde, sieht er als «riesige Herausforderung und unheimliches Prestige. So etwas passiert einem Hotel in seiner Geschichte nur einmal.»

Der sechsfache Familienvater weiß aber auch, dass nicht allein der Luxus seines Schlosshotels den Ausschlag gab, sondern auch die Abgeschiedenheit eines Alpentals. «Es ist wahrscheinlich der Ort in Deutschland, der am einfachsten zu sichern ist», glaubt Müller-Elmau. Schon heute freut er sich darauf, den Staats- und Regierungschefs die Hand zu schütteln. «Elmau ist mein Zuhause», sagt der Gastgeber, der seit 30 Jahren in dem Hotel lebt, «die kommen zu mir nach Hause.»

Inzwischen gewinnt auch der Bürgermeister der kleinen Feriengemeinde Krün, zu der Schloss Elmau gehört, dem Großereignis überwiegend Positives ab. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Veranstaltungsortes hatte Rathauschef Thomas Schwarzenberger (CSU) die Bilder vom G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm an der Ostseeküste vor Augen. Kilometerlange Sicherheitszäune, bis auf die Zähne bewaffnete Polizisten und vermummte Demonstranten - das wollte der 43-Jährige in seinem idyllisch gelegenen Dorf nicht haben.

Inzwischen hat ihm aber Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) versichert, dass es beim G8-Gipfel keinen Belagerungszustand geben solle. «Doch bin ich nicht so blauäugig zu glauben, dass es nicht doch Demonstrationen geben könnte.» Die Polizeipräsenz werde jedenfalls in diesen Tagen sehr hoch sein. Die Stammgäste werden angeschrieben und auf die Ausnahmesituation hingewiesen. «Wir müssen fair mit ihnen umgehen», sagt Schwarzenberger. Bis jetzt habe es aber keine negativen Reaktionen gegeben.

Wichtig ist dem Rathauschef der 1900 Einwohner zählenden Gemeinde, dass für den Gipfel keine Natur zerstört wird. «Wir gehen sehr sensibel mit unserer Landschaft um.» Die Zufahrtsstraßen zu Schloss Elmau und der Bahnhof im Ortsteil Klais sollen dennoch auf Vordermann gebracht werden. Auch bei der Versorgung mit Breitbandkabeln und dem Mobilfunk wünscht sich Schwarzenberger einen schnelleren Ausbau.

Die Bilder, die am 4. und 5. Juni von Schloss Elmau um die Welt gehen, sind für Krün mit seinen 2300 Gästebetten eine kostenlose Werbung. Der Bürgermeister will alles dafür tun, dass der Gipfel auch mit dem Namen seiner Gemeinde verbunden bleibt. «Das Bundespresseamt hilft uns dabei», freut sich Schwarzenberger. «Nach dem G8-Gipfel soll keiner mehr sagen können, Krün kenne ich nicht.» dpa

Schloss Elmau - Luxushotel in der Abgeschiedenheit der Berge

Es ist die Krönung für das mehrfach ausgezeichnete Fünf-Sterne-Hotel: In Schloss Elmau in Krün nahe Garmisch-Partenkirchen treffen sich im Juni 2015 die Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrieländer zum G8-Gipfel. Das Hotel ist wegen seiner Abgeschiedenheit der ideale Tagungsort für die Politiker. Es kann ohne große Probleme abgeriegelt werden.

Schloss Elmau mit seinem charakteristischen Turm liegt rund 100 Kilometer südlich von München in etwa 1000 Metern Höhe in einem malerischen Alpental. Es wurde 1916 von dem Philosophen Johannes Müller für seine Leser erbaut. 2005 zog ein Großbrand das Gebäude schwer in Mitleidenschaft. Das Hotel wurde 2007 von einem Enkel Müllers wiederaufgebaut und verfügt über knapp 130 Zimmer und Suiten. Schon vor zehn Jahren entstand ein Anbau mit Luxusappartements. Der fantastische Bergblick ist im Preis inbegriffen. Die Gäste können zwischen vier Restaurants wählen.

Schloss Elmau rühmt sich neben seinem Erholungsangebot und der Ruhe vor allem seiner «weltweit einzigartigen kulturellen Tradition mit einigen der größten Künstler und Autoren unserer Zeit». Das Hotel hat zwei Konzertsäle. Dort finden im Jahr mehr als 150 Abende mit klassischer Musik und Jazz statt. Im Dezember 2014 soll ein Erweiterungsbau eröffnet werden. Der Restaurantführer «Gault Millau Deutschland 2014» zeichnete Schlossherr Dietmar Müller-Elmau als Hotelier des Jahres aus.