Galeria Karstadt Kaufhof in Corona-Krise Die Schließungen

Bei der Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird es ernst: Insgesamt 62 der 172 Filialen und zwei Schnäppchencenter sollen geschlossen werden. Rund 6000 der insgesamt 28 000 Mitarbeiter dürften dadurch ihre Arbeitsplätze verlieren. «Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden», sagte der GKK-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Freitag. Letztlich gehe es darum, Galeria Karstadt Kaufhof und damit viele tausend Arbeitsplätze zu sichern.

Für die Schließungsfilialen bestehe angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive mehr, betonte Gleiwitz. Welche Filialen genau betroffen sind, darüber sollen die Mitarbeiter nach dpa-Informationen am (heutigen) Freitag um 14.00 Uhr informiert werden.

Die Zahl der Filialschließungen fällt damit etwas geringer aus als zunächst befürchtet. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar signalisiert, dass im Zuge der Sanierung des ums Überleben kämpfenden Unternehmens bis zu 80 Filialen geschlossen werden könnten.

In Berlin sollen sechs von elf Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen geschlossen werden. Außerdem soll die geplante Filiale in Berlin-Tegel gar nicht erst öffnen. Das geht aus einer internen Liste der Unternehmensgruppe hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Damit ist auch die Hauptstadt von den bundesweiten zahlreichen Filialschließungen des zur Signa Holding gehörenden Unternehmens aufgrund der Corona-Krise massiv betroffen.

Geschlossen werden sollen die Standorte in Berlin-Charlottenburg, Berlin-Tempelhof sowie an der Müllerstraße in Berlin-Wedding, im Berliner Ringcenter an der Frankfurter Allee, in Berlin-Hohenschönhausen sowie die Filiale in den Gropius-Passagen in Neukölln.

Die Gewerkschaft Verdi hofft jedoch, die Zahl der Schließungen noch weiter senken zu können. «Wir werden mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zukunft der Beschäftigten kämpfen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen», sagte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Hier sei auch die Politik gefordert.

Noch offen ist weiterhin das Schicksal der Karstadt-Sport-Häuser. Hier gelten mehr als zwei Drittel der rund 30 Filialen als gefährdet. Und auch bei den Galeria Reisebüros werden drastische Einschnitte erwartet.

Erst am Donnerstagabend hatten sich das Unternehmen, der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich für Galeria Karstadt Kaufhof verständigt. Er sieht unter anderem vor, dass die gekündigten Mitarbeiter für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können. Als Erfolg wertete die Gewerkschaft, dass der vom Unternehmen ursprünglich geplante Abbau von zehn Prozent der Stellen in den verbleibenden Filialen vom Tisch sei. Außerdem bleibe der im Dezember 2019 vereinbarte Integrationstarifvertrag in Kraft.

Der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus begrüßte die Einigung mit den Arbeitnehmern. Jetzt müsse aber auch noch «zeitnah» eine befriedigende Lösung mit den Vermietern gefunden werden.

Galeria Karstadt Kaufhof war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Galeria Karstadt Kaufhof rechnet durch die Pandemie und den durch sie ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.

Auch in vielen Kommunen dürfte die Bekanntgabe der Schließungsfilialen mit großer Unruhe erwartet werden. Norbert Portz vom Deutschen Städte- und Gemeindebund warnte schon bei Bekanntwerden der ersten Schließungspläne im Mai vor der Gefahr einer Verödung vieler Innenstädte. «Galeria Karstadt Kaufhof ist nicht irgendwer. Die Warenhäuser sind für viele Innenstädte systemrelevant», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gerade für viele strukturschwächere Innenstädte sei ein Verlust der Warenhäuser nach seiner Einschätzung kaum auszugleichen.

Die Gewerkschaft Verdi warnte damals, eine Schließungswelle bei Galeria Karstadt Kaufhof werde Auswirkungen weit über das Unternehmen hinaus haben. Mittelfristig seien dadurch auch Zehntausende von Arbeitsplätzen bei anderen Einzelhändlern und die Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht. dpa

Zur Schließung vorgesehene Häuser von Karstadt und Galeria Kaufhof

Bayern:

Ingolstadt (GK) 694
München Am Nordbad (KWH) 172
München OEZ (KWH) 170
München Stachus (GK) 326
Nürnberg (KWH) 176
Nürnberg Langwasser (KWH) 179

Baden-Württemberg:

Göppingen (GK)  306
Leonberg (KWH) 188
Mannheim N7 (GK) 737
Singen (KWH) 230
Stuttgart Bad Cannstatt (GK) 449

Berlin:

Berlin Charlottenburg (KWH) 352
Berlin Gropius-Passage (KWH) 050
Berlin Hohenschönhausen (GK) 594
Berlin Müllerstraße (KWH) 110
Berlin Ringcenter (GK) 586
Berlin Tegel (noch nicht eröffnet) 229
Berlin Tempelhof (KWH) 111

Brandenburg:

Potsdam (KWH) 324

Bremen:

Bremen (GK) 745
Bremerhaven (KWH) 108

Hamburg:

Hamburg AEZ (GK) 519
Hamburg Bergedorf (KWH) 349
Hamburg Mönckebergstraße (GK) 343
Hamburg Wandsbek (KWH) 150

Hessen:

Frankfurt Hessen-Center (GK) 524
Frankfurt Zeil (KWH) 025
Schnäppchencenter Frankfurt NZW
(nur temporärer Betrieb) 178
Fulda (GK) 504
Schnäppchencenter Gießen 084
Sulzbach MTZ (KWH) 057

Mecklenburg-Vorpommern:

Neubrandenburg (GK) 592

Niedersachsen:

Braunschweig (GK) 755
Goslar (KWH) 142
Hannover Georgenstraße (KWH) 151
Osnabrück (GK) 716

Nordrhein-Westfalen:

Bielefeld (KWH) 103
Bonn (KWH) 353
Brühl (GK) 595
Dortmund (GK) 445
Dortmund (KWH) 119
Düsseldorf Schadowstraße (KWH) 121
Düsseldorf Wehrhahn (GK) 347
Essen (GK) 764
Essen (KWH) 118
Gummersbach (KWH) 231
Gütersloh (KWH) 333
Hamm (GK) 518
Iserlohn (KWH) 154
Köln Weiden (GK) 307
Leverkusen (GK) 517
Mönchengladbach Rheydt (KWH) 237
Neuss (GK) 596
Witten (GK) 738

Saarland:

Neunkirchen (GK) 548

Sachsen:

Chemnitz (GK) 549

Sachsen-Anhalt:

Dessau (KWH) 275

Schleswig-Holstein:

Flensburg (KWH) 219
Lübeck (KWH) 165
Neumünster (KWH) 334
Norderstedt (KWH) 298

Rheinland-Pfalz:

Landau (GK) 513
Mainz (KWH) 053
Trier Simeonstraße (KWH) 261
Worms (GK) 506