Der Gläubigerausschuss der seit März 2020 insolventen Düsseldorfer Firma leitete die Betriebsschließung ein, rund 450 Beschäftigten wurde gekündigt. Nur eine Rumpftruppe in der Verwaltung arbeitet weiter. Nach den Worten des Insolvenzverwalters geht es jetzt nur noch darum, Maredo als Marke zu verkaufen.
Wie angespannt die Lage in der Branche ist, verdeutlicht ein am Montag bekanntgewordener Hilferuf von rund 50 Gastronomen von Firmen wie Block Group (Block House), Hans im Glück, Nordsee, LeCrobag und L'Osteria. Ohne rasche und unkomplizierte Hilfe gäbe es «in allerkürztester Zeit ein Massensterben von Gastronomiebetrieben», heißt es in der Mitteilung der Brancheninitiative «Gastgeberkreis».
Die Firmenchefs sind enttäuscht von der Politik. «Wir fühlen uns im Stich gelassen», erklärt L'Osteria-Chef Mirko Silz. «Nur ein Bruchteil der Novemberhilfen ist ausgezahlt, die bürokratischen Hürden sind hoch, zudem wurden nachträglich die Voraussetzungen für die Unterstützung geändert.»
Der Chef der Block-Gruppe, Stephan von Bülow, sagte: «Restaurants, Cafés, Caterer brauchen dringend die zugesagten staatlichen Hilfen, jede Woche Verzögerung richtet nachhaltigen Schaden in den Betrieben an - aber auch in der Lebensführung der betroffenen Betriebe.»
Der «Gastgeberkreis» betonte, dass es nicht um die Entschädigung von entgangenen Gewinne gehe, «sondern um die Sicherung der Existenz». Der Sprecher der Initiative, Torsten Olderog von der Akad Hochschule Stuttgart, nannte die Lage «mehr als dramatisch»: «Wir reden hier von zwei Millionen Beschäftigten, deren Existenz jetzt auf dem Spiel steht, wenn die Politik nicht endlich reagiert.»
Zahlen des Statistischen Bundesamtes untermauerten am Montag das insgesamt trostlose Bild von der Branche. Nach ersten Schätzungen der Behörde verloren Deutschlands Hoteliers und Wirte im vergangenen Jahr wegen der verschiedenen Corona-Einschränkungen mehr als ein Drittel ihres Umsatzes. Preisbereinigt (real) betrug der Rückgang im deutschen Gastgewerbe 38 Prozent, einschließlich der Preisveränderungen hatten die Betriebe 36 Prozent weniger in den Kassen, wie die Statistikbehörde in Wiesbaden berichtete.
«Lage und Stimmung im Gastgewerbe sind katastrophal. Verzweiflung und Existenzängste machen sich breit», sagte die Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbandes Dehoga, Ingrid Hartges. Auch sie pochte auf schnelle und unbürokratische Hilfen, die im vollen Umfang bei den Betrieben ankommen. In dem von flächendeckenden Betriebseinschränkungen geprägten Monat November lagen die Umsätze laut Statistikamt nominal 66,4 Prozent unter denen aus dem Vorjahresmonat.
Bei Maredo erhielten die Mitarbeiter ein Schreiben, in dem ihnen die Kündigung mitgeteilt wurde. Überraschend ist das Aus nicht: Schon Ende März 2020 musste die Firma, die schon vor der Pandemie unter Druck stand, Insolvenz anmelden. Allerdings lief die im Frühjahr 2020 eingeleitete Restrukturierung nach Worten des Insolvenzverwalters Nikolaos Antoniadis gut. 15 der 35 Restaurants wurden geschlossen und etwa die Hälfte der 950 Mitarbeiter entlassen, die verbliebenen Lokale erfreuten sich im Jahresverlauf dann über eine rege Kundennachfrage. Gespräche mit Investoren waren dem Anwalt zufolge weit gediehen.
Dann allerdings kamen die Corona-Schließungen im November - und Maredo kam wieder aus dem Tritt. Aus insolvenzrechtlichen Gründen gebe es keine Alternative, heißt es in dem von Geschäftsführer Klaus Farrenkopf und Insolvenzverwalter Antoniadis unterzeichneten Schreiben. Weil kaum noch Liquidität vorhanden sei für die Zahlung von Löhnen und Gehältern, sei man zu diesem Schritt gezwungen. «Aufgrund geschlossener Restaurants haben wir seit Anfang November null Umsatz, aber die bestehenden Fixkosten laufen weiter und der Druck steigt.» Da staatliche Wirtschaftshilfen nicht bewilligt worden seien, «läuft uns nun die Zeit davon». Zuvor hatte das Branchenportal «Food Service» über das Schreiben berichtet.
Alle Mietverträge wurden schon am 31. Dezember gekündigt, nun ist das Personal betroffen. Der Staat lehnte die Finanzspritzen für Maredo wegen des Insolvenzverfahrens ab. «Das Beihilferecht zieht Grenzen für Unternehmen, die sich schon vor Beginn der Krise in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befunden haben», erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums.
Und wie geht es weiter mit Maredo? «Nun geht es nur noch um die Marke Maredo», sagt der Insolvenzverwalter. Das heißt: Restaurants mit dem Maredo-Logo könnte es auch in Zukunft geben. Die hätten mit dem jetzigen Unternehmen aber wenig zu tun - es würde sich vielmehr um Lokale einer Firma handeln, welche die Nutzung der Marke Maredo gekauft hat. dpa
Arko, Eilles und Hussel beantragen Insolvenz in Eigenregie
Die Corona-Krise bringt nun auch namhafte Süßwarengeschäfte in Bedrängnis: Die zur Deutschen Confiserie Holding (DCH) gehörenden Fachhändler Arko, Eilles und Hussel haben beim Amtsgericht Norderstedt in Schleswig-Holstein vorläufige Insolvenz in Eigenregie beantragt. Der Geschäftsbetrieb der auf Süßwaren, Kaffee und Tee spezialisierten Geschäfte solle in vollem Umfang weitergeführt werden, teilte der Geschäftsführer der DCH-Gruppe, Patrick G. Weber, am Montag mit. Das Amtsgericht sei den Anträgen gefolgt.
Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert, teilten die beiden vorläufigen Sachwalter Dietmar Penzlin und Tjark Thies mit. Grund für den Schritt seien die Belastungen durch die Corona-Krise.
DCH betreibt nach eigenen Angaben unter den Marke Arko, Eilles und Hussel bundesweit rund 300 eigene Filialen, weitere Filialen und Franchisebetriebe in Österreich und Tschechien sowie rund 4000 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel und in Bäckereien. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter und erreichte zuletzt einen Jahresumsatz von 140 Millionen Euro. dpa