Gastronomie Immer weniger Gaststätten in Brandenburg

Von Christian Bark

In Brandenburg gibt es immer weniger Gaststätten. Ihre Zahl schrumpfte zwischen den Jahren 2009 und 2011 von 708 auf 652 Betriebe, also um fast acht Prozent, verweist der brandenburgische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf eine Studie aus dem vergangenen Jahr.

Die Landgasthöfe traf es besonders hart mit einem Rückgang von fast elf Prozent. Insgesamt ging die Anzahl der Gastronomiebetriebe, zu denen etwa auch Imbissbetriebe oder Hotelrestaurants gehören, um fast fünf Prozent zurück. Für die Sparte der Hotelrestaurants allerdings gab es sogar einen leichten Zuwachs um knapp zwei Prozent.

Aktuellere Erhebungen gibt es laut Dehoga-Präsident Olaf Schöpe nicht. Der Trend sei aber nach wie vor gültig. Neben steigenden Energie- und Betriebskosten spielten vor allem der demografische Wandel sowie der Wegzug jüngerer Generationen eine Rolle.

«Der Bevölkerungsrückgang in den ländlichen Regionen führt zu weniger Gästen vor Ort, aber auch zu einem geringen Angebot an Arbeitskräften», sagt Schöpe. Viele Betriebe in ländlichen Regionen hätten es daher schwer, geeignetes Fachpersonal zu finden. Diese Betriebe lebten auch von Feierlichkeiten und kennzeichneten sich vor allem durch eine starke Bindung an den Wirt. Die Kundschaft komme vor allem aus der näheren Nachbarschaft.

Die klassische Dorfkneipe findet sich Schöpe zufolge nur noch in den Vereins- oder Sportlerheimen. Ansonsten böten viele Landgasthöfe das volle Programm, also Speisen, Getränke und Übernachtungsmöglichkeiten. Wer sich als Gastronom etwas einfallen ließe, habe auch in der Mark gute Erfolgsaussichten.

Etwas einfallen lassen hat sich auch der Gastwirt des «Zickengangs» in Golzow (Potsdam-Mittelmark), Jens Beiler. In der rund 1300 Seelen zählenden Gemeinde gibt es zwar noch drei weitere Gastronomen, aber sein Kulturprogramm sei einzigartig in dem kleinen Ort. Sänger wie Dirk Zöllner, Dirk Michaelis oder der ehemalige Gitarrist der britischen Rockband «Dire Straits», David Knopfler, treten demnächst im «Zickengang» auf. «Wir sind wie eine Wohnstube und so behandeln wir die Gäste auch. Eben wie einen lieben Besuch», sagt Beiler.

Gastwirt Gunther Lassotta betreibt mit seinem Bruder das Gasthaus zur Schleuse in Kleinmachnow sowie die Waldschänke Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark). Die Waldschänke ist seit 1960 ein Familienbetrieb, hinter dem Tresen steht Lassotta schon seit 34 Jahren. Im berlinnahen Raum habe er genügend Stammgäste, aber auch Touristen genössen in seinem Biergarten den Blick auf die Kleinmachnower Schleuse. Zumal die beiden Häuser weit und breit die einzigen seien, die deutsche Gerichte anbieten.

Aber in der Vergangenheit habe es immer wieder Probleme gegeben. Zum Beispiel als zwischen 1994 und 2005 der Stahnsdorfer Damm vor den beiden Gasthäusern zur Baustelle wurde. Da sei der Betrieb auf Sparflamme gelaufen, weil kaum Gäste kamen. Heute macht Lassotta der Mangel an Nachwuchs in der Branche Sorgen.

Und nicht nur ihm, auch Wirt Thomas Hilmer vom Friesenhof Mützlitz (Havelland) beklagt das mangelnde Interesse junger Leute am Fach. «Wir brauchen auf dem Land zudem Leute, die mit dem Dorf-Jargon umgehen können», sagt er. Im Umkreis von 15 Kilometern betreibt Hilmer die einzige Gaststätte in der Region, wie er sagt. Die Anfahrtswege auf dem Land seien oft lang und die Arbeitszeiten manchmal unberechenbar. Das schrecke junge Leute ab, in Landgasthöfen zu arbeiten.

Zudem machen Hilmer steigende Lebensmittel- und Getränkekosten zu schaffen. «Doch zu sehr darf ich die Kosten nicht auf die Gäste umlagern, dann bleiben sie weg», sagt der Gastwirt. Darum gebe es für die Gäste, die zumeist aus den umliegenden Dörfern kämen, auch ein großes Schnitzel nebst Bierchen für weniger als zehn Euro. Auch der typische Dorfältesten-Stammtisch treffe sich im Friesenhof noch regelmäßig. dpa