Platz 1 der kulinarischen Hitparade des Gault Millau in NRW behauptete mit 19,5 Punkten der "unerschöpflich kreative, sich immer wieder neu erfindende" Joachim Wissler vom Restaurant Vendôme im Grandhotel Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach, durch dessen "intellektuelle Kraft akte die heiter-beschwingte, sinnlich-süffige Darbietung auf dem Teller so aussieht wie gerade vom Himmel gefallen".
Wisslers "betörende Tableaus haben nichts mehr zu tun mit den ebenso angestrengten wie anstrengenden Arrangements der Pseudo-Avantgarde, deren detailhuberischer Aufwand in keinem Verhältnis zum bescheidenen geschmacklichen Ertrag steht. Wissler kochte noch nie so glasklar, so geschmacksintensiv und zugleich so reduziert. Typisch der Rehbockrücken unter dem vitalisierenden Einfluss von feinherbem Wiesenkerbel, nussigem Pistazienpüree und pikantem Olivenknusper oder die in Mandelmilch gebeizte und von Pimenthaut umhüllte Gänseleber mit gegrilltem Mandelmilchschaum."
Ihre 18 Punkte aus dem Vorjahr verteidigten souverän mit inspirierten Gerichten:
Henri Bach von der Résidence in Essen durch Kalbskopfsalat und meersalzige Signalkrebse mit Wildkräutern, Gurkenspaghetti und Parmesanravioli,
Eric Menchon vom Le Moissonnier in Köln durch 24 Stunden eingelegtes, mit Gänseleber gefülltes Rinderrippenstück mit Tomatensirup, Speckschaum, Fladenbrot, mit Mandarine karamellisierten Chicoree, Schwarzwurzeln sowie leicht geknofelten Kartoffelkuchen,
Peter Nöthel und Peter Liesenfeld vom Hummerstübchen in Düsseldorf durch Seeteufel auf gebratenem Fenchel mit Sauce Béarnaise und schön fruchtigem Tomatenkompott,
Frank Rosin vom Rosin in Dorsten durch "gewollt klingende, aber köstlich schmeckende Zubereitungen wie Pergamentpapiergebackener Weinbergpfirsich mit Gefrorenem von altem Parmesan und süßer Paprika",
Bernd Stollenwerk vom Gut Lärchenhof in Pulheim bei Köln durch Langostinotatar mit Saiblingskaviar, knusprigem Schweinebauch und geschmolzenen weißen Zwiebeln.
Auch der "in seinen Klassikern verharrende" Dieter L. Kaufmann von der Traube in Grevenbroich behielt seine 18 Punkte, weil bei ihm "keine bunte Scharen von Zutaten in Türmchen, Schäumchen und Mixturen das Wesentliche auf dem Teller verdecken, nichts durch Marinieren, Pürieren, Schäumen übertönt wird, nichts mittels Vanille, Harissa oder Schwarzkümmelpulver maskiert wird, sondern das Produkt zunächst und vor allem nach dem Produkt schmeckt. Das klingt einfach, erfordert aber höchstes Können bei Produktwahl und Garzeitpunkten."
Eins auf die Kochmütze bekam hingegen der ebenfalls "am Herd beharrend und bewahrend wie ein Vorzeige-Konservativer agierende" Jean- Claude Bourgueil vom Schiffchen in Düsseldorf. Die Kritiker maulten über "versalzenen Tempurateig, übergarten Fisch, reichlich unsortiertes Durcheinander von Dessert und empfanden viele bekannte Gerichte, die nur etwas anders formuliert waren, als demonstrative Phantasielosigkeit."
Die Tester beschrieben und bewerteten dieses Jahr insgesamt 195 Restaurants in NRW. Unter den neu eröffneten Restaurants erreichte das La Poêle d'or des wieder einmal an den Herd zurückgekehrten Jean-Claude Bado in Köln 16 Punkte. 14 schafften die Lokale Brasserie Next Level in Bonn, Dvine und Schorn in Düsseldorf, Die alte Schlosserei in Engelskirchen (Bergisches Land), Amida in Haan, Christofs, Comedia Wagenhalle und Vintage in Köln sowie Artcuisine in Werne, 13 Punkte Vincent & Paul in Essen, Heckmanns in Köln und Gourmet 1895 in Münster.
Die besten Restaurants des Gault Millau in NRW
1. Vendôme in Bergisch Gladbach (19,5 Punkte),
2. Gourmetrestaurant Lerbach* in Bergisch Gladbach (19 Punkte),
3. Halbedels Gasthaus* in Bonn, Rosin in Dorsten, Hummer-Stübchen in Düsseldorf, Résidence in Essen, Zur Traube in Grevenbroich, Le Moissonnier in Köln, Balthasar* in Paderborn, Gut Lärchenhof in Pulheim bei Köln (alle 18 Punkte),
10. Kult in Bergisch Gladbach*, Im Schiffchen*** und Victorian in Düsseldorf, Herbert Brockel in Erftstadt, Schloss Loersfeld in Kerpen, Alfredo, La Vision und Maître im Kuckuck in Köln, Zur Post in Odenthal, Clara von Krüger** in Wermelskirchen bei Köln (alle 17 Punkte).
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