Gault Millau Weine von der Mosel 2011

Ob 2009 ein Jahrhundertjahrgang ist, wie allenthalben angekündigt, haben die umfangreichen Verkostungen der Gault Millau-Redaktion letztlich auch an der Mosel nicht entscheiden können. Fest steht allerdings: Das allgemeine Niveau ist sehr hoch und viele Weine sind exzellent. Ob sie zu wahrer Größe heranreifen, wird die Zukunft zeigen. »Unsere Prognose ist gut«, sagen Dr. Peter Henk und Dr. Eckhard Kiefer sowie der Chefredakteur des Gault Millau WeinGuide, Joel Payne.

Die Erträge waren zum Teil sehr niedrig. In den besten Fällen entstanden so Weine mit großer Konzentration und mineralischer Rasse. Edelfäule trat außer an der Terrassenmosel nur im untergeordneten Maße auf. So wundert es nicht, dass aus den Winninger Gütern Heymann-Löwenstein und Knebel auch zwei der besten Trockenbeerenauslesen des Jahres stammen.

Carl-Ferdinand von Schubert feiert de Rückkehr in die Vier-Trauben-Klasse. Das Ruwer-Traditionsgut setzte sich auf der Bundesfinalprobe gleich mehrfach bestens in Szene. So landete ein Riesling aus dem Maximin Grünhäuser Abtsberg bei den Auslesen auf Rang zwei. Schubert und sein Betriebsleiter Stefan Kraml stellten aber auch unter Beweis, dass sie die leichte Seite der Klassik beherrschen. Ihr herrlich frischer, mineralisch-animierender Kabinett aus dem Herrenberg ist Gewinner in dieser Kategorie.

Gerade im Auslese-Bereich bestach auch die Mittelmosel. Die brillanten Klassiker aus dem Hause J. J. Prüm erzielten drei Platzierungen in unserer Bestenliste. Doch der Wein des Jahres kommt aus Graach: Willi Schäfers grandiose Versteigerungsauslese aus dem Domprobst war nicht zu schlagen.

Im gebietsinternen Wettstreit hat in diesem Jahr die Saar die Nase leicht vorn. So überzeugte das Weingut von Hövel mit seinen schlanken, klassischen KabiSeite 8 von 14 nette, während bei Müller und Zilliken die Spät- und Auslesen hervorstachen. Gewohnt stark waren im feinherben Bereich die Weine von Lauer, van Volxem und Weinhof Herrenberg. Von Othegraven stellte eine geschlossene Kollektion mit eindrucksvollen Gewächsen aus den alten Reben des Kanzemer Altenbergs vor.

Das Niveau der trockenen Rieslinge ist erneut gestiegen, hat die Gault Millau Redaktion in zahllosen Verkostungen ermittelt. Der Jahrgang 2009 scheint ideal gewesen zu sein, um Prototypen dieses Stils zu erzeugen. Dabei verdienen die Gewächse von Markus Molitor und Grans-Fassian eine besondere Erwähnung. Mit durchaus unterschiedlichen Stilen stehen sie 2009 für die Gebietsspitze im trockenen Bereich. Auch Weiser-Künstlers »Große Eule« aus dem Enkircher Zeppwingert fügt sich in ein in die immer länger werdende Reihe sehr guter trockener Mosel-Rieslinge.

Die Autoren sind auch angetan von der Entwicklung an der Obermosel, an der Grenze zu Luxemburg. Dort haben einige junge Winzer in den letzten Jahren deutlich an Qualität zugelegt. Doch nicht mit Riesling, sondern mit Elbling und Burgundersorten, die dort bevorzugt gedeihen. Matthias Hild aus Wincheringen hat sich nunmehr die erste Traube verdient.

Kein anderes Anbaugebiet verfügt über eine solche Phalanx an Spitzen- Weingütern wie die Mosel. Fritz Haag, Egon Müller und Joh. Jos. Prüm bilden das Triumvirat der weltbesten Weinerzeuger an der Gebietsspitze. Ihm folgt ein Dutzend Weingüter mit vier Trauben, wobei Schubert einziger Aufsteiger in diesen erlauchten Kreis ist.

In keiner anderen Region ist das Mittelfeld im Traubenbereich so stark wie an Mosel, Saar und Ruwer. 31 Erzeuger mit drei Trauben, sogar 42 Güter mit zwei Trauben sind der Beleg für die hohe Qualitätsdichte in diesem Anbaugebiet. Carl Loewen und Martin Müllen freuen sich über drei Trauben, Blees-Ferber und Später- Veit sind neu in der Zwei-Trauben-Klasse. Gleich acht Erzeuger haben den Aufstieg in die Traubenklasse geschafft, vier mussten aber auch absteigen.

Insgesamt 124 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und Ruwer ausführlich besprochen, soviel wie in keiner anderen deutschen Weinregion. Dazu kommen 62 als empfehlenswert eingestufte Güter.

Die Sieger Gault Millau Deutschland 2011