Die ehemalige Staatliche Weinbaudomäne Niederhausen-Schlossböckelheim war jahrzehntelang der Leuchtturm im Nahe-Weinbau. Doch bereits Ende der 1980er Jahre kam eine Phase der Stagnation. Jetzt will ein potenter Investor es wissen: neuer Name, neues Erscheinungsbild, neuer Weinmacher, neuer Stil - und das alles in Verbindung mit einigen der großartigsten Weinberge der Nahe. »Wir probierten herrlich kraftvolle Rieslinge mit Würze und Spannung«, lautet das Fazit von Carsten Henn und Joel Payne, Chefredakteur des Gault Millau WeinGuide. Und sie vergaben auf Anhieb drei Trauben.
Aber auch in der Stille haben sich weitere Aufsteiger prächtig entwickelt. Immer besser wurden in den letzten Jahren die Weine der Hahnmühle im abgelegenen Alsenztal, vor allem die trockenen und edelsüßen Rieslinge. »Die heimlichen Stars der Kollektion sind aber die Traminer - Weine mit Tiefe und Kraft«, erläutern Henn und Payne. In den letzten Jahren schaffte es auch das Meddersheimer Weingut Bamberger, eigene Akzente zu setzen. »So faszinierend wie 2009 gerieSeite 9 von 14 ten die Rieslinge noch nie«, lobt die Redaktion. Seit Jahren schon bestimmen die Sekte Jahre den guten Ruf des Hauses. Beide Güter rückten in die Drei- Trauben-Zone vor.
Es tut sich viel an der Nahe, der lange Jahre der Ruf anhaftete, nicht ganz so dynamisch zu sein wie größere Anbaugebiete, zum Beispiel Rheinhessen oder die Mosel. Etliche Neuaufnahmen im Bereich der »Weiteren empfehlenswerten Betriebe« könnten bereits im nächsten Jahr den Sprung in die Traubenriege schaffen. Markus Hees hat bei Harald Hexamer gelernt, Christian Honrath absolvierte ein Praktikum bei Emrich-Schönleber und Christian Bamberger war an der University of California in Davis.
Das Weingut Closheim in Langenlonsheim schaffte es bereits in diesem Jahr in die Traubenriege. Vor allem die sehr modern und auf den Punkt vinifizierten Weine von Tochter Anette konnten die strengen Verkoster begeistern. Zum kulinarischen Interview mit Anette Closheim
Mit rassigen Rieslingen und mineralisch-straffen Burgundern schaffte das Weingut der Gebrüder Kauer aus Windesheim den Sprung in die Zwei-Trauben-Kategorie.
Insgesamt zehn Weine konnten Nahegüter in diesem Jahr in den bundesdeutschen Spitzenreiter-Listen platzieren. Aber es sind nur vier Weingüter, aus denen diese Ausnahme-Gewächse kommen. Erneut mit einem grandiosen Sekt auf Champagner-Niveau (Cuvée Mo) trumpfte das Schlossgut Diel auf. Im gelang mit einer Goldkapsel aus dem Dorsheimer Goldloch auch der Sprung unter die besten Riesling Auslesen des Jahrgangs 2009. Die meisten Nennungen erzielte erneut das Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau, das vier seiner Weine in den Listen der Besten platzieren konnte.
Großartig die Leistung von Emrich-Schönleber: Neben einer Trockenbeerenauslese bei den Edelsüßen räumte das Monzinger Weltklasse-Gut auch bei den trockenen Rieslingen ab: Platz zwei für den Monzinger Halenberg (95 Punkte), geschlagen nur von einem Ausnahmewein aus Rheinhessen. Nur knapp unterlag auch Helmut Dönnhoff in der Kategorie der besten edelsüßen Rieslinge. Seine phantastische Trockenbeerenauslese aus der Niederhäuser Hermannshöhle erzielte sensationelle 99 Punkte und musste sich nur einem 100-Punkte-Wein aus dem Rheingau geschlagen geben.
Insgesamt 39 Betriebe haben die Autoren ausführlich beschrieben und deren Weine bewertet, 26 weitere werden empfohlen.