Gerichtsverhandlung um das Restaurant Paris Bar in Berlin

Seit Mittwoch müssen sich zwei frühere Geschäftsführer der legendären Paris Bar wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Chefs des bei Künstlern und anderen Prominenten beliebten Gourmet Restaurants sollen bis zum Jahr 2005 Umsatzsteuer, Lohnsteuer und Sozialabgaben verkürzt haben.

Die Männer im Alter von 67 und 72 Jahren sind weitgehend geständig. Ein 67-jähriger Angeklagter, der selbst aus der Künstlerszene kommt, erklärte, er habe von der Buchhaltung nichts verstanden. Ein früheres Strafverfahren hätte aber «der größte aller Warnschüsse sein müssen», gestand der jetzige Angestellte der 2006 nach der Insolvenz im Vorjahr neu eröffneten Paris Bar.

Die Umsätze waren gut, Gewinne flossen nicht, beschrieb der Mann die miserable Finanzlage. Mit einem unfassbar naiven Optimismus sei das Restaurant geführt worden. Gelder wurden geborgt, um Löcher zu stopfen. Auch Bilder, die ihm Freunde aus der Kunstszene geschenkt hatten, habe er verkauft und den Erlös in das Geschäft gesteckt, erinnerte sich der frühere Wirt der Paris Bar.

Er war seit Anfang der 70er Jahre mit drei namhaften Restaurants in der Berliner Gastronomie tätig. Zu Beginn seines Engagements habe er erfahren, dass es in der Hauptstadt üblich sei, die Angaben gegenüber der Steuer zu halbieren. «Ich dachte nur, man soll keine Leute schwarz anstellen», schilderte er seine damalige Sicht der Geschäftspraxis.

Ein Finanzbeamter, der an einer Razzia in der Paris Bar beteiligt war, hatte festgestellt, dass rund die Hälfte aus dem Einkauf und Verkauf nicht verbucht worden sei. Ferner seien etwa 600 000 Euro pro Jahr an Löhnen schwarz ausgezahlt worden, berichtete der Zeuge. Es treffe zu, dass es in dieser Branche in Berlin weit verbreitet ist, Schwarzgelder zu zahlen, bestätigte der Beamte die Praxis in der Berliner Gastronomie aus seiner Erfahrung. dpa