Gesund leben mit Eckart von Hirschhausen Intermittierendes Fasten

Von Andreas Heimann

Eckart von Hirschhausen ist promovierter Mediziner, Komiker, Moderator und Entertainer. Die meisten Menschen kennen ihn aus dem Fernsehen und aus seinen Büchern. Er schreibt schon lange über medizinische Themen - und soll für den Hamburger Verlag Gruner + Jahr nun dessen Magazin «Gesund leben» aufmischen. Als Autor ist von Hirschhausen dort schon seit Jahren aktiv, nun bekommt er noch mehr Verantwortung für die Blattgestaltung. «Meine Kompetenz ist die der ungewöhnlichen Vermittlung» , sagte er. Zur Premiere hat er einen Selbstversuch im Abnehmen unternommen.

Wie kamen Sie zu der neuen Aufgabe?

Natürlich haben mich die Kollegen von Gruner + Jahr damit geködert, dass es ganz wenig Arbeit für mich sein würde, was aber gelogen war. Aber mir macht es total Spaß, mit guten Leuten zusammen etwas zu entwickeln, was es so noch nicht gab.

Und wer hatte die Idee, dass Sie das Heft aufmischen sollen?

Meine Zusammenarbeit mit «Stern Gesund leben» ist mehr als zehn Jahre alt. Ich habe nach dem Studium angefangen, als Wissenschafts- und Medizinjournalist für den «Stern» zu schreiben. Weil mich damals schon die Frage fasziniert hat, wie kommt Wissen zu den Menschen, die es am meisten brauchen und in welcher Darreichungsform verändert es Gesundheitskompetenz und idealerweise auch Verhalten. Ich hatte schon in der Kinderheilkunde kapiert, dass ganz viele von den Themen, mit denen Menschen in die Klinik oder Ambulanz kommen, nicht mit einer Tablette, einer Operation oder einem künstlichen Organ zu lösen sind, sondern dass es im Kern um Bildung und soziale Kompetenz geht: Wie lebe ich im Alltag, was esse ich, wie bewege ich mich, wie kann ich mit Stress produktiv umgehen?

Was machen Sie vor allem, Reportagen schreiben, Ideen liefern?

Meine Stücke schreibe ich selbstverständlich selber, mache Interviews und Selbstversuche - für das erste Heft habe ich 10 Kilo abgenommen und beschreibe, wie das geht. Als Blattmacher entwickle ich Themen im Austausch mit den Redakteuren und schreibe kleine Randnotizen, Editorial und steuere Bildideen und Perspektiven bei.

Wie würden Sie Ihrem Nachbarn den Unterschied zwischen dem alten «Stern Gesund leben» und dem neuen erklären?

Das Heft ist humorvoller, relevanter, lebenspraktischer, lebensbejahender und vielfältiger. Es ist wie der «Stern» bei Henri Nannen auch eine Wundertüte in dem Sinn, dass jeder etwas findet, wo er andocken kann. Aber es ist im Gegensatz zu vielen anderen Gesundheitsmagazinen nicht ein reines Wir-fühlen-uns-wohl-wir-machen-Yoga-Ding, wir sind alle im Flow und fühlen uns zu Hause kuschelig. Das wäre mir zu wenig. Und ich glaube, dass dieses Heft einerseits Tiefe hat und gleichzeitig gute Laune macht. Ich behaupte, dass ich bei «Stern Gesund leben» nicht über Personality punkten muss, sondern über Inhalt.

Aber Gruner + Jahr hat Sie doch gecastet, weil Sie eine so bekannte Marke sind?

Meine Kompetenz ist die der ungewöhnlichen Vermittlung. So wie ich mit meinem medizinischen Kabarett einen Stil geprägt habe, möchte ich mit «Stern Gesund Leben» ein modernes Wissensmagazin schaffen, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit Augenzwinkern. Auf Basis der wissensbasierten Medizin, kein reines Esogewäsch, keine Gefälligkeitstexte für Anzeigenkunden. Korallenpulver wirkt nicht. Punkt. Ich habe auch im Gegensatz zu vielen anderen öffentlich bekannten Menschen keinen einzigen Werbevertrag. Ich habe nie Wurstsalat oder sonstige Dinge in die Kamera gehalten und verzichte da auf eine ganze Menge Geld. Diese Unabhängigkeit ist für mich ein hohes Gut.

Wie kam es denn zu der Titelgeschichte?

Das Titelthema übers Abnehmen war für mich wie eine kleine öffentliche Wette. Die Idee dazu entstand miteinander. Vorgenommen hatte ich mir das jedes Silvester die vergangenen zehn Jahre. Und dann kam immer was dazwischen. Aber dann habe ich gedacht, wenn das die Titelgeschichte wird, dann musst du jetzt auch liefern.

Und Ihr Ansatz zum Abnehmen?

Intermittierendes Fasten! Kein Pulver, keine Sekte, keine Ideologie. Egal ob du Wurst oder Ananas gerne isst, mach' einfach lange Pausen zwischen den Mahlzeiten. Die Pause ist das Wichtigste, und zwar 16 Stunden. In den verbleibenden 8 Stunden kannst du essen, was du willst. Konkret esse ich an mehreren Tagen in der Woche zuletzt um 18 Uhr, und dann erst wieder am nächsten Morgen nach 10 Uhr. In der Zwischenzeit erholt sich der Körper, die Organe regenerieren, Fett wird eingeschmolzen, und nachweislich hält dieser Rhythmus jung.

Was ist denn für das Magazin Ihr Kriterium für Erfolg?

Ich habe gelernt in meinen ersten 50 Lebensjahren: Du hast verloren, wenn du deinen Erfolg im Außen suchst, Quote oder Auflage allein zählen für mich nicht. Jeder Leser möge gestaunt, geschmunzelt, etwas dazugelernt haben und Lust und Neugier bekommen. Ich würde behaupten, wenn man dieses Heft gelesen hat, dann hat man für jede Runde was Spannendes zum Weitererzählen. Mein Kriterium für das neue Magazin: Ich habe mich nicht gelangweilt. Und auch niemanden sonst.

Gibt es Themen, die Sie nie lesen möchten?

Nee, Tabus finde ich, sind dazu da, sie zu brechen. Es muss nicht jedes Thema jedem Leser gefallen, aber es ist die Mischung, die's macht. Fotostrecken über den Ursprung der Schamanen, Wissenstücke, was eigentlich das Kleingedruckte auf dem Brillenrezept bedeutet, Tipps für coole Apps genauso wie witzige Schnappschüsse. Ich habe schon den Anspruch, dass es in jedem Heft ein Thema gibt, wo die Leser denken, da trauen die sich was. dpa

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Info: Mit der Ausgabe 1/18 am 3. Januar erscheint der STERN-Ableger optisch und inhaltlich rundum erneuert erstmals als Hirschhausens STERN GESUND LEBEN.

Post Credit: Sitzen ist das neue Rauchen

Eckart von Hirschhausen warnt vor einer neuen Volkskrankheit. "Sitzen ist das neue Rauchen", sagt der 50-jährige "Doktor der Nation" im Interview mit GALA (Heft 02/2018, EVT 04.01.18). "Fälschlicherweise denken wir ja leider, Bewegung heißt, man hat einen Vertrag mit einem Fitnessstudio, in dem man mit schlechtem Gewissen dreimal im Monat auftaucht. Besser ist, sich im Alltag jede Stunde mal fünf Minuten zu bewegen." Dass immerhin die Lust am Rauchen vor allem bei Jugendlichen nachgelassen hat, analysiert er mit einem Augenzwinkern: "Vielleicht zünden sie nur deshalb keine Zigaretten mehr an, weil sie das Handy dazu aus der Hand legen müssten." ots

ZUR PERSON:

Dr. Eckart von Hirschhausen, geboren 1967, studierte Medizin und Wissenschaftsjournalismus in Berlin, London und Heidelberg. Er arbeitet als Komiker, Autor und Moderator. Fernsehzuschauer kennen ihn etwa aus den ARD-Sendungen «Frag doch mal die Maus» oder «Hirschhausens Quiz des Menschen». Seine Bücher wie «Die Leber wächst mit ihren Aufgaben» landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten.