Von Uta Knapp
Die grüne Branche ist mächtig unter Druck. Mit einem Gesamtumsatz von knapp 17,1 Milliarden Euro sind die Geschäfte der Händler und Produzenten im vergangenen Jahr so schlecht gelaufen wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Nach dem kräftigen Minus von sechs Prozent sucht die deutsche Gartenbranche nun nach Auswegen aus der Misere.
Die Verbraucher konnten sich dagegen über einen Preisrückgang von rund einem Prozent freuen, berichtet der Gartenmarkt-Experte und Unternehmensberater Klaus Peter Teipel. Für 2014 hofft die Branche bei weitgehend stabilen Preisen auf ein Umsatzplus von 3,5 Prozent.
Neben den Wetterkapriolen des vergangenen Jahres klagen die Betriebe auch über einen knallharten Preiskampf. 2013 sei von einem «extremen Leidensdruck» geprägt gewesen, heißt es in einer Mitteilung des Industrieverbands Gartenbau (IVG).
Auch im laufenden Jahr werde es zu einem Verdrängungswettbewerb kommen, der über «Preis-und Rabattschlachten» ausgetragen werde, schreibt der Branchenverband in seinem Jahresbericht 2014. Zusätzlich seien die Preise voriges Jahr durch Rabattaktionen im Zusammenhang mit der Insolvenz der Baumarktketten Praktiker und Max Bahr unter Druck geraten.
Verlierer seien seit Jahren insbesondere die traditionellen Blumenfachgeschäfte, kleine Gärtnereien sowie Markt- und Straßenhändler. Gewonnen haben nach Einschätzung des IVG dagegen große Gartencenter, Baumärkte mit Gartenabteilungen, Supermärkte und Discounter sowie Internet- und Versandhändler.
Neue und alte Garten-Trends sollen nun die Kauflust der Verbraucher wieder in Schwung bringen. Die Hoffnungen ruhen dabei auch auf deutschem Traditionsgemüse: «Grünkohl ist ein Riesen-Hype in den USA», sagt der Trend- und Markenexperte Oliver Nickel. Auch gesundheitsbewusste Hollywood-Stars propagierten bereits den Genuss des eher herb schmeckenden Grünzeugs.
Selbst gezogene Gesundheits-Snacks seien ebenso in Mode wie «Parkplatz-Salatfarmen». Als eine Art «Fast Food für Fortgeschrittene» würden Pflanzen im «Grow-to-go»-Karton angeboten, in neuartigen Gewächshäusern sollen die Kunden den zuvor selbst geernteten Salat gleich mit nach Hause nehmen, so der Experte. Und lebende Pflanzen-Vorhänge sollen mehr Grün in die Wohnung bringen.
Kräftezehrendes Schuften im Garten ist dagegen nach den Prognosen überhaupt nicht im Trend. «Der Garten wird nicht zur Arbeit gemacht, sondern zur Erholung», ist sich Experte Teipel sicher. Gefragt sei Wohnen und Essen im Garten. Das Grüne habe dabei mehr die Funktion eines «Rahmens» oder einer «Tapete».
Ganz gegen den Trend stemmt sich jedoch eine Bastion von Gartenmuffeln: Mehr als jeder dritte Deutsche hat nach der Analyse überhaupt kein Geld für das grüne Hobby übrig. dpa