Von Annette Rehn
In den Osterferien zieht es viele Touristen in die Urlaubsregionen von Rheinland-Pfalz. Wenn Wanderer, Radfahrer oder Familien hier übernachten wollen, haben sie aber nicht nur die üblichen Hotel- und Pensionszimmer zur Auswahl. Die Gastbetriebe bieten auch Kurioses: Weinfässer, Zirkuswagen, Eisenbahnwaggons, einen Turm, ein ehemaliges Gefängnis und Heubetten.
In PFALZFELD (Rhein-Hunsrück-Kreis) können Besucher in ehemaligen Eisenbahnwaggons übernachten. Drei Wagen bieten Platz für insgesamt 50 Gäste. Frühstück gibt es in einem Gesellschaftswagen. Viele Motorradfahrer, Wanderer und Radfahrer, aber auch Schulklassen kämen zum «Café-Bistro Alter Bahnhof», sagt Christine Melis, Pächterin des ehemaligen Bahnhofsgeländes. 1983 habe die damalige Bundesbahn die Strecke Simmern-Emmelshausen stillgelegt. Fünf Jahre später habe der ehemalige Lokführer Wolfgang Standop das Bahnhofsgebäude gekauft und renoviert. Standop sei es auch gewesen, der die Idee für den Umbau der Waggons hatte und sie nach Pfalzfeld holte.
Schlafen in einem Weinfass - das können Urlauber in RIOL im Kreis Trier-Saarburg. Jeweils zwei Gäste finden in einem von insgesamt vier hölzernen Fässern am Freizeitsee Triolago Platz. «Wir haben viele Radfahrer hier», sagt Claudia Schröder vom Triolago. Es kämen aber auch Wanderer oder die Oma mit dem Enkel, die etwas Besonderes erleben wollten. Auf dem unterhalb des Sees liegenden Campingplatz gibt es noch fünf weitere Schlaf-Fässer.
Einen Katzensprung von Rheinland-Pfalz entfernt im hessischen RÜDESHEIM geben Weinfässer auch nicht nur dem Rebensaft eine vorübergehende Heimat. Im Hotel Lindenwirt sind sechs Fässer Anfang der 1970er Jahre zu kleinen Zimmern ausgebaut worden. Die großen Exemplare dienten früher tatsächlich der Weinlagerung. Heute befinden sich darin jeweils zwei in die Wölbung eingebaute Betten. Angebaut sind an jedes Fass noch «Wohnzimmerchen» mit einem Fernseher und einem Badezimmer.
Wer schon immer mal in einem echten Zirkuswagen wohnen wollte, kann dies im nordpfälzischen LOHNSFELD. Die 59-jährige Doris Stierner vermietet dort einen etwa drei mal sechs Meter großen Holzwagen. Das Gefährt verfügt über eine Küchenecke mit Schlafbereich. Steiner vermietet den Wagen an Urlauber, aber auch für Hochzeits- und Geburtstage sowie Kinderfeste. Gekauft hat sie die rollende Wohnung von einer Familie, die nach Sri Lanka auswanderte. «Ich hab ihn ganz lang allein genutzt», sagt Steiner. Irgendwann sei die Idee gekommen, ihn zu vermieten.
Im Kutscherhaus am Weiher in HUNDSDORF im Westerwald kommen «Zirkus-Nostalgiker» ebenfalls auf ihre Kosten. Laut der Regionalagentur Westerwald Touristik-Service sind hier Übernachtungen für zwei Gäste in einem originalgetreu restaurierten Zirkuswagen aus den 1920er Jahren möglich. Der ehemalige Direktionswagen mit viel Holz bietet zwei Schlafkojen und eine ausziehbare Veranda.
Wer es robuster mag, kann sich im 14 Meter hohen Herzogturm an der FREINSHEIMER Stadtmauer (Kreis Bad Dürkheim) einquartieren. Der einstige Wehr- und Gefängnisturm aus dem 15. Jahrhundert hat eine Grundfläche von sieben mal sieben Metern, im Erdgeschoss sind die Mauern zwei Meter dick. Die Eigentümer des nahen Landhotels Altes Wasserwerk haben den Turm gepachtet und zwei Doppelzimmer darin eingerichtet, die seit 2007 angeboten werden.
Ein noch unverfälschteres Gefängnisfeeling können Gäste im Hotel «Alcatraz» in KAISERSLAUTERN erleben. Das ehemalige Gefängnis ist seit 2008 ein Hotel. Neben «normalen» Zimmern bietet es auch modernisierte Zellen - mit offenen Toiletten, Betten im alten Stil und Dusche auf der Etage. Kollektives Schlafen in duftendem Heu ermöglicht der Höhenhof in HOLZBACH im Rhein-Hunsrück Kreis in sogenannten Heuhimmelbetten. Fünf davon bieten Platz für je vier Gäste, eines für drei. Und damit es nicht zu kühl wird, ist das Heuhotel mit einer Zentralheizung ausgestattet. dpa