Dem Molotow sei kurz vor Weihnachten vom Vermieter zum 30. Juni 2024 gekündigt worden, sagte Betreiber Andi Schmidt in Hamburg. Doch der Bau ihrer eigentlich geplanten neuen Unterkunft auf der Reeperbahn im sogenannten Paloma-Viertel hat noch nicht begonnen, die Planungen hängen seit Jahren in der Luft. Damit müsse der Club nun bereits zum dritten Mal in zehn Jahren den Interessen von Investoren weichen, wie Schmidt auf Instagram postete. Zudem sei die Zukunft aufgrund explodierender Mieten extrem ungewiss und unsicher. Der Projektentwickler René Marn, der für den Neubau des Hotels am Nobistor 14 zuständig ist, wollte sich am Mittwoch zunächst nicht dazu äußern.
Die Nachricht hat auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) beschäftigt. "Die Kündigung durch den Eigentümer ist ein harter Schlag. Ich kann & will mir eine Kulturstadt Hamburg ohne @MolotowHamburg nicht vorstellen", postete er im sozialen Netzwerk X. Die Behörde sei mit dem Molotow in Kontakt. "Wir werden uns schnell mit möglichst allen Akteuren treffen, um eine Perspektive für den Club zu finden", schrieb er. Die Gespräche sollen sehr zügig im neuen Jahr laufen, sagte ein Behördensprecher am Mittwoch in Hamburg. Erste Terminvorschläge gebe es Betreiber Schmidt zufolge bereits.
Auch für das Bezirksamt-Mitte kam die Kündigung unerwartet, Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer fand deutliche Worte: "Die vor Weihnachten ausgesprochene Kündigung des Molotow hat hier alle sehr überrascht. Der Projektentwickler hat uns eine Woche vorher noch versichert, dass eine kurzfristige Kündigung nicht anstehe und daher Zeit bleibe, eine Lösung für das Molotow zu suchen. Als besonders verlässlich nehmen wir ihn daher gerade nicht wahr." Der Kiez sei ohne seine Clubs nicht denkbar, das gelte besonders für das Molotow.
Am Samstag hat Andi Schmidt eine Solidaritätsdemo mit bekannten Musikern, darunter die Punkband Team Scheisse, und einer Kundgebung durch St. Pauli geplant. Damit soll auch ein Zeichen gegen Investoren, Politik und Verwaltung gesetzt werden. "Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie sich eine Stadt langsam abschafft und immer stiller wird!" Der Polizei zufolge werden bei der Kundgebung "Molotow Must Stay" rund 3000 Teilnehmende erwartet.
Kultur müsse bei der Stadtentwicklung mehr beachtet werden, schreibt Andi Schmidt in seinem Instagram-Statement. "Es gilt, Kulturorte künftig besser zu schützen und der Kultur abseits der Elbphilharmonie in Hamburg mehr Gewicht und mehr Gehör zu verschaffen." dpa