Beruf und Privatleben sind für Angela Inselkammer eines. «Die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit gibt es bei mir nicht», sagt die 57-Jährige. Sie ist mit Leib und Seele Gastwirtin und Hotelier. Mit ihrer Familie führt Inselkammer den Brauereigasthof samt Hotel und Privatbrauerei in Aying vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt München. Schon der russische Präsident Wladimir Putin und andere Staatenlenker speisten dort.
Künftig wird Inselkammer die Interessen des Gastgewerbes landesweit vertreten. Als erste Frau in der Geschichte des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes wurde sie am Montag in Kulmbach zur Präsidentin des Branchenverbandes gewählt. Sie bekam 92 Prozent der Delegiertenstimmen und löst Ulrich N. Brandl ab, der nicht mehr für das Spitzenamt kandidiert hatte.
«Ich will den vielen kleinen und großen Familienbetrieben eine Stimme geben», sagt die 57-Jährige. «Schließlich sind wir eine systemrelevante Branche», ergänzt sie und schiebt gleich die Frage hinterher: «Was wäre, wenn es die Hotellerie und Gastronomie nicht gäbe? Viele Höhepunkte und die schönsten Stunden im Leben der Menschen finden in unserer Branche statt.»
Als wichtigste Aufgabe ihrer dreijährigen Amtszeit sieht Inselkammer die Nachwuchswerbung an. «Wie alle Dienstleistungsberufe haben wir Probleme», weiß sie. «Aber wir wollen Eltern die Sicherheit geben, dass ihre Kinder im Gastgewerbe einen Beruf erlernen können, der Garant für finanzielles Auskommen und Erfolg ist.» Und mit Blick auf die Flüchtlingskrise fügt sie hinzu, dass die Branche auch ausländischen Bewerbern offenstehe. «Schließlich besuchen viele Gäste aus dem Ausland unsere Gasthäuser und Hotels.»
Neben der Imageverbesserung will die neue Verbandschefin die Rahmenbedingungen im Gastgewerbe verbessern. «Wir sind sehr stark reglementiert», sagt die 57-Jährige mit Blick besonders auf die Arbeitszeiten. Eine Flexibilisierung sei notwendig. Mit dem oft gescholtenen EU-Recht habe dies im Übrigen nichts zu tun. «Das ist eine rein deutsche Angelegenheit.»
Gasthof, Hotel und Brauerei Aying sind ein typischer Familienbetrieb. Angela Inselkammers Ehemann Franz hat sich zwar weitgehend aus dem Arbeitsleben zurückgezogen. Dafür gehört Tochter Ursula zur Geschäftsführung in Gasthof und Hotel, während Sohn Franz die Privatbrauerei als inzwischen sechster Bräu von Aying leitet.
Wenn Angela Inselkammer sich ausnahmsweise einmal nicht um Gasthof, Bräustüberl und Hotel kümmert, «genieße ich es, mit meinem Hund im Wald spazierenzugehen». Als Präsidentin des Branchenverbandes wird sie dafür freilich in Zukunft kaum noch Zeit haben. dpa
Dehoga Bayern
Nach Verbandsangaben gibt es knapp 30 000 Gaststätten und mehr als 10 000 Beherbergungsbetriebe in Bayern. Sie beschäftigen über 350 000 Menschen, an die 10 000 Auszubildende kommen hinzu. Der Jahresumsatz der Branche liegt bei 14 Milliarden Euro.