Hotels und Restaurants suchen Azubis

In der boomenden Tourismusbranche Berlins fehlen Nachwuchskräfte. Nun will der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Berlin an diesem Donnerstag (12. Januar) mit einer langen Nacht der Aus- und Weiterbildung junge Leute für die Branche interessieren. Dabei geben fast 50 Betriebe Einblick in Ausbildungsberufe wie Koch oder Hotelkaufmann. Mit dabei sind viele Hotels wie Grand Hyatt, Westin, Adlon, Estrel oder Hilton, aber auch Restaurants, zum Beispiel Nola's am Weinberg.

Nach Einschätzung von Dehoga-Geschäftsführer Gerrit Buchhorn fehlen in Berlin Hunderte Lehrlinge. «Derzeit gibt es 5400 Auszubildende, vor zwei Jahren waren es aber mehr als 6000.» Gleichzeitig steigt die Zahl der Gästebetten immer weiter - auf inzwischen fast 120 000 in mehr als 750 Hotels. In der Hauptstadt gibt es laut Dehoga über 50 000 Arbeitsplätze in der Branche.

Buchhorn kritisierte bei den Bewerbern fehlende Zuverlässigkeit. «Manche kommen nicht zum vereinbarten Termin, dann erscheint jemand in zerrissenen Jeans zum Vorstellungsgespräch.» Das mangelnde Interesse des Nachwuchses führt er unter anderem auf das Image der Branche und die geforderte Flexibilität zurück. Er hebt aber hervor, dass die Gehälter höher seien, als viele vermuteten. «Außerdem kann man weltweit arbeiten, das geht in kaum einer anderen Branche so leicht.»

Die lange Nacht soll Einblick geben in die sechs Berufe Koch, Hotelfachmann, Hotelkaufmann, Restaurantfachmann, Fachkraft im Gastgewerbe und Fachmann für Systemgastronomie. Da keine Anmeldungen nötig sind, ist die Teilnehmerzahl schwer abzuschätzen. Buchhorn wäre mit 1500 Interessierten zufrieden. Die Dehoga gibt sich jedenfalls viel Mühe und wirbt auf Twitter, Facebook und You Tube - und zwischen den Ausbildungsbetrieben verkehren stündlich kostenlose Shuttlebusse.

Nur jeder Zehnte kommt durch

Bei den Spitzenhotels gibt es eine strenge Auslese der Bewerber. So kommt beim Westin Grand - einem großen Hotel mit 400 Zimmern in Berlin - nur einer von zehn durch. Das sagte Hoteldirektor Rainer Bangert der dpa.

Das Hotel Westin Grand Berlin beteiligt sich an der langen Nacht der Aus- und Weiterbildung. Geht Ihnen der Nachwuchs aus - und müssen die Hotelgäste ihre Betten bald selber machen?

Bangert: «Nachwuchs ist nicht das Problem. Aber als Haus der Spitzenhotellerie brauchen wir die Besten. Sehr gute englische Sprachkenntnisse, Dienstleistungsbereitschaft und absolute Gästeorientierung und Freundlichkeit, auch wenn es mal stressig wird, sind bei uns Voraussetzung für eine Anstellung. Da ist die Auswahl schon nicht mehr ganz so groß. Von zehn Bewerbern besteht in der Regel nur einer unser Assessment Center. Und was die Betten angeht: Viele Gäste sind so begeistert, dass sie unser Bettenmodell auch für zu Hause kaufen - und dann in der Tat vielleicht auch selbst die Betten machen.»

Warum sollte sich ein junger Mensch für einen schlecht bezahlten Hoteljob entscheiden statt für eine Ausbildung in der Metall- und Elektrobranche?

Bangert: «Das Einstiegsgehalt ist nicht alles. Wer bei uns als Azubi startet, bekommt nicht nur die Möglichkeit, relativ schnell ganz nach oben zu kommen. Als internationale Hotelkette bieten wir darüber hinaus weltweite Einsatzmöglichkeiten in allen Bereichen eines Hotels. Und vergessen Sie den Glamourfaktor nicht. Dem Hollywoodstar das Frühstück zu servieren oder Treffen internationaler Spitzenpolitiker und Konzernmanager zu organisieren, davon kann eine Azubi in der Metall- und Elektrobranche doch nur träumen.»

Der Wettbewerb um Hotelgäste, aber auch um Personal in der Hauptstadt wird schärfer. Müssen Sie den Nachwuchs bald mit kostenlosen Hotelübernachtungen und Fahrservice locken oder wie macht sich ein Arbeitgeber attraktiv?

Bangert: «Die Auslastung ist trotz des Wettbewerbs nicht unser Problem. Wir sind als vom World Travel Award ausgezeichnetes führendes deutsches Business Hotel gut nachgefragt. Und so wie wir als Gastgeber attraktiv sind, sind wir auch als Arbeitgeber beliebt. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir nicht nur besonders gute Leistungen unserer Mitarbeiter in Anerkennungsprogrammen honorieren, sondern auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Beim Personal ist die Fluktuation recht gering, auch das zeigt, wie zufrieden die Angestellten sind. Außerdem: Wir haben zwar keinen Limousinen-Service, aber für alle Mitarbeiter das BVG-Jobticket im Angebot.»