Hubschrauber gegen Hagel und zum Spritzen in Steillagen

Mit einjähriger Verzögerung soll die von Pfälzer Winzern geplante Hagelbekämpfung aus der Luft nun im Frühsommer starten. Ab Mai soll ein Kleinflugzeug die Millionenschäden verhindern, die Hagelschauer in den Weinbergen regelmäßig anrichten, wie der Geschäftsführer des Weinbauverbands Pfalz, Dirk Gerling, sagte. Das Flugzeug soll bei Hagelwarnung abheben und den Wirkstoff Silberjodid in die Wolken sprühen, um die Eiskörner zu verkleinern oder sogar aufzulösen.

Eigentlich war der Start bereits für Mai 2012 vorgesehen. Doch das Genehmigungsverfahren habe sich unerwartet lang hingezogen, sagte Gerling. Ende Januar sollen nun die letzten Unterlagen eingereicht werden. «Dann sollte es relativ flott mit der Genehmigung gehen», sagte Gerling. Der Hagelflieger ist auch Thema bei den Pfälzischen Weinbautagen kommenden Dienstag und Mittwoch in Neustadt an der Weinstraße.

Das Flugzeug wird von einem Verein mit rund 500 Mitgliedern finanziert, darunter neben Winzern auch Gemüsebauern, Gemeinden und Unternehmen. Die bisherigen Investitionen bezifferte Gerling auf 75 000 Euro, die laufenden Kosten schätzte er auf bis zu 60 000 Euro pro Jahr. Die Technik wird teilweise schon seit Jahrzehnten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz angewandt. In der Pfalz ist zunächst eine zweijährige Testphase mit wissenschaftlicher Begleitung geplant. 

Erste Testflüge für unbemannten Spritzhubschrauber geplant

Ein neu entwickelter unbemannter Spritzhubschrauber für steile Weinberge soll in diesem Sommer zu ersten Testflügen abheben. Auf dem Flugplatz Neumagen-Dhron werde der Kleinhubschrauber dann auf seine Flugtauglichkeit geprüft, sagte der Leiter des Forschungsprojektes beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, Freimut Stephan.

Forscher wollen den 85 Zentimeter hohen und 1,80 Meter langen Hubschrauber bis 2015 flugtauglich machen: Mit Hilfe eines Autopiloten soll er Reben in ein bis zwei Metern überfliegen - und den Winzern so beim zielgenauen Spritzen helfen.

Der in dem 1,1 Millionen Euro teuren Forschungsprojekt zu entwickelnde Hubschrauber könne in Steillagen tiefer, leiser und genauer spritzen als bislang eingesetzte Hubschrauber mit Piloten an Bord. Bislang seien zwei kleine Spritzhubschrauber entwickelt worden, die mechanisch und elektronisch aber noch verbessert werden müssten, sagte Stephan. Das neue Fluggerät sei weltweit einzigartig und könnte 25 Liter Spritzmittel transportieren.

«In den Steillagen gibt es zum Pflanzenschutz aus der Luft keine Alternative», sagte der Leiter des DLR, Hubert Friedrich. Je genauer das Spritzmittel ausgetragen werde, desto besser für den Winzer. Die Mosel gilt als größtes zusammenhängendes Steillagengebiet der Welt. Wegen der hohen Arbeits- und Kostenbelastung haben Winzer in den vergangenen Jahren immer wieder Weinberge aufgegeben. dpa