Insel-Tourismus Erste Startsignale

Nordfriesland fährt den Tourismus langsam und unter strengen Auflagen wieder hoch: Am 1. Mai startet der Kreis mitsamt Inseln und Halligen als zweite und wohl größte touristische Modellregion Schleswig-Holsteins. Das Projekt läuft zunächst bis zum 31. Mai mit der Option auf Verlängerung.

Mehrere Tausend kleine und größere Betriebe beteiligen sich nach Angaben des Kreises an der Modellregion. In diesen Tagen bereiten sich unter anderem Gastronomen und Vermieter in Nordfriesland auf den erwarteten Gästeansturm am Samstag vor. Auch die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) bietet dann wieder mehr Fahrten zu den Inseln Amrum und Föhr an als bisher. So gibt es im Mai ab Dagebüll täglich zwischen 12 und 13 Abfahrten nach Föhr und Amrum beziehungsweise in der Gegenrichtung zum Festland, wie die Reederei mitteilte. «An stark gebuchten Tagen werden zusätzliche Fähren eingesetzt.»

«Für uns stand nicht eine Sekunde zur Diskussion, dass wir an der Modellregion teilnehmen wollen», sagte Dominic Cloudt, der gemeinsam mit seiner Frau und einem Geschäftspartner Anfang des Jahres den Campingplatz Dünencamping in Wittdün auf Amrum übernommen hat. Er erwartet am ersten Wochenende gut 50 Anreisen. «Ab Mitte nächster Woche sind wir für das, was wir dürfen, so gut wie ausgebucht.» Eine der größten Auflagen sei das Thema Testen.

Alle 48 Stunden müssen sich die Gäste in der Modellregion Nordfriesland testen lassen, wer in der Innengastronomie Platz nehmen will, muss ein maximal 24 Stunden altes Ergebnis vorweisen können. Um es seinen Gästen so angenehm wie möglich zu machen, habe man sich entschieden, selbst zu testen, sagte Cloudt. Gemeinsam mit den Betreibern des Hotels Seeblick in Norddorf hat das Dünencamping-Team ein eigenes Testzentrum mit Standorten an den jeweiligen Betrieben gegründet. Rund 10 000 Tests pro Woche können hier insgesamt gemacht werden.

Nicole Hesse vom Hotel Seeblick ist froh über die Modellregion. «Für uns war es die einzige und auch eine gute Möglichkeit zu zeigen, dass sicherer Tourismus möglich ist.» Sie seien sehr gut, aber nicht zu hundert Prozent ausgebucht, sagte Hesse. Dies sei aber auch gut, um zu schauen, wie es funktioniere. Die «Riesenverantwortung», die sie auch für den Tourismus insgesamt hätten, sei ihnen schon bewusst.

Auf der Nachbarinsel Sylt sind die Vorbereitungen ebenfalls im vollen Gang. Bei Jürgen Gosch wird seit Tagen geputzt und gebohrt: «Wir sind hier nur am Saubermachen, ich glaube, ich habe noch nie so viel geputzt wie in diesem Jahr», sagte der Fischunternehmer, der auf Sylt Läden in List, Westerland und Wenningstedt hat. «Ich habe mich dazu entschieden, an der Modellregion teilzunehmen, da müssen wir jetzt durch.» Auf die ab Samstag erwarteten Gäste fühlt er sich nach eigenen Angaben gut vorbereitet.

Auch am Strand vor Westerland ist jetzt wieder mehr Betrieb als in den stillen Lockdown-Monaten. Täglich schaffen Ulrich Hoenack und sein Team Strandkörbe aus dem Winterlager an den Strand. «Wir geben jetzt Gas: Bis Montag wollen wir 800 Körbe an den Stränden haben», sagt der Oberstrandkorbwärter der Gemeinde Sylt. Zuletzt hatten sie nur wenige Körbe herausgeholt, weil Urlauber nicht auf die Insel kommen durften. Bis Ende Juli sollen dann alle 4000 Körbe an den Stränden in der Gemeinde stehen.

In der Schleiregion und in Eckernförde dürfen Urlauber bereits seit dem 19. April unter strikten Vorgaben und mit deutlichen Einschränkungen Ferien machen. Weitere Modellvorhaben sind an der Lübecker Bucht und in Büsum (Kreis Dithmarschen) vorgesehen. Die Projekte sollen belegen, dass auch unter Corona-Bedingungen ein sicherer Urlaub möglich sein könne.

Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) zog eine positive erste Bilanz. «Es läuft glaube ich sehr gut», sagte er mit Blick auf die Modellregion Schlei/Eckernförde. Und obwohl mit Nordfriesland eine Region mit einer anderen Größenordnung am Start ist, sei er auch da sehr optimistisch, dass das alles positiv laufe. dpa

Ostfriesische Inseln: Insel-Tourismus hofft auf Startsignale

Mehr als zwei Wochen nach der Einsendung eines Konzepts zur Öffnung von Tourismus und Gastgewerbe warten die Ostfriesischen Inseln auf Signale von der Landesregierung. «Wir haben noch keine offizielle Rückmeldung vom Land bekommen, was wir sehr bedauerlich finden», sagte der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Ostfriesischen Inseln GmbH, Wilhelm Loth, der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe nicht darum, um jeden Preis zu öffnen. «Aber wir wünschen uns, dass man sich mit den flankierenden Sicherheitsmaßnahmen, die wir vorschlagen, auseinandersetzt», sagte Loth. Man hoffe auf Gespräche, möglichst in der kommenden Woche.

Die Inseln hatten der Landesregierung ein Öffnungskonzept vorgeschlagen. Darin ist eine dauerhafte Öffnung der touristischen Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe sowie Freizeiteinrichtungen vorgesehen, verbunden mit einem strickten Testkonzept und wissenschaftlicher Begleitung. Im ersten Schritt soll es nur um den Übernachtungstourismus gehen, nicht um Tagesausflügler.

Die Inseln böten gute Voraussetzungen für vorsichtige Öffnungen, da der Zugang und die Testmöglichkeiten über die Fährorte «ein Flaschenhals» sei, sagte Loth. Es sei gelungen, ein «sehr gutes Papier» samt einer medizinischen Expertise dem Land zu übergeben, hieß es. Nachdem die Bundes-Notbremse Regelungen für Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 treffe, sollten nun auch Antworten gefunden werden, was in Regionen mit Werten unter 100 passiere.

Mit ein wenig Wehmut blicken die Inseln auf die touristischen Modellprojekte in Schleswig-Holstein. «Die unterscheiden sich von dem, was wir vorhaben, nicht wesentlich», sagte der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft der Ostfriesischen Inseln, Göran Sell. Eine Wettbewerbsverzerrung sei zu befürchten. Loth hob zugleich aber auch den Wert der Vorhaben im Nachbarbundesland hervor. Jedes Modellprojekt helfe, um so Fallbeispiele zu sammeln.

In Nordfriesland fährt der Tourismus an diesem Wochenende langsam und unter strengen Auflagen wieder hoch. In der zweiten touristischen Modellregion Schleswig-Holsteins sind Übernachtungsgäste etwa auf den Inseln und Halligen wieder willkommen. In der Schleiregion und in Eckernförde dürfen Urlauber bereits seit dem 19. April unter strikten Vorgaben und mit Einschränkungen Ferien machen.

Am Freitag wurde bekannt, dass die Landesregierung mögliche Lockerungen der Corona-Beschränkungen im Zuge der Erarbeitung der nächsten Corona-Verordnung, die vom 10. Mai an gelten wird, prüft. «Wir werden in der nächsten Woche die Einzelheiten der zu erwartenden Verordnung miteinander besprechen», sagte Ministerpräsident Stephan Weil etwa mit Blick auf eine mögliche Öffnung der Außengastronomie.

Nach möglichen Gesprächen in der kommenden Woche gebe es auf den Ostfriesischen Inseln noch Hoffnung, spätestens bis Pfingsten, also Ende Mai, öffnen zu können, sagte Loth. Die Inseln brauchen zwei bis drei Wochen, um Betriebe und Testkapazitäten hochzufahren.

Das Niedersächsische Gesundheitsministerium prüft eigenen Angaben zufolge das Konzept der Inseln zusammen mit dem Landesgesundheitsamt. Aus dem Ministerium hieß es auf dpa-Anfrage: «Gespräche zwischen den Verantwortlichen des Modellprojektes und Vertretern der Landesregierung könnten zielführend erst dann erfolgen, wenn das Konzept inhaltlich vom hiesigen Ministerium abschließend geprüft und durch die Hausleitung beurteilt worden ist.» Sobald dies geschehen sei, würden die Projektverantwortlichen Nachricht erhalten. dpa