IPA, Bock, Weizen, Pils Welches Bier zu wem und wozu passt

Von Marie Blöcher

Wasser, Malz, Hopfen und Hefe - nur vier Zutaten sind es, aus denen Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot besteht. Und trotzdem: Bier ist nicht gleich Bier. «Verschiedene Arten von Malz, Hopfen und Hefe und unterschiedliche Braustile können ohne zusätzliche Zutaten vielfältige Aromen schaffen», sagt Werner Gloßner vom Verband Private Brauereien. Aber was ist das Besondere an verschiedenen Bieren? Wie unterscheidet sich der Geschmack? Und zu welchem Anlass und Essen schmeckt wem welches Bier?

- Pils: Das Pils ist der Klassiker. Frisch, herb und hopfenbetont ist es das meist verkaufte Bier in Deutschland, erklärt Sandra Ganzenmüller vom Verband der Diplom-Biersommeliers. «Ein Pils ist etwas für den unkomplizierten Biertrinker und ist ein typisches Feierabendbier.» Besonders gut eignet sich Pils als Appetitanreger zur Vorspeise und passt vor allem zu leichten Gerichten wie Fisch. Pils hat einen Alkoholgehalt von 4,9 Prozent, erklärt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Wer beim Biertrinken die Kalorien im Blick behalten möchte, sollte hier rund 42 Kalorien pro 100 Milliliter rechnen. «Generell gilt: Je höher der Alkoholgehalt, desto mehr Kalorien hat das Bier.» Aber auch andere Zutaten wie der Malzgehalt können die Kalorienzahl bestimmen.

- Helles: Dies ist ein Allrounder unter den Bieren, meint Ganzenmüller. «Helles schmeckt fast jedem und passt zu fast jedem Essen.» Beliebt ist es besonders in Süddeutschland. Durch den Einsatz von hellen Malzsorten schmeckt es etwas süßer, malziger und weicher. International sei das Lager-Bier das Pendant zum Hellen. Alkoholgehalt und Kalorien entsprechen bei diesem Bier den Werten des Pils, erklärt die Biersommelière.

- Dunkles: Nicht nur farblich bietet das Dunkle einen Kontrast. «Ein gutes dunkles Bier ist vollmundig, etwas süß und hat ein malziges und röstartiges Aroma, je nach Ausprägung sind auch feine Kaffee- oder Schokonoten wahrnehmbar», erklärt Gloßner. Zu dem kräftigen Geschmack von Dunklem Bier kombiniert man am besten auch kräftiges Essen wie einen dunklen Braten oder einen würzigen Gemüseeintopf. Aber auch zu einer mächtigen Süßspeise wie einer Schwarzwälder Kirschtorte kann ein Dunkles passen. Und: Das dunkle Bier habe mit 37 Kalorien pro 100 Milliliter etwas weniger als Pils oder Helles, obwohl der Alkoholgehalt ähnlich ist, sagt Krehl.

- Weizen: Weizenbiere zeichnen sich vor allem durch den fruchtigen Geschmack aus, sagt Ganzenmüller. Außerdem sei Weizenbier besonders kohlensäurehaltig und schmecke deshalb erfrischend. Beim Weizen lässt sich zwischen kristallklarem und naturtrübem unterscheiden. Für beide gilt: «Ein Weizen ist ein Bier, für das man ein bisschen Zeit mitbringen sollte», meint die Expertin. «Eins, das man in Ruhe aus dem Glas trinkt, nicht zwischendurch aus der Falsche.» Weizen passt besonders gut zu scharfem Essen, wie Curry: «Die Süße mildert die Schärfe der Speise etwas ab.» Der Alkoholgehalt liege beim Weizen zwischen 4,5 und 5 Prozent, erklärt Krehl. Der Kaloriengehalt sei mit 52 Kalorien pro 100 Milliliter hier etwas höher.

- IPA: Im Bereich der Bierspezialitäten werde in Deutschland auch das IPA, das India Pale Ale, immer beliebter, erklärt Gloßner. Das Besondere bei diesem Bier, das ursprünglich aus England stammt, seien die kräftigen Hopfenaromen. Je nach Hopfensorte ließen sich Früchte wie beispielsweise Grapefruit oder Zitronen wahrnehmen oder auch grasige, heuartige Hopfenaromen, beschreibt Gloßner. Diese Hopfennoten harmonieren mit den säuerlichen, malzigen Eindrücken des Ale-Aromas. Der Alkoholgehalt liege hier zwischen 5,0 und 7,5 Prozent.

- Bock: Wer es etwas stärker mag, greift zum Bock-Bier. Denn diese Biere haben einen Alkoholgehalt von 6 bis 7 Prozent, sagt Krehl. Deshalb ist der Kaloriengehalt mit etwa 58 Kalorien pro 100 Milliliter entsprechend höher. Für den kalorienzählenden Biertrinker könnte ein Bock ohnehin das falsche sein: «Ein so starkes Bier braucht eine starke Speise», erklärt Ganzenmüller. «Kräftiger Blauschimmelkäse, ein Braten oder Knödel - dazu passen diese Biere besonders gut.»

- Mischbier: «Ein Radler bietet eine erfrischende Alternative zu einem Vollbier», meint Ganzenmüller. Am besten mische man sich ein Radler selbst, statt zu Mixgetränken zu greifen: «Bei vielen fertigen Mischgetränken sind die Geschmackskomponenten des Erfrischungsgetränks zu extrem, und das Bier-Aroma geht verloren.» Durch den Zuckergehalt der Limonade ist ein Mischbier außerdem keine gesunde Alternative, gibt Krehl zu bedenken. Ein guter Durstlöscher sei hingegen ein alkoholfreies Bier. dpa

Bierausstellung in Mannheim

Stammwürze und Hefebirnen: Was es damit auf sich hat, können Besucher vom 19. Februar an im Technoseum Mannheim erfahren. Zum 500-jährigen Bestehen des deutschen Reinheitsgebotes zeigt das Haus die Sonderausstellung «Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot». Von den ersten Bierbrauern vor 4000 Jahren bis hin zum heutigen Markenprodukt: Ausstellungsobjekte wie eine Sudhaube oder ein Stammwürzekühler machen die Braukultur anschaulich. Bierfreunde können dabei an interaktiven Stationen virtuell Bier brauen oder Hopfendolden unter dem Mikroskop betrachten.

Neben den neuesten Bier-Trends widmen sich die Aussteller auch den Aspekten Rausch und Sucht. Man habe bei der Ausstellung explizit an den Jugendschutz gedacht, sagte Kuratorin Anne Mahn am Dienstag. dpa

Bier - beliebtes Getränk mit langer Geschichte

Die ersten keilschriftlichen Aufzeichnungen von Bierrezepten sind Tausende Jahre alt. Schon die Babylonier kannten 20 verschiedene Sorten. Fragen und Antworten rund um den beliebten Gerstensaft:

Seit wann wird Bier gebraut?

Bier gibt es seit vielen Jahrtausenden. Bereits im dritten Jahrtausend vor Christus war das Getränk in Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, populär. Die Kunst des Brauens kam vom Vorderen Orient in den Mittelmeerraum und erreichte mit den Römern Germanien. Hier wurde sie im Mittelalter vor allem in Klöstern weiterentwickelt. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts lag das Hauptgewicht der Produktion in Norddeutschland, verschob sich aber dann nach Bayern. Mit den technischen Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Bierproduktion vom Handwerk zu einem bedeutenden Industriezweig.

Woher kommt das Wort «Bier»?

Das wissen selbst Sprachwissenschaftler nicht so genau, es gibt mehrere Erklärungsversuche: Denkbar ist ein Zusammenhang mit dem germanischen Wort für Gerste oder Getreide. Eine andere Erklärung könnte die Geschichte des Gerstensafts liefern: Da Bier zuerst in Klöstern gebraut wurde, sei die Herleitung vom spätlateinischen «biber» (Trank) zum lateinischen «bibere» (trinken) möglich, glauben einige Forscher. Fachleute halten auch eine Verwandtschaft mit «brauen» für wahrscheinlich. Das italienische Wort «birra» geht auf das Deutsche zurück, das französische Wort «bière» ist dem Niederländischen entlehnt.

Wie sieht es heute auf den Märkten aus?

Der Abwärtstrend der zurückliegenden Jahre scheint vorerst gestoppt. 2015 flossen 95 Millionen Hektoliter aus 1350 deutschen Brauereien durch die Kehlen durstiger Bierfreunde in aller Welt. Vor allem in China und den USA ist deutscher Gerstensaft beliebt. Unter den Braunationen findet sich Deutschland europaweit auf dem ersten Rang, weltweit jedoch liegen hinsichtlich der produzierten Menge die Chinesen vorn - gefolgt von den USA, Brasilien und Deutschland. Mehr als 5500 Marken gibt es hierzulande, alkoholfreie Sorten werden immer beliebter.