Von Philip Dethlefs
Kurz vor seinem 50. Geburtstag erlebte Daniel Craig, was es heißt, zu altern. Nach seinem Kurzauftritt bei den als Baftas bekannten Britischen Filmpreisen in London ätzten Medien und Fans im Internet über sein Aussehen. Die Haare ergraut, das Gesicht etwas aufgedunsen, die Haut «wächsern» - Craig sei «nicht wiederzuerkennen», fand die Boulevard-Zeitung «Daily Mail». Vor seinem nächsten Einsatz als Geheimagent James Bond ist der 50-Jährige etwas außer Form.
Genau das ist es allerdings, was den britischen Schauspieler an der Rolle seines Lebens am meisten stört. «Es nervt», sagte Craig 2015 in einem Interview dem Magazin «Time Out». «Schauspielern ist am besten, wenn man sich über sein Äußeres keine Gedanken machen muss. Und Bond ist das Gegenteil davon.»
Craigs Karriere begann 1992 an der Seite von Morgan Freeman und Armin Mueller-Stahl in dem Drama «Im Glanz der Sonne». Mitte der 90er Jahre sorgte er - langhaarig - in der BBC-Serie «Our Friends In The North» für Aufsehen. Bei der Berlinale 2000 erhielt er den «Shooting Star Award». In Deutschland war Craig damals vor allem als langjähriger Partner der Moderatorin und Schauspielerin Heike Makatsch in den Medien. Von 1996 bis 2004 waren die beiden ein Paar.
Einem größeren, weltweiten Publikum bekannt wurde der am 2. März 1968 in Chester geborene Darsteller an der Seite von Angelina Jolie in «Lara Croft: Tomb Raider», neben Tom Hanks und Paul Newman in «Road To Perdition» und als Hauptdarsteller im Thriller «Layer Cake», in dem schon etwas von seinem späteren James-Bond-Stil zu erkennen war. Kurz darauf wurde er zu 007.
Das «Time Out»-Interview, das er direkt nach dem Dreh zu seinem bisher letzten 007-Abenteuer «Spectre» gegeben hatte, markierte den Beginn monatelanger Spekulationen über mögliche Nachfolger in der Agentenrolle - ausgelöst von einem sarkastischen Scherz Craigs. Ob er sich vorstellen könne, noch einen Bond-Film zu machen, war er gefragt worden. «Jetzt? Lieber zerbreche ich dieses Glas und schneide mir die Pulsadern auf», scherzte er. Der lockere Spruch wurde in unzähligen Varianten weltweit zitiert, aber nur selten in seinem Zusammenhang. Craig bereute den Satz, sagte er später.
Es war nicht das erste Mal, dass der Schauspieler schlechte Erfahrungen mit den Medien machte. Nachdem er 2005 als neuer James Bond vorgestellt worden war, wurde er vor allem in der britischen Presse als «zu klein» und «zu blond» verspottet. Frühere Darsteller, darunter Ur-Bond Sean Connery und Pierce Brosnan verteidigten ihn damals öffentlich.
Mit seinem ersten Einsatz als 007 in «Casino Royale» (2006) überzeugte Craig Kritiker und Fans gleichermaßen. Aber zu den Medien hat er seit dieser Zeit ein angespanntes Verhältnis. Es scheint, als würde er auch offizielle Presse-Termine meiden, soweit es geht. Nach seinem Auftritt als blondierter, prolliger Bankräuber Joe Bang in der US-Komödie «Logan Lucky» überließ er die Interviews anderen.
Sein Privatleben hält Daniel Wroughton Craig, so sein voller Name, überwiegend von der Öffentlichkeit fern. Man sieht den Sportfan mal als Tribünengast bei seinem geliebten FC Liverpool oder zuletzt mit seinem Vater beim Rugby-Turnier Six Nations in Rom. Ansonsten tritt er öffentlich nur selten in Erscheinung. Mit seiner Ehefrau, der Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz («Der ewige Gärtner»), lebt er abwechselnd in London und in New York.
Spätestens im kommenden Jahr wird Craig wieder im Rampenlicht stehen: Der noch unbetitelte 25. James-Bond-Film soll im November 2019 in die Kinos kommen. Für den Schauspieler ist es der fünfte und wohl letzte Auftritt als 007. «Ich denke, das war es dann», sagte er im vergangenen August bei Talkshow-Host Stephen Colbert. «Ich will mich auf dem Höhepunkt verabschieden.» Die Dreharbeiten könnten noch in diesem Jahr beginnen. Bis dahin wird sich Daniel Craig in Form bringen müssen. Auch wenn es ihn nervt. dpa