Jamie Oliver Kitchen in Berlin belanglos & beliebig

Das Jamie Oliver Kitchen – in erstklassiger Lage gegenüber dem Grill Royal und vis-a-vis dem Friedrichstadt-Palast - wirkt auf den ersten Blick einladend und großstädtisch, beim längeren Hinschauen überwiegt ein IKEA-Charme, so wie auch das Logo vom Kitchen eher von einem Reiseunternehmen als von Jamie Oliver stammen könnte. Nichts erinnert hier an den legendären TV-Koch, von dem sich eine Generation von ambitionierten Hobbyköchen hat inspirieren lassen.

Ein Jamie Oliver, dem die Foodies dieser Welt Respekt zollen, weil er sich für gesündere Küche einsetzt, gegen Zucker protestiert und diesen Anspruch zum Teil sogar politisch umsetzen konnte – Chapeau Jamie, dafür werden wir Dich immer lieben!

Im Berliner Kitchen ist nichts davon zu spüren, wenig ist authentisch: Die Speisen kommen verwirrend süßlich daher und scheinen nach den modernen Studien-Ergebnissen der internationalen Convenience-Küche gebaut worden zu sein, der bekannten Fress-Formel 50:35 – 50 Prozent Kohlenhydrate/Zucker und 35 Prozent Fett - gerade Kinder und Jugendliche sollen so verleitet werden, mehr davon zu essen.

Bisher hatte besonders ein Dish auf der Karte für Aufsehen gesorgt: Die Currywurst-Pizza. Wir hatten gehofft, dass es sich um gute Bratwurst mit gerösteten Zwiebeln auf krossem Teig handeln könnte. Aber hier schaut es aus, als ob jemand eine Schale Currywurst über eine dicke Pizza gekippt hat. WOW, wie verzweifelt muss eine Gastronomie sein, die so etwas auf die Karte setzt.

Dazu kommt ein Beetroot & Grape Salad, das hörte sich gesund an. Auf den ersten Blick sieht der Salat aus, als hätte er kalte Wiener Würstchen on top, aber nein, es sind kalte Brezelstücke, die farblos und geschmacklos auf dem Salat liegen, wie das kalte Grauen.

Der Nebentisch mit jungen Menschen hat zwar mehr Spaß, aber allen sind die Portionen zu klein. „Wir gehen danach noch einen Döner essen“, rufen sie uns zu. Wir empfehlen den von Lukas Podolski am Kottbusser Damm, schließlich war auch ein Köln-Fan dabei.

Der Service ist bemüht und versucht Lockerheit auszustrahlen, das gelingt noch nicht ganz und gleitet schon mal in Hilflosigkeit ab. Dafür sind die Desserts wie das Brownie Cheesecake gut.

Wenn es wenigstens eine gute Außen-Terrasse gäbe, aber die vorhandene ist nur schmal und vor allem der lauten Friedrichstraße zugewandt, am Schiffbauer Damm um die Ecke mit Blick auf die Spree war leider kein adäquater Platz mehr für Jamie Oliver - hier ist Murphy's Irish Pub der Platzhirsch am Wasser.

Das Kitchen wirkt erschreckend seelenlos, Jamie scheint nicht besonders involviert in die Planung gewesen zu sein. Ein Peter Pane oder Hans im Glück ist vom Preis-Leistung-Verhältnis besser aufgestellt. Wer eine Location für das richtige Spaß-Essen sucht, der geht ins Coccodrillo!