Jede vierte Kneipe hat seit 2001 geschlossen

Jede vierte Kneipe in Deutschland hat seit 2001 dicht gemacht. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes sowie Berechnungen der «Welt am Sonntag» hervor. Demnach sank die Zahl der Schankwirtschaften bundesweit seit 2001 von fast 48 000 auf 36 000 im Jahr 2010.

Besonders stark betroffen waren nach der Rechnung die Länder Hamburg mit einem Minus von 48,1 Prozent und Niedersachsen mit einem Rückgang von 41,2 Prozent. In der boomenden Hauptstadt Berlin allerdings stieg die Zahl der Schankwirtschaften um 95,8 Prozent, in Baden-Württemberg um 15,3 Prozent.

Wie der Branchen-Bundesverband Dehoga auf seiner Internetseite schreibt, sehen sich die traditionellen Gaststätten und Wirtshäuser einer immer größeren Konkurrenz aus dem Einzelhandel, dem Lebensmittelhandwerk und von den Tankstellen gegenüber. Gleichzeitig wachse die Bedeutung der Systemgastronomie, also von Ketten.

Nicht nur bei der Zahl der Schankwirtschaften aber, wie sie in der Statistik genannt werden, gibt es einen Abwärtstrend. Auch die Zahl der Restaurants geht zurück - und zwar von 88 000 im Jahr 2006 auf knapp 79 000 im Jahr 2010. Dies geht aus einer auf der Dehoga-Internetseite veröffentlichten Statistik hervor, die unter Berufung auf die Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes zusammengestellt wurde. Weitgehend stabil geblieben in diesem Zeitraum ist dagegen die Zahl der Hotels und Pensionen,sowie der Cafés. Gestiegen ist die Zahl der Imbissstuben.

Bei den Wirtshäusern sank die Anzahl im flächenmäßig größten Bundesland Bayern den Angaben der Zeitung zufolge von 2001 bis 2010 um 24,5 Prozent. In rund 500 von 2200 bayerischen Gemeinden gebe es mittlerweile überhaupt keine Gaststätte mehr. Die Ursachen seien vielfältig: «Bevölkerungsrückgang auf dem Land, Mobilitätszuwachs, Veränderungen von Arbeitswelt und Freizeitverhalten und die Konkurrenz durch Vereinsheime», sagte Florian Kohnle vom Lehrstuhl für Kulturgeografie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt der Zeitung.

Die DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges beklagte in der Zeitung eine «Wettbewerbsverzerrung». In vielen Vereinsheimen herrsche inzwischen ein beinahe professioneller Barbetrieb - unversteuert und ohne behördliche Auflagen.

Die zuletzt arg gebeutelten Wirte und Hoteliers in Deutschland hatten allerdings 2011 ihr Geschäft stark ausbauen können. Die Branchenumsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahr nominal um 3,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt im Februar mitgeteilt hatte. Seit dem Einbruch im Krisenjahr 2009 legte das Gastgewerbe damit nominal zum zweiten Mal in Folge zu. Der Gesamtumsatz lag bei knapp 60 Milliarden Euro.

Auch in Kneipen und Restaurants wurde mehr Geld umgesetzt als im Vorjahr - das hatte es nominal zuletzt 2001 gegeben, dem Jahr vor der Einführung des Euro-Bargelds. Im Folgejahr gingen die Umsätze dann kräftig in den Keller: Die Gäste blieben aus, weil sie den Wirten bei der Umrechnung in Euro verdeckte Preiserhöhungen vorwarfen. Seitdem ging es stetig bergab. dpa