Kampf der Budgethotels

Von Antonia Lange

Im Hotelzimmer knistert ein Kaminfeuer - allerdings nur auf einem Flachbildschirm an der Wand. Wer sich daran sattgesehen hat, kann zwar in eine Regendusche steigen, ein Restaurant sucht er jedoch vergeblich. Modern, aber billig - das ist das Konzept von sogenannten Low-Budget-Hotels wie der Kette Motel one, die hierzulande derzeit einen regelrechten Boom erleben.

Auch neue Anbieter wittern ein Geschäft auf dem deutschen Hotelmarkt: Aktuell plant etwa der amerikanische Hotelkonzern Marriott zusammen mit einer Ikea-Tochter die Eröffnung der Billig-Hotel-Kette Moxy.

«Das Potenzial für die Branche ist noch groß», sagt Kay Strobl, die beim Beratungsunternehmen Deloitte für die Hotelbranche zuständig ist. «Derzeit liegt ihr Marktanteil lediglich im hohen einstelligen Prozentbereich. Deswegen werden auch mehrere Marken aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, um sich ein Stück vom Kuchen zu sichern.» Die Hotelberatung PKF erwartet, dass der Anteil der Low-Budget-Hotels in den kommenden Jahren auf 30 bis 40 Prozent steigen wird.

Die Kette B&B-Hotels etwa kommt ursprünglich aus Frankreich, ist aber mittlerweile in Deutschland einer der großen Spieler neben Motel one und Ibis. Dort gibt man sich kampfeslustig: «Moxy kann ruhig kommen, wir fürchten nichts.» B&B will bis Ende des Jahres auf mehr als 70 Hotels in Deutschland kommen und mehr als 7200 Zimmer anbieten.

Konkurrent Motel one hat hierzulande 43 Hotels mit 9600 Zimmern. In diesem Jahr sollen sechs weitere mit 1400 Zimmern dazukommen. Die Preise variieren je nach Lage. «Für die Budgethotellerie in Deutschland sehen wir die Grenze jedoch bei 100 Euro erreicht», sagt Geschäftsführer Dieter Müller.

Motel one wirbt mit dem Konzept «Viel Design für wenig Geld». Aber können Hotels so überhaupt verdienen? «Das funktioniert sogar sehr gut», erklärt Strobl von Deloitte. «Die Zimmer sind relativ klein - und in der Hotellerie wird das Geld mit dem Zimmerverkauf gemacht.» Die Strategie ist also: wenig Platz für wenig Geld.

Das bestätigt auch Motel one: «Viele Flächen, die Gäste nur teilweise oder wenig nutzen, wie etwa Tagungsräume, einen Wellnessbereich oder ein Hotelrestaurant, werden weggelassen», erklärt Müller. Genau diese Flächen sind es, die einen Übernachtungspreis steigen lassen.»

Marriott-Chef Arne Sorensen plant in Deutschland in den kommenden Jahren nach eigenen Angaben «Dutzende» Hotels - unter anderem in Berlin, Hamburg und Frankfurt. Start soll Anfang 2015 sein. Eine Ikea-Tochter entwickelt die Hotels zwar zusammen mit dem amerikanischen Konzern. Mit Ikea-Möbeln würden die Zimmer aber nicht eingerichtet, betont Sorensen.

«Moxy ist auf das Segment der jungen und technikaffinen Gäste ausgerichtet, was auch sehr klug ist», sagt Strobl. «Marriott und Ikea sind außerdem Marken, die bereits etabliert sind.»

Der Hotelmarkt in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Hotelverbandes (IHA) ohnehin ein lohnender: Zuletzt waren so viele Reisende in Deutschland unterwegs wie noch nie. Seit Jahren steigt die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Gasthöfen, Pensionen und sonstigen Herbergen stetig - 2013 auf fast 412 Millionen. Der Umsatz der Branche lag bei knapp 21,2 Milliarden Euro.

Aber wie unterscheiden sich eigentlich Ibis, B&B, Motel one & Co? B&B gibt an, mit speziellen Zimmern auch Familien stärker im Visier zu haben. Ibis hingegen hat sich bereits in Einzelmarken mit Fokus auf verschiedene Kundengruppen aufgeteilt, Motel one verweist unter anderem auf sein modernes Design.

«Jeder versucht Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten», sagt Expertin Strobl. «Letztendlich bleiben sie aber austauschbar.» Oft seien vor allem Lage und Preis entscheidend. «Ein Bett ist ein Bett.» dpa

Hintergrund Budgethotels

Hotels mit günstigen Preisen und vergleichsweise wenig Service werden oft als Budgethotels bezeichnet. Große Ketten sind hierzulande nach Angaben des Deutschen Hotelverbands beispielsweise Ibis, Motel one und B&B Hotels. In der Regel fallen bei Budget-Hotels Leistungen wie Zimmerservice, Restaurant oder Mini-Bar weg. Eine klare Definition gibt es den Angaben zufolge aber nicht.

Das Segment gilt spätestens seit Beginn der Finanzkrise 2008 als Wachstumsmarkt. Derzeit liegt dessen Anteil am deutschen Hotelmarkt lediglich bei etwa acht Prozent. Experten gehen in den nächsten Jahren aber von einem Wachstum auf 30 bis 40 Prozent aus. Preislich unterscheiden sich die Hotels von Low-Budget-Anbietern (unter 50 Euro) und teureren Budgethotels (über 100 Euro).

Der deutsche Hotelmarkt

Noch nie haben so viele Menschen in Deutschland Urlaub gemacht oder eine Geschäftsreise unternommen wie zuletzt. Daten und Fakten zum hiesigen Hotelmarkt:

- Rund 412 Milionen Übernachtungen zählte der Hotelverband Deutschland (IHA) 2013 in Deutschland - ein neuer Höchststand.

- Der Zimmerpreis ohne Frühstück und Mehrwertsteuer lag im Schnitt bei 94 Euro. Die hiesigen Hotelpreise liegen damit deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 101 Euro.

- Bei Gästen aus dem Ausland wird Deutschland immer beliebter: Mit 71,9 Millionen Übernachtungen erreichte ihre Zahl einen neuen Rekord.

- Die Hotellerie kam zuletzt auf einen Umsatz von knapp 21,2 Milliarden Euro.