Von Simone Andrea Mayer
Wer kennt das nicht: Eigentlich wollen sich zwei Freunde endlich wieder treffen und reden, aber letztlich greift einer - oder gar beide - ständig zum Handy. Damit das nicht passiert, legt man das Handy besser gar nicht erst auf den Tisch. «Das gehört sich eigentlich nicht», erklärt Imme Vogelsang von der Vereinigung Etikette Trainer International (ETI).
Denn das signalisiere: «Schön, dass wir zusammensitzen, aber wenn es klingelt, ist etwas anderes wichtiger als du.» Eine Ausnahme sei es, wenn jemand eine wichtige E-Mail erwartet. Diesen Grund sollte man dem anderen aber nennen, bevor man das Handy auf den Restauranttisch oder Tresen legt.
Oft ist es jedoch einfach Routine, dass das Gerät ständig in greifbarer Nähe ist. «Im Grunde sagt das aus: Wir geben nur vor, uns mal wieder füreinander Zeit zu nehmen», sagte Vogelsang dem dpa-Themendienst. «Aber dann brauche ich mich doch auch nicht verabreden.»
Die Expertin für gutes Benehmen rät daher, das Handy nur in der Hand oder neben sich zu haben, wenn es wirklich nötig ist. «Und wenn ich es brauche, schiebe ich vorweg, warum es auf dem Tisch liegt und warum ich es mal während des Gesprächs in die Hand nehme.» Und dann werden auch nur eingehende Nachrichten überprüft und nicht ständig geschaut, was im E-Mail-Eingang oder in sozialen Netzwerken passiert ist. Erst recht wird dort nicht etwas gepostet oder kommentiert.
Und was mache ich, wenn mich das Handy des Gegenübers auf dem Tisch stört? In diesem Fall steckt man in einem Dilemma, erklärt Vogelsang: «So einen Hinweis gibt man eigentlich nicht. Denn der andere verliert sein Gesicht, wenn ich ihm signalisiere, er hat einen Fehler gemacht.» Man wolle das Gegenüber ja nicht erziehen.
«Aber zugleich signalisiert er mir mit dem Handy in der Hand auch mangelnde Wertschätzung und Respekt», erläutert Vogelsang. In diesem Fall sei es daher in Ordnung, den anderen darauf hinzuweisen, dass einen das Handy auf dem Tisch stört. dpa