Kochen mit Minze

Von Eva Neumann

Ein grünlich-grauer Teeaufguss ist manchmal das einzige, was ein eher genussfeindlicher Mensch mit Pfefferminze verbindet. Doch wer die alte Heilpflanze nur als Grundlage für einen herben Trunk gegen Erkältungen im Sinn hat, tut ihr unrecht - in der Küche kann Pfefferminze aromatische Akzente setzen und vielen Speisen eine erfrischend kühle Note geben. Diese beruht vor allem auf dem hohen Gehalt an Menthol und anderen ätherischen Ölen in den saftig-grünen Blättern. Allerdings sollte man sie bewusst dosieren und nur zerkleinert verwenden.

Dennoch finden sich mancherorts an sommerlichen Desserts oder in Drinks ganze Blätter oder Stängel. «Das ist eine absolute Unart: Das Aroma beim Draufbeißen ist viel zu intensiv», erklärt Ralf Hiener, Koch und Inhaber der Wildkräutergärtnerei Essbare Landschaften in Süderholz (Mecklenburg-Vorpommern). Er empfiehlt stattdessen, die gesäuberte frische Minze mit einem sehr scharfen Messer in Streifen zu schneiden. Je feiner sie geschnitten ist, umso intensiver ist das Aroma. «Wenn man Pfefferminze hackt, wird sie zu schnell unansehnlich braun.»

Gehackte Blättchen machen sich hervorragend als Würze in der kalten Küche. «Sie passen gut zum Couscous und zum griechischen Salat, ins Zaziki und in Dips aller Art», zählt Brigitte Kleinod, Biologin und Fachbuchautorin aus Waldems (Hessen), auf. Auch in bunten Blattsalaten, in Kaltschalen oder geeisten Suppen zum Beispiel mit Gurke schmecken sie, ebenso im Obstsalat, der Quarkcreme bis hin zur Schokoladenmousse.

Gabriele Kaufmann vom Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn empfiehlt als weitere süße Variante ein Minzpesto. Dazu wird fein gehackte Pfefferminze und Zitronenmelisse mit etwas Zitronen- oder Orangensaft, Zucker und Honig grob püriert und nach Geschmack mit Orangen- oder Vanillelikör verfeinert. Wenn es gehaltvoller werden darf, können gehackte Mandel- oder Pinienkerne hinzu kommen. «Das Pesto ist eine prima Ergänzung zum Obstsalat, zur Honigmelone oder anderem frischen Obst», sagt sie.

In der warmen Küche ist Pfefferminze hierzulande nicht ganz so gebräuchlich. «Klassiker kommen aus England», sagt Hiener. Irish Stew oder Mint Sauce zu gebratenem Fleisch sind Beispiele dafür. Darüber hinaus lassen sich aber auch viele andere Gerichte damit abschmecken. Kaufmann empfiehlt sie etwa als Gewürz an Erbsen oder Linsen, in der Kartoffelpfanne mit Gemüse, mit Feta-Käse als Füllung von Frikadellen oder in einer Joghurtsoße zu Lammfleisch oder Geflügel sowie in einer kräftigen Marinade.

Angesichts ihres intensiven Aromas braucht die Pfefferminze aber in der Regel starke Partner. «In asiatischen oder orientalischen Gerichten macht sie sich gut mit der feinen Zitronennote und leichten Schärfe von Ingwer», sagt Kaufmann. Auch Knoblauch, Thymian, Salbei und Rosmarin sind gute Gefährten.

Pfefferminze, botanisch Mentha x piperita genannt, ist hierzulande die wohl bekannteste der zahlreichen Minzarten. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, hat es nicht mehr weit zu anderen Minzen. Kräutergärtnereien bieten die größte Auswahl. Die Favoriten für Desserts sind fruchtbetonte Sorten. «Apfelminze ist bei Kindern besonders beliebt und für sie auch besonders geeignet, da sie kein Menthol enthält», sagt Kleinod. Limonenminze besticht durch ihr Zitronenaroma, Erdbeerminze ist besonders süß.

In der pikanten Küche sind ausgefallenere Sorten gefragt: Die Mentuccia-Minze liegt geschmacklich nahe beim Kreuzkümmel und macht sich deshalb hervorragend in orientalischen Gerichten. Die würzig-herbe Bernsteinminze erinnert an Rosmarin und passt in die mediterrane Küche. Die Bachminze harmoniert hervorragend mit Fischgerichten.

Da frische Pfefferminze nicht überall zu bekommen ist, empfiehlt sich die eigene Kultur. «Wer einen großen Garten hat, kann in einer feuchten, schattigen Ecke mit nährstoffreichem Boden gut Pfefferminze pflanzen. Doch Vorsicht: Sie breitet sich bereitwillig aus», sagt Kleinod. Die Alternative ist ein großes Pflanzgefäß auf dem Balkon. Notfalls kann man auch für den direkten Bedarf einen Topf mit Pfefferminze beim Gärtner erstehen. Außerdem findet sich in manch gut sortiertem Supermarkt frische Minze im Kühlregal.

Wer kulinarisch mutig ist, experimentiert damit - und hat den geschmacklich wenig aufregenden Beutelteeaufguss dann schnell vergessen. dpa

Pfefferminze nicht mitkochen

Pfefferminze ist hitzeempfindlich. Sie darf daher auf keinen Fall gekocht werden. Am besten wird sie immer ganz zum Schluss bei der Zubereitung hinzu gegeben. Vor allem in warmen Gerichten können getrocknete Blätter das frische Kraut ersetzen. Dann muss allerdings die Dosierung angepasst werden, rät Brigitte Kleinod, Biologin und Fachbuchautorin aus Waldems (Hessen). «Trockene Blätter sind sehr viel intensiver. Deshalb braucht man immer nur etwa halb so viel trockene wie frische Minze.»