Komplett verrückt Kartoffelsalat-Party für 55 000 Dollar

Eigentlich sollte alles nur ein Witz sein. "Ich mache Kartoffelsalat", schrieb Zack Brown Anfang Juli auf der Finanzierungsplattform Kickstarter im Internet. Dazu stellte er das Foto einer Schale cremigen, gewürzten und mit frischen Kräutern garnierten Kartoffelsalats auf die Spenden-Website. "Welche Sorte, habe ich noch nicht entschieden", schrieb er. Dann bat er potenzielle Unterstützer um Geld für seine banale Idee. Das Spendenziel: 10 Dollar. Als mögliches Risiko des Projekts schrieb Brown: "Er könnte nicht so gut werden. Es ist mein erster Kartoffelsalat."

Vier Wochen später hatte der Internet-Witz satte 55 492 Dollar (43 585 Euro) eingespielt und Brown in die Schlagzeilen der US-Medien gebracht. Fast 7000 Menschen aus mehreren Ländern waren auf den Gag aufgesprungen und hatten geholfen, mehr als das 5000-fache des Spendenziels zu erreichen. "Es ist komplett verrückt", sagt Brown im Rückblick. "Es ist etwas, das keiner von uns sich je hätte vorstellen können." Er und seine Freunde hätten schon Tage nach Beginn der Aktion nur noch den Kopf geschüttelt.

Noch während der Betrag höher und höher kletterte, versprach Brown seinen Unterstützern immer mehr Kartoffelsalat, dann Kartoffelsalat nach verschiedenen Rezepten, passende Mützen und T-Shirts für alle. Weitere Ziele lauteten: "Bessere Mayonnaise", ein Profi-Koch für ein noch besseres Rezept, ein Live-Stream während der Zubereitung, ein professionelles Dankes-Video und schließlich eine riesige Kartoffelsalat-Party in seiner eigenen Küche, zu der "das ganze Internet" eingeladen ist.

Schnell sahen ein Kartoffel-Produzent aus Idaho und ein Mayonnaise-Hersteller die Chance, ihre Namen marketingtauglich bei einer populären Internet-Aktion ins Spiel zu bringen und zugleich Geld für gute Zwecke zu spenden. "Idaho Potato" holte Brown sogar zu den Kartoffelbauern im nordwestlich gelegenen Bundesstaat, wo rund ein Drittel der US-Erdäpfel angebaut werden. "Es war herrlich", sagt Brown, der dort Bauern traf, auf einem Traktor mitfahren und sogar selbst Kartoffeln aus der Erde ziehen durfte.

Als die Endsumme jenseits von 55 000 Dollar lag, war Brown klar, dass es mit einem Festival zu Ehren einer beliebten Kaltspeise nicht getan ist - und dass er nun keinen Rückzieher mehr machen würde. "Ich hätte das Projekt im letzten Moment abbrechen und allen ihr Geld zurückgeben können", sagt der 31-Jährige. "Aber das stand nie zur Diskussion." Stattdessen entschied er sich, das Geld für Obdachlose und hungernder Menschen in Columbus im US-Staat Ohio einzusetzen. Und so legte er seine Arbeit bei einem Softwareunternehmen vorübergehend auf Eis und begann, für seinen wohltätigen Zweck zu werben.

Doch auch sein Versprechen gegenüber den Spendern wollte Brown halten und organisierte das Kartoffelsalat-Festival "Potato Stock" - in Anspielung an das legendäre Musik-Festival Woodstock. Gut 200 Kilo Kartoffelsalat bereitete Brown mit Hilfe des örtlichen Restaurants Piada und Freunden für das Ereignis am Samstag zu. Und der Appetit war offensichtlich groß. 2500 Portionen zum Probieren seien ausgeteilt worden, sagte Piada-Sprecher Matt Eisenacher am Samstagabend (Ortszeit). "Es ist nichts übriggeblieben."

Das Rezept hat übrigens einen italienischen Touch: Mayonnaise, Apfelessig und Erbsen, aber auch Pesto, getrocknete Tomaten, Olivenöl, Käse und Bauchspeck sollen untergerührt werden.

Wer auf Kickstarter mehr als drei Dollar gespendet hatte, bekam eine Kostprobe, Spender höherer Summen erhielten außerdem die versprochenen Mützen oder T-Shirts. Auch Erlöse aus dem weiteren Verkauf von Essen und Getränken sollten an gemeinnützige Organisationen in der Gegend fließen.

Brown, der am Mittwoch schon fast vier Stunden lang die Namen aller Unterstützer per Live-Stream vorgelesen hatte, plant neue Aktionen. "Ich bringe Leute gerne zum Lachen, ich mache gern Witze", sagt er. Kickstarter sei dafür nur die Plattform gewesen. Er überlege nun, ein Buch zu schreiben. Auch der nächste Witz komme bestimmt, sagt er. "Vielleicht gehen wir als nächstes auf Ebay, wer weiß." dpa