Lafer und die Kochsendungen

Lafer sieht keine Sättigung bei Kochsendungen

Das Fernsehprogramm ist voller Kochsendungen, aber für Starkoch Johann Lafer (53) ist der Sättigungsgrad noch lange nicht erreicht. «Ich kann keine Ermüdung beim Publikum feststellen», sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Fulda am Rande eines Ernährungskongresses. «Es gibt immer mehr Leute, die Kochen als Event-Thema sehen, Spaß daran haben und Kochsendungen zur Entspannung schauen.»

Vor einigen Jahren habe er selbst gedacht: «Wir kochen uns langsam zu Tode. Wir müssen bald Schnitzel hochkant braten, um Erfolg zu haben. Aber ich wurde eines Besseren belehrt - es ging so weiter.» Angesichts der Masse an Formaten sei es aber immer schwieriger, einen Wiedererkennungswert zu schaffen. «Etablierte Köche haben da bei ihrer Fan-Gemeinde Vorteile.» Er selbst genieße mittlerweile Kult-Status.

Dass der am Nachkochen interessierte Zuschauer bei den Sendungen handwerklich überfordert ist, glaubt Lafer nicht. Er favorisiere eine moderne, aber auch klassische Küche mit regionalen Produkten. «Wenn der Aufwand überschaubar ist, ist das der Erfolgsgarant.»

Lafer zu Genuss

Er wirbt zwar für Genuss und gesunde Ernährung, mit dem Kantinenklassiker Currywurst steht Fernseh-Starkoch Johann Lafer (53) aber trotzdem nicht auf Kriegsfuß. «Nein, ganz im Gegenteil. Wer sagt, dass das Tabu sein muss, hat den Sinn des Lebens nicht verstanden», sagte er.

«Auch ich esse sehr gern Currywurst, aber es muss eine ordentliche sein - die Soße ohne Aroma- und Farbstoffe.» Im Rahmen des zweitägigen Kongresses in Fulda wurde über die Ernährungsqualität in der Gemeinschaftsverpflegung in Kindergärten und Schulen, Seniorenhäusern und Wohnheimen beraten.

«Gesunde und schmackhafte Ernährung darf kein Privileg reicher Menschen sein», sagte Lafer. Mitverantwortlich für mitunter mittelmäßige Kost in Kantinen seien die Finanzen: Es herrsche meist ein strenges Preisdiktat, «wo man Kompromisse machen muss». Manchmal fehle es am nötigen Fachpersonal. Zwar müsse das Angebot attraktiver werden. «Der Gast muss aber auch bereit sein, mehr auszugeben.»

Viele Menschen machten sich überhaupt keine Gedanken darüber, wie wichtig gesunde Ernährung mit frischen Lebensmitteln sei, kritisierte Lafer. «Es braucht eine große Aufklärungskampagne, das zu verstehen.» Um selbst zu beweisen, dass Kantinenessen auch ausgezeichnet munden kann, arbeitet er derzeit in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) an einem Modellprojekt mit. An einem Gymnasium werde derzeit eine Mensa geplant, die später mit Lafers Essensideen versorgt werden soll.

«Ich übernehme dort die Verantwortung, jeden Tag ein gesundes Essen anzubieten, das die Schüler gern essen. Ich bin es nach vielen Jahren theoretischer Bemühungen leid, nur darüber zu reden.» Er wolle beweisen, dass man jeden Tag für unter vier Euro etwas Ordentliches anbieten kann. dpa