Lambrusco möchte aus dem Schatten treten

Wer an Verona denkt, assoziiert damit sicherlich zu allererst Julia und vielleicht die mehr als 2000 Jahre alte Arena. Noch älter freilich ist jenseits der Alpen die Weinbaukultur und ein Mal im Jahr ist die Stadt an der Etsch so etwas wie das Dorado der Rebenfreunde.

So auch bei schon sommerlichen Temperaturen in diesem April. Mehr als 4000 Aussteller, ungezählt die tausenden verschiedene Weine. Rot, Weiß, Spumante, Francicorta, Prosecco, Grappa, Lambrusco - alles was aus Traubensaft gekeltert werden kann, konnte verkostet werden.

Besonders aktiv 2011: die Region Modena mit ihrem Consorzio Tutela del Lambrusco. Nun wird sicherlich so manch Weinliebhaber sofort die Stirn runzeln. Lambrusco klingt nach Pennerpulle, nach billigem Wein, nach Aspirin. "Genau gegen dieses Image soll nun verstärkt angegangen werden", erklärten mir viele Aussteller.

So bieten etliche Winzer nicht nur einen Blick in ihre Kellereien. Es werden Touren zu Aceto-Produzenten angeboten, man kann seinen Besuch in einer Parmigiano-Reggiano Fabrik mit einer Ferrari-Testfahrt verbinden und selbst exklusive Hotelanlagen, die jedoch immer noch den Reiz des Agritourismus haben, sind in den vergangen Jahren entstanden.

Doch natürlich geht das alles nicht ohne vernünftige Produkte. Tradtion spielt dabei eine wichtige Rolle. Etwa auf dem Weingut Cleto Chiarli. Der mehr als 100 Jahre alte Familienbetrieb verwendet nur die besten Trauben, setzt auf klassische Etikettierung und der Dicht umlagerte Stand bei der Vinitaly zeugte vom aufkommenden Interesse für Lambrusco. Immerhin 17 Millionen Flaschen werden insgesamt in der Region jährlich abgefüllt. Hauptabnehmer im Ausland ist übrigens Deutschland.

Doch selbst die Champagner liebenden Franzosen lieben den moussierenden Wein. "Ich mache damit einen Großteil meines Geschäftes", erzählte mir ein Weinhändler aus Nizza, was sicherlich auch am Preis von zwei bis sieben Euro pro Flasche liegt.

Und noch eine Zahl zum Schluss: 15 Prozent des italienischen Weinexports ist Lambrusco. Ich will ehrlich sein: ich habe noch nie eine Flasche gekauft. Doch bei der vorsommerlichen Reise durch die Region mit ihren Käse-, Schinken- und Aceto-Spezialitäten habe ich gelernt, dass man durchaus mal kosten kann und das Image des Lambrusco doch ein wenig an der Realität vorbei geht.

Bis zum nächsten Mal - ich bin mal wieder unterwegs.

Euer 

Honza Klein