Lang-Bräu contra Brauhaus Riegele Spatzi - Don't call it Spezi

«Spatzi - Don't call it Spezi» lautet der Slogan für einen neuen Cola-Mix aus Oberfranken. Übersetzt bedeutet der Spruch so viel wie «Spatzi - Nenn es nicht Spezi». «Eine kleine Provokation war das schon», räumt Richard Hopf ein. Aber dass der Slogan gleich so wortwörtlich genommen wird, hätte der Geschäftsführer der Brauerei Lang-Bräu nicht gedacht.

Gerade einmal einen Tag stand Spatzi in den Supermarktregalen, als der 33-Jährige nach eigener Schilderung eine Nachricht bekam. Das Brauhaus Riegele aus Augsburg, das Spezi schon in den 1950er Jahren schützen ließ, drohte mit einer einstweiligen Verfügung. Der Name sei ihrer Marke zum Verwechseln ähnlich.

«Außerdem hat Spezi, selbst hergestellt von einer kleinen mittelständischen Brauerei, extrem viel Mühe, Geld und Ressourcen über die Jahre in den Markenaufbau gesteckt», erklärt Sebastian Priller, Geschäftsführer des Brauhaus Riegele. «Und dass jetzt, in einer Zeit, in der die Investitionen fruchten, Trittbrettfahrer davon profitieren wollen, ist nicht korrekt.»

«Wir wollten in keinster Form irgendeinen Angriff starten», beteuert Richard Hopf. In der siebten Generation brauen sie in Wunsiedel nun schon Bier, jetzt wollten sie eben eine eigene Limonade entwickeln. «Wir haben halt einfach erkannt, dass es trendig, kultig wird. Wir wollen auch was Alkoholfreies in der Bierflasche anbieten.»

Ein halbes Jahr hätten sie an der Rezeptur getüftelt, mit einer PR-Agentur den Slogan entwickelt und ja, sich auch von Patentanwälten beraten lassen. Zumindest bei Spatzi hätten die Anwälte keine Probleme gesehen. «Der Name steht einfach für eine Person, die man gern mag. Für was Süßes, Vollmundiges», meint Rudolf Hopf, der als Bruder ebenfalls in der Familienbrauerei mit anpackt. Also meldeten sie «Spatzi - don't call it Spezi» als Wort- und Wort-Bild-Marke an.

Bei der Anmeldung werde zwar kontrolliert, ob alle Voraussetzungen stimmen. «Das Markenamt prüft jedoch grundsätzlich nicht eine Kollision der angemeldeten Marke mit einer älteren Marke», erklärt Fachanwalt Arthur Kempter von der Kanzlei Hild & Kollegen. Am Ende sei es oft Auslegungssache - auch im Fall von Spezi und Spatzi.

Immer wieder gibt es deshalb Streit um Marken: Jahrelang tobte beispielsweise ein «Schokoladen-Krieg» zwischen Milka und Ritter Sport. Bis der Bundesgerichtshof vor kurzem entschied: Ritter Sport bleibt die einzige allseits bekannte quadratische Schokolade in deutschen Supermarktregalen. Auch Apple zieht wegen seiner Marke regelmäßig vor Gericht - selbst gegen kleine Start-ups. Mit einer Petition versucht gerade eine Rezepte-App, ihr Birnen-Logo gegen den angebissenen Apfel des Konzerns zu verteidigen und den Streit noch irgendwie abzuwenden.

«Wir versuchen, gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden», betont Priller vom Brauhaus Riegele. Acht Brauereien dürfen Spezi abfüllen - aber nur gegen eine Lizenz. Mit Almdudler, das nach eigenen Angaben seit drei Jahren die österreichischen Markenrechte für Spezi hat, einigte man sich am Ende außergerichtlich. Auch mit Lang-Bräu verhandelten die Anwälte eine Unterlassungserklärung: Die Brauerei darf noch ihre Bestände aufbrauchen, dann muss sie die Produktion unter dem Namen einstellen. «Eine extrem faire Lösung», findet Priller.

«Wir sind geschockt, dass uns die Brauerei Riegele einen Riegel vorschiebt», sagt dagegen Rudolf Hopf. «Aber wir haben leider keine Kriegskasse.» Ein Prozess würde mindestens zwei Jahre dauern, in der Zeit müssten sie das Getränk vom Markt nehmen. Also unterschrieben sie die Erklärung, hängten alle Plakate ab und löschten jede Werbung im Internet. Selbst die T-Shirts, die die Brauerei mit dem Slogan hat bedrucken lassen, sind längst geschreddert.

«Jetzt stehen wir wieder ganz am Anfang», sagt der 36-Jährige, der «Spatzi» nicht mehr in der Öffentlichkeit erwähnen darf. Unter dem Hashtag #verbotengut sucht die Brauerei in den sozialen Netzwerken aber schon werbewirksam nach einem neuen Namen. Vorschläge gibt es mehr als genug - statt Spatzi vielleicht Schatzi...? dpa

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