Lavendel und sein Nutzen

Von Simone Augustin

Der Lavendel ist vielseitig. Vor allem aber ist er eine außergewöhnlich robuste Pflanze. Sie braucht wenig Wasser und Nährstoffe - die optimale Pflanze für ein sonnenverwöhntes Fleckchen im Garten.

Obwohl Lavendel häufig als guter Rosenpartner angepriesen wird, ist diese Kombination nicht ideal. «Rosen und Lavendel passen von ihren Ansprüchen her eigentlich gar nicht zusammen», erklärt Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens in Münster. Zwar bevorzugen beide Pflanzenarten vollsonnige Plätze, Rosen brauchen jedoch einen feuchten und nahrhaften Boden. Lavendel stammt aus den Mittelmeerregionen und ist daher an eher trockene und nährstoffarme Standorte gewöhnt.

Um einen kompakten Wuchs zu fördern, schneidet man die Triebe des Lavendels möglichst direkt nach der Blühphase zurück. «Dabei sollte auf keinen Fall ins alte Holz geschnitten werden, sonst besteht die Gefahr, dass er an dieser Stelle nicht mehr austreibt», rät Röschenbleck. Verpasse man den Rückschnitt bis etwa August, ist es besser, damit bis zum neuen Austrieb im nächsten Frühjahr zu warten. Nicht ausgehärtete Triebe können sonst im Winter leicht zurückfrieren.

Lavendel muss nicht oder nur gelegentlich gedüngt werden. Er verträgt nur eine geringe Dosierung mit einem stickstoffarmen Dünger. Die Triebe schießen sonst in die Länge und die Pflanze fällt leicht auseinander. Röschenbleck erklärt, dass Stickstoff in der Pflanze für das Längenwachstum zuständig ist. Hornspäne sind daher für die Düngung von Lavendel nicht geeignet.

Landalula angustifolia, der auch «Echter Lavendel» genannt wird, ist die einzige wirklich winterharte Lavendel-Art. 'Hidcote Blue' oder 'Munstead' gehören hier zu den etablierten Sorten. «Mein Favorit ist jedoch die Sorte 'Dwarf blue', weil sie sehr schön kompakt bleibt und auch für kleinere Gärten gut geeignet ist», sagt Experte Röschenbleck. Die Sorte wird lediglich 30 bis 40 Zentimeter hoch und ist absolut winterhart.

Die Lavendel-Arten Landalula stoechas, latifolia und intermedia sind hingegen frostempfindlich und kommen nur in klimatisch warmen Regionen durch den Winter. Am besten pflanzt man sie in Töpfe, die im Winter in einen kühlen, aber hellen Raum bei fünf bis zehn Grad Celsius gebracht können. Draußen in den Übergangszeiten benötigt die Pflanze einen guten Schutz gegen Frost, etwa aus Zweigen.

Der Schopflavendel (Landalula stoechas) ist wegen seiner buschigen Wuchsform äußerst beliebt. Seine eigentliche Blüte ist aber eher unauffällig - bei den lilafarbenen Blättchen, die an Schmetterlinge erinnern, handelt es sich um Hochblätter.

Wer Lavendel nicht nur im Garten genießen möchte, kann auch seine Heilkraft für sich nutzen. Als ätherisches Öl wirkt Lavendel bei Schnitt- und Brandverletzungen, Insektenstichen sowie kleinen Entzündungen antiseptisch und schmerzlindernd. «Das Öl wird direkt auf die Wunde geträufelt und erzielt dabei schnelle und durchgreifende Effekte», erläutert Irene Dalichow, Fachbuchautorin aus München. Denn Lavendelöl wirke zudem entgiftend, sei stark heilungsfördernd und verhindere die Narbenbildung.

Auf den Puls-Messstellen am Handgelenk und Hals verrieben, hat das Öl eine beruhigende, entspannende und harmonisierende Wirkung. «Es entlastet sogar den Kreislauf und hilft beim Einschlafen oder gegen Angstzustände und leichte Depressionen», sagt Dalichow. Vermischt man ein bis zwei Tröpfchen des Öls mit einem Esslöffel Mandelöl und massiert damit die Schultern, wirke es lockernd und wärmend.

Das Öl kann man kaufen - die eigene, recht aufwendige Gewinnung durch Wasserdampf-Destillation aus den Blüten und Stängeln lohnt sich fast nicht. Da ätherische Öle sehr intensiv seien, empfiehlt Irene Dalichow aber, erst einmal mit einem Tröpfchen zu testen, ob man Lavendelöl auch verträgt. Es müsse auf jeden Fall sachgemäß angewendet und sorgfältig nach Anleitung dosiert werden.

Getrocknete und frische Lavendelblüten kann man als Tee, für ein Bad oder eine Inhalation aufgießen. Die Blüten werden mit heißem Wasser übergossen - und für einen Tee wieder abgefiltert. «Der Tee unterstützt die Funktion von Gallenblase und Leber, er reinigt die Mundhöhle und wirkt sogar gegen Pilze und Bakterien», erklärt Dalichow. Auch gegen unreine Haut und starkes Schwitzen könne der Tee zum Einsatz kommen, zudem fördere er die Konzentration und stärke die Nerven. Den Aufguss inhaliert man bei Asthma und Husten.

Auch kulinarisch weiß Lavendel zu begeistern. Seit jeher ist er wichtiger Bestandteil der französischen Küche, hat aber auch Eingang in die deutsche Küche gefunden. Auch hier ist die richtige Dosierung sehr wichtig: «Er soll nicht vorschmecken, sondern lediglich einen Akzent setzen und den Eigengeschmack unterstreichen», rät Dalichow. Wenige Blüten genügten daher schon.

So eignet er sich als besondere Note für südliche Gerichte mit Tomaten oder Feta, für Fleisch- und Fischgerichte, aber auch für Eiscremes, Fruchtsalate und Pudding. dpa