Von Teresa Tropf
Warum der Long Island Iced Tea auch gerne Strong Island Iced Tea genannt wird, dürfte jedem nach dem ersten Schluck einleuchten. "Dieser Cocktail ist aufgrund seiner potenten Alkoholmischung ein Weg zum schnellen Rausch", sagt Cocktail-Experte und Buchautor Jens Hasenbein. Entsprechend spöttisch wird von Cocktail-Kennern auf die Rezeptur herabgeschaut: 70 Prozent des Drinks bestehen aus aromatischem Alkohol. Der Drink hat mittlerweile aber durchaus seine Existenzberechtigung - zumal wenn man ihn mit hochwertigen Zutaten zubereitet und gekonnt abmischt.
Es ist nicht überliefert, wann genau die Mischung erstmals serviert wurde. Richtig populär wurde der Drink aber in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Zur Entstehungsgeschichte gibt es mehrere Varianten. Ursprünglich kommt der Cocktail aus Long Island, New York.
"In der Zeit der amerikanischen Prohibition schenkte man in Lokalen häufig Getränke aus, die auf den ersten Blick aussahen wie ein normales nicht alkoholisches Erfrischungsgetränk", sagt Hasenbein. Damit spielt natürlich auch der Long Island Iced Tea: ein "Eistee", der keiner ist.
Beim Long Island geht es weniger um ein kulinarisches Erlebnis, sondern eher um ein soziales. "Wenn man diesen Drink bei einem Date bestellt, lockert das die Atmosphäre garantiert schnell auf", meint Mitautor Helmut Adam.
Richtig Sinn macht die Rezeptur aber nicht wirklich. Im Glas sind derart viele unterschiedliche Spirituosen aus den wiederum unterschiedlichsten Rohstoffen wie Zuckerrohr, Getreide und Agave, dass keine ihr Aroma wirklich voll entfalten kann. "Aber nicht alles, was wir Menschen kreieren, macht Sinn", findet Hasenbein.
Mit wenig Drinks schnell eine gute Stimmung zu erreichen, sei das eigentliche Ziel des Getränks, sind sich die Barkeeper einig. "Den trinkt man nur, wenn man sich so richtig wegschießen möchte", sagt Sascha Klinke, Bar-Chef im Berliner Szene-Club The Grand. Begründung: "Die einzelnen Alkoholnuancen schmeckt man nicht mehr raus, die Cola überdeckt dazu noch alles", meint der 31-Jährige.
Der Cocktail sei nicht mehr wirklich up to date: "Er ist schnell gemacht und haut rein, aber es gibt schönere Drinks", meint Klinke. Die Stärken des Long Island Iced Teas sind der belebende Geschmack und die starke Alkoholkonzentration. Außerdem sind alle Zutaten leicht zu beschaffen und somit auch auf Hauspartys einfach zu mixen.
Anhand der vielen im Netz und in den Cocktailbüchern kursierenden Rezepte ist es aber schwierig, den einen, stimmigen Long Island Iced Tea zu mixen. Die rund 40 000 Mitglieder zählende International Bartenders Association IBA (Weltverband der Barkeeper) empfiehlt folgendes Rezept:
1,5 Zentiliter Gin, je die gleiche Menge Tequila, Wodka, weißer Rum, Curaçao-Likör, drei Zentiliter Gomme Zucker-Sirup, 2,5 Zentiliter frischer Zitronensaft und vorsichtig umrühren.
Wegen der vielen Bestandteile ist es besonders wichtig, sich genau am Messbecher zu orientieren. Der Drink wirkt im falschen Verhältnis der Zutaten schnell unausgewogen. Mit etwas Übung und einigen Probeversuchen findet man schnell das für sich ideale Verhältnis: "Viele glauben, der Cocktail ist nur stark. Wenn man die richtigen Messeinheiten benutzt, ist es aber auch ein erfrischender, ausbalancierter Drink", sagt Jonas Kaiser, Barkeeper im "Le Méridien Hotel" in Nürnberg.
Nach dem Mixen wird ein großes Longdrink-Glas mit der Alkohol-Mischung, Eis und einem Schuss Cola aufgefüllt. Der Drink sollte mit einer Zitronenspalte und einem Strohhalm serviert werden. Um dem Gast die Alkohol-Konzentration selbst zu überlassen, wird die Cola in manchen Bars auch separat serviert - zum Selbstaufgießen.
Verwendet werden sollten nur hochwertige Spirituosen und Liköre, dazu unbedingt frisch gepresster Zitronensaft und große Eiswürfel, rät Hasenbein. "Das Glas bis obenhin mit Eis vollpacken, denn dieser Drink muss unbedingt eiskalt serviert werden, damit man beim Trinken das "Eistee"-Gefühl bekommt." dpa
Cocktails der Welt: Zu Teil 1 - Cuba Libre