Luxus zu Weihnachten Supermarkt schlägt Discounter

Von Erich Reimann

Frische Austern, Reh-Medaillons oder Champagner: Zu Weihnachten kommt auch in diesem Jahr wieder eine große Zahl edler Speisen in die Regale von Aldi, Lidl und Co. Der kleine Luxus zum Fest hat sich inzwischen zum festen Bestandteil im Angebot der Discounter entwickelt. Kein Wunder, denn zu keiner anderen Jahreszeit sind die deutschen Verbraucher bereit, so viel Geld auszugeben.

«Die Wochen vor Weihnachten sind für den Lebensmittel-Einzelhandel die wichtigsten im ganzen Jahr. In der Weihnachtswoche steigt der Umsatz für die Discounter um 30 Prozent im Vergleich zu einer Durchschnittswoche, für Supermärkte sogar um knapp 60 Prozent», erklärt der Handelsexperte des Marktforschers Nielsen, Fred Hogen.

Laut einer Nielsen-Studie verbinden 97 Prozent der Bundesbürger Weihnachten mit gutem Essen, «nur» 90 Prozent mit Geschenken. Im Durchschnitt wollen die deutschen Haushalte in diesem Jahr rund 117 Euro für das Essen an den Festtagen ausgeben, ergab eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte.

Um davon möglichst viel abzubekommen, haben die Discounter Hogen zufolge ihr Angebot an Premium-Produkten zur Weihnachtszeit seit Jahren ausgebaut. «Mit dem Hauch von Luxus wollen sie gegenüber den Supermärkten Flagge zeigen», meint der Branchenkenner. Doch trotz dieser Bemühungen bleibe die Zeit vor dem Fest die Domäne der Supermärkte wie Edeka oder Rewe.

«Vor Weihnachten sitzt das Geld lockerer als sonst. Man will sich mal etwas leisten. Davon profitieren die Supermärkte und Verbrauchermärkte», erläutert Hogen. «Ihr Marktanteil steigt in den Tagen vor Weihnachten deutlich - von normal 54 auf 59 Prozent.» Die Discounter profitierten zwar alles in allem auch von der Konsumlust - aber deutlich weniger. Ihr Marktanteil sinke in den Tagen vor dem Fest von 46 auf 41 Prozent.

Daran kann auch der kleine Luxus, der vor dem Fest Einzug in die Discounter-Regale hält, nur wenig ändern. Nach den Zahlen von Nielsen sind die Umsätze der Discounter mit den hauseigenen Edelprodukten vom Rinderfilet bis zum edlen Barolo aus italienischen Weinbergen im vergangenen Weihnachtsgeschäft sogar zurückgegangen: «Der kleine Luxus vom Discounter hat nicht mehr die Zugkraft wie früher.»

Dennoch gebe es für Billig-Anbieter wohl keine Alternative zur Strategie, die Regale vor dem Fest mit Delikatessen zu füllen. «Täten sie es nicht, würden sie im Vorweihnachtsgeschäft wohl noch deutlich mehr Marktanteile verlieren», glaubt der Experte. Immerhin sei es Aldi, Lidl und Co. gelungen, die Einbußen bei den Premium-Eigenmarken mit der Neulistung von Markenprodukten auszugleichen.

Außerdem sind die Discounter längst dabei, sich im Weihnachtsgeschäft auch attraktive Umsätze abseits des Lebensmittelhandels zu sichern. Sie bieten verstärkt etwa Spielzeug und Weihnachtsdeko an. Lidl legte diesmal sogar einen eigenen 28-seitigen Spielzeugkatalog auf - mit Angeboten wie Holzschaukelpferd, Modelleisenbahn und Spiel-Kinderwagen bis zum ferngesteuerten flugfähigen Hubschrauber.

Erhältlich sind die Produkte teils im Laden, teils auch nur online. Aldi Süd lockt unter anderem mit Weihnachtsdekorationen von der Lichterkette über Christbaumkugeln bis zu Kissen mit Weihnachtsmotiv.

Die Strategie dahinter ist für Hogen leicht nachvollziehbar. «Heute geht fast jeder deutsche Haushalt beim Discounter einkaufen.» Daher könnten sich die Anbieter kaum noch neue Kundengruppen erschließen. Stattdessen gehe es darum, den vorhandenen Kunden mehr zu verkaufen. «Deshalb bauen sie ihr Angebot immer weiter aus und gehen dabei gerade zu Weihnachten auch weit über den Lebensmittelbereich hinaus.» dpa

Kaufland beendet die Zusammenarbeit mit Unilever und streicht Knorr, Pfanni und Duschdas aus dem Angebot

Von Weihnachtsfriede keine Spur: Im deutschen Lebensmittelhandel eskalieren die Konflikte zwischen den großen Ketten und Markenherstellern wie Nestlé oder Unilever. Verbraucher werden deshalb vielleicht schon bald öfter vergeblich beim Einkauf nach bestimmten Produkten suchen.

Für großes Aufsehen sorgte dabei am Freitag die Handelskette Kaufland. «Zum 31. Dezember beendet Kaufland die Jahrzehnte langen Geschäftsbeziehungen zu Unilever in Deutschland», teilte sie mit. Damit dürften schon bald bekannte Marken wie Knorr, Mondamin, Pfanni, Dove, Duschdas oder Signal aus den Regalen des Unternehmens verschwinden. Nur einige ausgewählte Eissorten aus dem Unilever-Angebot will die Kette weiter verkaufen. Unilever wollte die Vorgänge nicht kommentieren. Zuvor hatten die «Lebensmittel Zeitung» und das «Handelsblatt» darüber berichtet.

Eigentlich sind Streitigkeiten zwischen Händlern und Lieferanten nichts Ungewöhnliches. Immer wieder kommt es dazu, dass Händler einzelne Produkte «auslisten» oder umgekehrt Markenhersteller vorübergehend die Belieferung eines Händlers einstellen. Meist wollen sie damit Preiserhöhungen oder bessere Lieferkonditionen durchsetzen.

Doch in den vergangenen Monaten haben die Auseinandersetzungen eine neue Qualität erreicht - auch, weil die Händler inzwischen internationale Einkaufsbündnisse schmieden. So wollen sie ihren großen Lieferanten, die in der Regel deutlich mehr Geld verdienen als sie selbst, besser Paroli bieten.

Bereits im Frühjahr hatte Edeka zusammen mit europäischen Verbündeten wie Intermarché und Coop Schweiz monatelang mit dem Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé über Konditionen gestritten und zeitweise fast 200 Produkte des Herstellers boykottiert. Dabei habe das Händlerbündnis dem Schweizer Giganten deutlich verbesserte Bedingungen abgerungen, berichtete die «Lebensmittel Zeitung».

Gerade erst einigte sich dasselbe Händlerbündnis nach harten Konflikten mit Red Bull, Kellogg's und Heineken über die künftigen Lieferkonditionen, wie Edeka am Freitag mitteilte. Ein Streit mit dem Süßwarenhersteller Mars, der ebenfalls mit Bestellstopps ausgetragen wird, schwelt derweil nach Angaben der «Lebensmittel Zeitung» weiter.

Kaufland hebt den De-facto-Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu einem der größten Konsumgüter-Hersteller der Welt noch einmal auf ein neues Level. Dabei teilt der Händler, der in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Unilever-Produkte auslistete, noch einmal kräftig aus. Eine Analyse der Marktdaten habe ergeben, «dass Unilever-Produkte eine hohe Austauschbarkeit aufweisen und die Kunden sich bereits darauf eingestellt haben», begründete Kaufland dies.

In den Augen von Kaufland ist es ein Akt der Selbstverteidigung: Unilever versuche, seine Marktposition zu nutzen, um die eigenen Erträge noch weiter zu erhöhen - und habe von Kaufland drastische Preiserhöhungen gefordert. Hätte Kaufland dies akzeptiert, hätte das nach seinen Angaben zu «erheblichen Erhöhungen der Verkaufspreise geführt, die über marktübliche Preise hinausgegangen wären».

Unilever kommentierte die Vorgänge zunächst nicht. Die «Lebensmittel Zeitung» berichtete aber unter Berufung auf informierte Kreise, dass das Unternehmen den Bruch in Kauf genommen habe, weil der Händler in Deutschland nicht mehr die Wachstumsraten früherer Jahre aufweise, aber trotzdem jedes Jahr bessere Konditionen einfordere. Das habe ihn zu einem teuren Kunden gemacht. dpa