Luzern, Vierwaldstättersee und Pilatus Unfassbar schön, kulinarisch reich

Der Triebfahrzeugführer bleibt bei der 30-minütigen Fahrt aber keineswegs untätig. Ständig beobachtet er den Drehzahlmesser, damit der Elektromotor nicht heiß läuft. Zudem muss er darauf achten, dass er den korrekten Abstand zum Vorderwagen einhält. Die legendären roten Waggons, die uns sicher auf den Berg bringen, sind aus den 1930-er Jahren. Auf der rund 4,3 km langen Bahntrasse, die Steigungen bis 48% aufweist, überwindet die Zahnradbahn mehr als 1.600 Höhenmeter, ehe sie am Pilatuskulm ankommt. Die Strecke ist so steil, dass der Konstrukteur Eduard Locher eine neues Zahnradsystem konzipieren musste. Das seitliche Eingreifen der Zahnstange verhindert das Aufklettern des Zahnrades, verrät der Triebwagenführer fachkundig. Dass das Herz der Bahnfreunde hier höherschlägt, ist selbstverständlich.

Am Pilatus: Dem Himmel so nah

Ob der Name des Berges vom lateinischen „pileatus“ (der (mit Wolken) Bedeckte) oder doch von Pontius Pilatus, der hier im See versenkt worden sein soll, stammt, ist ungeklärt. Legenden gibt es hier viele – auch die des Drachens, der hier gehaust haben soll. Fest steht, dass sich Ausflüge auf den Berg sehr großer Beliebtheit erfreuen. Schließlich ist es der berühmteste Aussichtspunkt der Zentralschweiz, erklärt man voller Stolz. Besonders an heißen stickigen Sommertagen ist der Pilatus eine Wohltat für Körper und Seele. Die gute klare Luft und die sensationellen Ausblicke auf Luzern, den Vierwaldstättersee und die umliegende Bergwelt mit sage und schreibe 73 Gipfeln versetzt einen in Staunen. Doch die größte Sensation erwartet all jene, die das Glück haben, im edlen Ambiente des Pilatus-Kulm-Hotel eine Nacht zu verbringen. Das Hotel aus dem Jahr 1890 wurde erst vor kurzem generalsaniert und erstrahlt in edlem Glanz, lässt im ohnehin so reichen Ambiente keine Wünsche offen. Wenn um 19:00 Uhr die letzte Bahn nach unten fährt, dann herrscht hier am Berg eine unglaubliche Ruhe.

Zeit um einen kurzen Abstecher über einen Wanderweg zu nehmen und nach Steinböcken Ausschau zu halten. Und dann folgt der spektakuläre Sonnenuntergang, den man von hier aus optimal genießen kann. Wenn die Nacht hereinbricht, ist der Besuch im Restaurant, im Queen Victoria Speisesaal, angesagt. Hier kann man in luftiger Höhe erstklassig dinieren und vollendet damit einen königlichen Tag. Schweizer Gastronomie ist, wie es sich hier zeigt, immer wieder ein Erlebnis. Mit viel Hingabe, auf den Punkt gegartes zartrosa Rindfleisch, das wie Butter auf der Zunge zergeht. Dazu wird ein Luzerner Blauburgunder vom Schloss Heidegg empfohlen – ein feiner, eleganter Rotwein, der zum roten Fleisch ganz hervorragend passt. Eine weitere Überraschung also.

Wenn es dann ganz dunkel wird, hört man nur mehr die Kuhglocken auf der darunterliegenden Alm. Ansonsten herrscht tiefe Stille. Auch Nachtschwärmer kommen am Pilatus voll auf ihre Rechnung: Gemeint sind dabei alle, die sich für Sterne erwärmen. Denn es gibt hier keine Lichtverschmutzung, sondern ein Firmament, das zum Greifen nahe scheint. Dass die Sommernacht dann doch so schnell vorüber ist, tut einem fast ein wenig leid. Auch wenn der Sonnenaufgang, der nächste Akt in diesem Naturschauspiel, eine adäquate Entschädigung ist. Und natürlich gibt es auch für den Sonnenaufgang einen optimalen Aussichtspunkt, der dieses unfassbare Ambiente wieder in ganz anderes Licht rückt. Der Abschied kommt zu schnell. Es geht mit der Seilbahn ins Tal. Noch ein paar großartige Ausblicke und wieder Freude über den neuen, strahlenden Sommertag.

Luzern: Gediegen und unaufdringlich, aber vor allem schön

Die Stadt am Vierwaldstättersee zeigt sich von ihrer elegantesten Seite und man rät uns, die wunderbare Landschaft bei einer Mittagsfahrt zu genießen. Die Fahrt mit der MS Waldstätter entpuppt sich schließlich als weiterer kulinarischer Höhenflug. Zur lieblichen Landschaft dieses Sees, der an einem vorbeigleitet, gibt es ein ganz hervorragendes Mittagsmahl. Diesmal wird ein Lamm serviert, das ebenfalls wieder auf den Punkt gegart auf den Tisch kommt. Dazu passt der Pinot Noir Reserve AOC Graubünden vom Marschallgut ganz hervorragend. Der im Barrique ausgebaute Wein ist ein wahres Gedicht. Erwähnenswert ist übrigens das in der Speisekarte abgedruckte Bekenntnis der Gastronomie Vierwaldstättersee, ausschließlich auf regionale Produkte zu setzen. Angeführt ist hier auch der Hof, von dem das Fleisch stammt.

Ein letzter Blick vom See auf den Pilatus, ehe wir wieder im Luzerner Hafen ankommen. Die Stadt mit den zwei signifikanten Holzbrücken, der Spreuer- und der Kapellbrücke, zeigt sich als charmante und vor allem als elegante City. Vielfach als schönste Stadt des Landes gepriesen, dominieren heimelige Bürgerhäuser und Zuckerbäcker-Hotelpaläste aus der Belle Époque das Stadtbild. Gerne erinnert man sich an den wohl berühmtesten Gast, der hier urlaubte und einen tiefen Eindruck hinterließ: Queen Viktoria kam 1868 als trauernde Witwe, weil ihr vielgeliebter, 1861 verstorbener Gatte Albert von Sachsen-Coburg und Gotha diese Region so sehr liebte. Sie folgte seinen Spuren. Das ist auch der Grund dafür, dass es viele Orte und Plätze gibt, die nach ihr benannt wurden.

Für Begeisterung ganz anderer Art sorgt die einzigartige Sammlung Rosengart im ehemaligen Gebäude der Schweizer Nationalbank. Gestiftet und geleitet von der Kunstsammlerin Angela Rosengart, die persönlich mit Pablo Picasso befreundet war, gibt es hier auch Werke von Paul Klee sowie Cézanne, Monet, Miró und Braque zu sehen. Ein Besuch des größten technischen Museums der Schweiz, dem Verkehrshaus, lohnt sich übrigens auch. Neben zahlreichen Autos, Flugzeugen und Lokomotiven gibt es unter anderem die allererste Garnitur der Pilatus-Zahnradbahn von 1889 zu sehen. Als Queen Victoria 1868 zum Pilatus hochwollte, musste sie bis zum Kulm hochgetragen werden. Die schwer gewichtige Monarchin war aber nicht der Grund dafür, dass man eine Zahnradbahn errichten ließ. Wie immer das auch sein mag: Ein Stück Schokolade von „Max Chocolatier“ lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und überzählige Kilos und Kalorien vergessen. Den kulinarischen Abschluss feiern wir schließlich im Zunfthausrestaurant Pfistern mit direktem Blick auf die Kapellbrücke. Bei „Chalbsgeschnätzlets Lozerner Art“ mit Rösti lassen wir den Tag zünftig ausklingen.

 

Adressen und Informationen:

Pilatus, Schlossweg 1, 6010 Kriens/Luzern, Tel (41) 329 11 11 https://www.pilatus.ch/ (Informationen über Zahnradbahn/Seilbahn sowie das Hotel/Restaurant am Pilatus)

Schifffahrt-Vierwaldstättersee, https://www.lakelucerne.ch/de/ (Information und Reservierung für kulinarische Fahrten/Rundfahrten)

Max Chocolatier, Schweizerhofquai 2, 6004 Luzern, Tel (41) 41 418 70 97 https://maxchocolatier.com

Zunfthausrestaurant Pfistern, Kornmarkt 4, 6004 Luzern, Tel. (41) 41 410 36 50 https://www.restaurant-pfistern.ch

Luzern Tourismus AG, Fremdenverkehrsamt, Bahnhofstrasse 3, 6002 Luzern, Tel.(41) 41 227 17 17 https://www.luzern.com/de/

Die „Luzern-Card“, die jeder Übernachtungsgast kostenlos erhält, erlaubt die freie Benutzung aller Busse und Bahnen innerhalb des Stadtnetzes. Mit der Card gibt es verschiedene Vergünstigungen für Seilbahnen, Bergbahnen, Museen und Ausflüge in der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Zudem erlaubt die Luzern-Card auch die Nutzung der "Free WiFi - LUZERN.COM“ Hotspots Weitere Informationen: https://www.myswitzerland.com