Madeira & Cristiano Ronaldo Der König von Madeira

Von Manuel Meyer

Was verbinden die meisten Menschen mit einer Trauminsel? Wahrscheinlich schneeweiße Sandstrände, türkisblaues Wasser, Kokosnusspalmen und tropische Wärme. Das alles können Inseln wie Bali, die Malediven oder Barbados bieten. Doch es war ein Eiland, das weder als Strandparadies noch für Badewannentemperaturen bekannt ist, das 2017 zum dritten Mal in Folge bei den renommierten World Travel Awards als «bestes Inselreiseziel der Welt» ausgezeichnet wurde: Madeira.

Die Vulkaninsel vor der Küste Westafrikas feiert ab diesem Jahr das 600. Jubiläum ihrer Entdeckung. Zwar wurde Madeira schon im 6. Jahrhundert vor Christus von den Phöniziern entdeckt. Doch 1418 landete der Portugiese Joao Goncalves Zarco nach einem Sturm auf Madeiras Nachbarinsel und nannte sie aus Dankbarkeit Porto Santo, Heiliger Hafen. Ein Jahr später nahm der Seefahrer dann auch die Hauptinsel Madeira für Portugal in Besitz.

So lockt Madeira in diesem Jahr und 2019 mit zahlreichen Events, Ausstellungen und Volksfesten. Der berühmteste Sohn der Insel ist Cristiano Ronaldo. «Madeira kann jedem etwas bieten. Die Insel hat so viele wunderschöne Orte», erklärt der Fußballprofi. «Das ganze Jahr herrscht ein angenehm mildes Klima, die Qualität der Hotels und Dienstleistungen ist enorm hoch, die Infrastruktur ausgezeichnet. Madeira ist zudem ein sehr sicheres Reiseziel.» Nach Madeira kommen Wanderer, Taucher, Badegäste, Gourmets und Kulturbegeisterte.

Ronaldo schwärmt von den wunderschönen Sandstränden auf der zu Madeira gehörenden Nachbarinsel Porto Santo, der quirligen Hauptstadt Funchal und den Wanderwegen mit Blick auf den Atlantischen Ozean. Was soll der Superstar auch anderes sagen? Ronaldo ist quasi der König von Madeira. Und mit Sicherheit die beste und zudem noch globale Werbung für seine Heimatinsel.

Das wird schon direkt bei der Ankunft klar: «Wir sind soeben auf dem Internationalen Flughafen Madeira - Cristiano Ronaldo gelandet», sagt die Flugbegleiterin. Im vergangenen Jahr weihte der fünfmalige Weltfußballer den Flughafen in Funchal höchstpersönlich auf seinen eigenen Namen um. Bevor Urlauber zum Hotel aufbrechen, muss noch schnell das obligatorische Foto mit der weltberühmten Ronaldo-Büste am Flughafenausgang gemacht werden. Leider geriet sie derart daneben, dass der entstellte Bronzekopf viel Spott hervorrief.

Die wenigsten fliegen nach Madeira, um die Insel auf den Spuren Ronaldos kennenzulernen. «Doch viele Urlauber wurden erst auf Madeira aufmerksam, weil sie hörten, dass Ronaldo von hier stammt», sagt Nuno Viveiros vom CR7-Museum. Ronaldos Namenskürzel und seine Rückennummer sind ein Touristen-Magnet. «Wir sind mittlerweile das am meisten besuchte Museum auf der Insel», sagt Viveiros. Bereits 250 000 Besucher haben sich Ronaldos Pokal- und Trophäensammlung angeschaut.

Viveiros leitet nicht nur das Museum, er ist auch Ronaldos Cousin. «Ich war sogar sein erster Kapitän in der Jugendmannschaft. Doch schnell wurde klar, wer auf dem Platz das Sagen hat», scherzt der 36-jährige Portugiese. «Viele halten ihn für arrogant und eitel. Aber das stimmt nicht.» Wer sich im Museum die auf 1200 Quadratmeter verteilte Selbstbeweihräucherung anschaut, bekommt eventuell einen anderen Eindruck. Aber Ronaldo hat auf Madeira viele Anhänger.

Ronaldo-Fans können im Museum signierte Trikots, Privatfotos und Fan-Post aus aller Welt bestaunen. Die Fußballschuhe des Profis sind in beleuchteten Vitrinen ausgestellt wie wertvolle Kunstwerke. Filme zeigen die Höhepunkte seiner Karriere, erzählen von seinem Leben.

Gleich neben dem Museum befindet sich Ronaldos neues «Pestana CR7 Hotel». Das Vier-Sterne-Haus gehört zu den modernsten und angesagtesten der Insel. Stylisch, toller Infinity-Pool. Die Rooftop-Bar bietet einen herrlichen Blick auf den Kreuzfahrthafen. Man muss es aber mögen, unter Ronaldo-Gemälden zu schlafen.

Doch Madeira ist viel mehr als ein Ronaldo-Themenpark. Vor allem ist die Insel ein Natur- und Wanderparadies. Madeiras jahrhundertealte Lorbeerwälder gehören seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe. Schon Kaiserin Sisi verschlug es 1860 wegen des angenehm milden Klimas zur Lungenkur nach Madeira. Sie war entzückt von der farbenprächtigen Natur, 760 verschiedene Pflanzen- und Blumenarten soll es auf der Insel geben.

An diesem Tag ist kaum etwas von der Vegetation zu sehen. Es regnet, dichter Nebel. Der Wanderweg von Queimadas durch den Naturpark zum Caldeirao Verde, dem «grünen Kessel» im Herzen der Insel, ist dennoch leicht zu finden. Man braucht nur den Levadas folgen, schmalen Wegen, die an alten Bewässerungskanälen entlanglaufen. «Die ersten dieser Kanäle wurden bereits Ende des 15. Jahrhunderts von den Portugiesen angelegt, um Trinkwasser aus dem Inselinneren zur Küste zu leiten», erklärt Wanderführer Samuel Freitas.

Heute bilden die Levadas ein Wandernetz, das mehr als 2000 Kilometer kreuz und quer über die Insel verläuft. Vorbei an moosigen Felswänden, riesigen Farnen und bis zu 100 Meter hohen Wasserfällen. Sie ziehen sich durch Lorbeerwälder, deren Äste mit dicken, pelzigen Flechten überwuchert sind. Knorrige Baumriesen, Wälder wie aus dem Märchenbuch. Es riecht nach morschem Holz und wildem Oregano. «Habt Ihr eure Stirnlampen dabei? Es kommen nun vier Tunnel», sagt Freitas. Stockdunkel ist es, nicht überall kann man aufrecht gehen. Wassertropfen fallen von der Decke.

Nach dem dritten Tunnel gibt der Nebel gelegentlich Blicke auf die grüne Dschungel-Bergwelt frei, in der Steven Spielberg «Jurassic Park» hätte drehen können. 24 Mikroklimata machten Madeira landschaftlich extrem abwechslungsreich, weiß der Guide. Wer auf dem Höhenwanderweg vom Pico do Arieiro zum 1862 Meter hohen Pico Ruivo geht, muss nicht nur schwindelfrei, sondern auch trittsicher sein. Die Wanderung über den Wolken ist anspruchsvoll.

Ganz im Westen führen Wanderwege auf der Halbinsel Ponta de Sao Lourenco durch bizarre Vulkanlandschaften. Hier befindet sich in Canical ein interessantes Walmuseum. Auch heute noch tummeln sich Delfine und Wale vor der Küste Madeiras, sogar Pottwale. Früher lebte die Insel vom Walfang. Heute ist sie ein weltweiter Hotspot für touristische Wal- und Delfinbeobachtungstouren.

Es ist schwer zu sagen, ob Madeira über oder unter Wasser schöner ist. Zwischen Lavatunneln, Steilwänden und Höhlen zeigt Stefan Maier seinen Gästen Muränen, Seepferdchen, Tintenfische, imposante Stechrochen - und Papageienfische. «Aufgrund des warmen Golfstroms haben wir hier auf Madeira das seltene Phänomen tropischer Fische mitten im Atlantik», erklärt der deutsche Tauchlehrer.

Direkt vor seiner Manta Diving Tauchbasis an der Südküste bei Canico de Baixo breitet sich der 376 Hektar große Unterwassernaturschutzpark Garajau aus. Fischfang ist verboten, der Bootsverkehr eingeschränkt. Und damit ist der Fischerreichtum enorm. Am «Lavafinger» und am «Arena»-Hausriff tummeln sich riesige Gruppen von Soldatenfischen und Barrakudas. Das Highlight sind die großen Schwärme gigantischer Zackenbarsche. An der Ponta de Oliveira, einer gewaltigen 50 Meter langen und 20 Meter breiten Lavahöhle, kann man neben Hummern und Tanzgarnelen manchmal sogar Mönchsrobben sehen.

Mönchsrobben gaben auch dem Fischerdorf Camara de Lobos seinen Namen. Schon Winston Churchill war bei seinem Madeira-Urlaub 1950 fasziniert von dem Dorf - er hielt sich dort stundenlang auf, um es zu malen. Der britische Premier ließ sich damals im Rolls-Royce über die Insel kutschieren. Wie damals fangen die Fischer hier in den Tiefen des Atlantiks auch heute noch den monsterhaften schwarzen Degenfisch, Madeiras Fischspezialität schlechthin.

Madeiras Küche ist eine Entdeckung. «Wenige kommen mit hohen gastronomischen Erwartungen», räumt Mario Jardim Fernandes ein, der Urlaubern Köstlichkeiten auf seiner Finca Faja dos Padres auftischt. «Doch die meisten geben hinterher das Essen als einen der Gründe an, nach Madeira zurückkommen zu wollen», sagt er.

Die Finca mit Restaurant und Ferienwohnungen war bis vor kurzem nur per Boot erreichbar. 300 Meter hohe Steilklippen isolierten die Langzunge, bis 2016 ein Gondel-Lift installiert wurde. Das Restaurant ist inselweit für seinen frischen Fisch und die Napfmuscheln bekannt. Umgeben ist die Finca von Plantagen mit Bananen, Mangos, Avocados, Papayas, Maracujas und natürlich Weinreben.

Das Mikroklima nutzten schon Franziskanermönche im 15. Jahrhundert, um hier die ersten Weinreben anzubauen. Damit gilt Faja dos Padres heute auch als Wiege des berühmten süßen Madeira-Weins. Von dem hat Mario einige köstliche Tropfen im Weinkeller. Der Hobby-Winzer lädt in den alten Kellergemäuern zur Kostprobe ein. Bis zu zehn Jahre reifen seine Weine hier in Fässer. Sie schmecken nach kandierten Früchten, Kräutern, Nüssen, Rosinen - sogar nach Schokolade.

Über die Geschichte des Madeira-Weins kann man sich in der nahen und quirligen Hauptstadt Funchal auch gut in der einstigen Weinkellerei der Familie Blandy informieren, heute Probierstube und Museum. Sowieso ist Funchal einen Besuch wert: Die Kleinstadt lockt mit schönen Gärten, alten Kirchen und Klöstern, dem Bauernmarkt Mercado dos Lavradores, interessanten Museen, den berühmten Korbschlittenfahrten - und natürlich dem Ronaldo-Museum.

Ronaldo kann sich gut vorstellen, nach seiner Fußballkarriere wieder in Funchal und auf Madeira zu leben. Er habe aber noch nicht darüber nachgedacht. «Wer weiß, was die Zukunft bringt», erklärt er. Doch eines steht für ihn fest: Seine Heimat ist einer der schönsten Flecken der Welt. dpa

Reise nach Madeira

Anreise: Airlines wie Lufthansa oder TAP Portugal fliegen Funchal von verschiedenen deutschen Flughäfen an. Da Madeira zu Portugal und damit zur EU gehört, reicht für die Einreise ein Personalausweis.

Klima und Reisezeit: Ganzjährig mild mit Durchschnittstemperaturen von 25 Grad im Sommer und 19 Grad im Winter.

Informationen: Fremdenverkehrsamt Portugal, Portugiesisches Handels- und Touristikamt, Zimmerstraße 56, 10117 Berlin (Tel.: 030/254 10 60, www.visitportugal.com/de).