Diesmal gab es nur spärliche Gerüchte zum neuen Michelin. Sarah Henke hat ihn sich tatsächlich im Spices im Arosa auf Sylt gesichert (ob das zu der neuen Linie von Horst Rahe passt?) und Christian Jürgens hat seinen 3. in der Überfahrt abgeholt - wir gratulieren!
Drei Restaurants kamen neu in die zwei-Sterne-Kategorie: Das Berliner «Facil», das «Tiger-Gourmetrestaurant» in Frankfurt am Main und das «Schlossberg» in Baiersbronn in Baden-Württemberg. «Die Entwicklung der deutschen Gastronomie war in den letzten Jahren einfach unheimlich dynamisch», sagte der Chefredakteur der Deutschland-Ausgabe des «Michelin»-Führers, Ralf Flinkenflügel. Mit nun 11 Drei-Sterne-Häusern, 37 Zwei-Sterne- und 226 Ein-Sterne-Restaurants etabliere sich Deutschland hinter dem unangefochtenen Spitzenreiter Frankreich weiter als Land der Spitzenküche und Spitzenköche.
In Berlin gibt es drei neue Sterne-Restaurants - in keiner deutschen Stadt strahlen so viele «Michelin»-Sterne wie in der Hauptstadt: Das LES SOLISTES by Pierre Gagnaire im Waldorf Astoria mit Küchenchef Roel Lintermans und Restaurantleiter Vedad Hadziabdic, das «5 - cinco» des katalanischen Sternekochs Paco Pérez im Stue und der Pauly Saal. Das Soupe Populaire bekam einen Bib (siehe Liste unten). Und das Facil hat endlich 2 Sterne! Das «Margaux» in Mitte gab die Auszeichnung ab, es schließt im Februar 2014.
Berlin entwickele sich zusehends zum «Hotspot der richtig guten Küche», sagte Flinkenflügel. Aus Sicht der Tester zeichnet ihr multikultureller Charakter die Stadt aus. Das ziehe Spitzenköche aus dem Ausland an wie Paco Pérez und Pierre Gagnaire, die nun einen Stern erhielten.
Immer mehr junge, sehr ehrgeizige Köche mit erstklassiger Ausbildung und viel Spaß im Beruf bestimmten das Bild der deutschen Spitzengastronomie, erläuterte Flinkenflügel. Auch Köchinnen eroberten in der überwiegend von Männern dominierten Welt der Restaurant-Sterne allmählich Terrain: Drei Frauen erkochten sich jeweils neu einen Stern im «Spices» (Sarah Henke) in List auf Sylt, im «Reisers am Stein» in Würzburg (Caroline Baum - auf dem Weingut am Stein der Knolls) sowie im «Clara-Restaurant im Kaisersaal» (Maria Groß) in Erfurt. Anna Sgroi eroberte sich in ihrem gleichnamigen Lokal in Hamburg einen Stern zurück.
Foto: Sackmann, Witzigmann, Henke, Kempf, Jürgens, Ellis
In Baden-Württemberg strahlen soviele Schlemmer-Sterne wie nie zuvor. Nach 58 Häusern im Vorjahr zeichnet der neue «Michelin»-Führer Deutschland in diesem Jahr 67 Restaurants im Südwesten für die gute Küche aus. Das ist deutschlandweit spitze. «Die Nähe zu Frankreich, viele Weinanbaugebiete - die Menschen hier haben einfach schon immer einen Faible für gutes Essen gehabt», sagte Flinkenflügel.
Allein zwölf Restaurants erhielten erstmals einen Stern - so viele Neuzugänge in dieser Kategorie wie in keinem anderen Bundesland. Ausgezeichnet wurden dabei unter anderem die «Rose» in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) sowie der «Gasthof Krone» in Waldenbuch (Kreis Böblingen), die schon im vergangenen Jahr als Anwärter gegolten hatten. Mit dem «ammolite - The Lighthouse Restaurant» befindet sich nun ein Sterne-Lokal in einem Vergnügungspark - mitten im Europapark Rust.
Nur drei Sterne verloschen: Im Heidelberger «schwarz Das Restaurant» ging mit dem Küchenchef auch der Stern. Die «Oberländer Weinstube» in Karlsruhe konnte mit verändertem Konzept das Niveau nicht halten. Die «Zirbelstube» im Hotel Victoria in Bad Mergentheim gab ebenfalls einen Stern ab.
Im Schwarzwald-Städtchen Baiersbronn, das bereits zwei von drei baden-württembergischen Drei-Sterne-Restaurants beherbergt, erhielt das «Schlossberg» mit Spitzenkoch Jörg Sackmann einen zweiten Stern. «Wenn man bedenkt, wieviele Einwohner der Ort hat, dann ist das ganz und gar erstaunlich», sagte Flinkenflügel. Harald Wohlfahrt verteidigte am Donnerstag pünktlich zu seinem 58. Geburtstag in der Baiersbronner «Schwarzwaldstube» seinen dritten Stern nun schon im 22. Jahr - ein einsamer Rekord. Auch das «Restaurant Bareiss» bleibt erwartungsgemäß in dieser Spitzenliga, ebenso wie das «Amador» in Mannheim.
Baden-Württemberg behauptet mit drei Drei-Sterne-Restaurants, vier Zwei-Sterne- und 60 Ein-Sterne-Lokalen seinen unangefochtenen Spitzenplatz als Bundesland mit der höchsten Sternedichte wie auch den meisten Sterne-Häusern. Bayern liegt auf Platz zwei mit 45 Sterne-Lokalen; gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 44.
Ebenfalls auffällig sei die Entwicklung, dass die ostdeutschen Bundesländer bei der Kochkunst aufholten. So gebe es an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern neue Sterne, erläutert Flinkenflügel. «Da tut sich was kulinarisch.» Unter anderem erkochten sich das «Strandhotel Fischland - Ostseelounge» in Dierhagen, das «Freustil» in Binz auf Rügen und «Tom Wickboldt» in Heringsdorf auf Usedom jeweils neu einen Stern.
Deutschlandweit kürte der Schlemmerführer am Donnerstag 274 Sterne-Restaurants - darunter auch das frischgebackene Drei-Sterne-Lokal «Restaurant Überfahrt Christian Jürgens» im bayerischen Rottach-Egern. Mit nun elf Drei-Sterne-Restaurants liegt die deutsche Spitzengastronomie damit in Europa auf Platz zwei hinter Frankreich. Dort gibt es gleich 27 Drei-Sterne-Lokale. dpa
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Alle Sterne-Restaurants Deutschland 2014: