Mit der Fantasia durchs Mittelmeer

Ein bisschen ist es wie bei einer dieser Drop-On-Drop-Off-Stadtrundfahrten, nur dass es nicht auf Straßen durch eine Stadt geht. In diesem Fall führte der Weg durch die Adria und griechische Gewässer. Venedig-Bari-Katakolon-Santorin-Athen-Korfu-Dubrovnik-Venedig.

So stand es auf meinem Plan für die Reise mit der MSC Fanatsia. Eines dieser riesigen modernen Kreuzfahrtschiffe mit Platz für bis zu 4500 Gäste. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser an meine Zeilen über die Reise mit der MSC Divina. Ähnliches Schiff, ähnliche Route und doch eine ganz andere Welt. Im Herbst 2012 hatte ich das Vergnügen, Gast des MSC-Yacht-Clubs auf der Divina zu sein.

Nun also die Tour im normalen Bereich der Fantasia. Und um es gleich zu sagen: das ist ein Unterschied wie Trabant und Mercedes, wie Holzklasse und First-Class, wie Henkel trocken und Roederer Cristal. Die Fanatsia war in diesem Fall mit gut 4000 Gästen fast ausgebucht. Doch bevor ich mich weiter in den Gängen des Schiffes verlaufe, erst einmal ein paar Eindrücke aus den Stationen.

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Klar – die Ausfahrt aus Venedig ist immer wieder ein Erlebnis. Unten liegen die Gassen, durch die einst Casanova streifte, der Markusplatz wirkt wie in einer Art Legoland auf das man hinunterschaut. Es geht zuerst hinaus auf die Adria, dem ersten Tagesziel Bari entgegen. Wie in allen Häfen werden Ausflüge angeboten. Hierbei empfiehlt es sich vorher zu schauen, wie die örtlichen Gegebenheiten sind. Schließlich möchte der Reiseveranstalter mit den Ausflügen noch ein bisschen Umsatz machen. Jedoch sind so manche Angebote einfach unnütz (die Shoppingtour kann man auch auf eigene Faust erledigen) oder schlicht zu teuer.

Etwa der Ausflug in die Altstadt von Dubrovnik, der per Taxi billiger ist als mit einem der vielen Reiseveranstalterbusse, die an jedem Hafen dienstbar bereit stehen. Hinzu kommt, dass es durchaus anstrengend sein kann, mit einer Reiseführerin in zwei Sprachen durch eine Stadt geführt zu werden. Das ist nicht nur zeitaufwendig, sondern vor allem nervend.

So jedenfalls empfand ich die Tour nach Sassi die Metera. Trotzdem ein Muss, wenn man in der Gegend um Bari ist. Etwa eine Stunde Busfahrt und man ist einer der pittoresken Städte, die man sich vorstellen kann. Schon vor etwa 7000 Jahren haben Menschen sich Höhlen in die Kalkfelsen geschlagen. Bis Anfang der 50-iger Jahre des vergangen Jahrhunderts war die Stadt, mit damals mehr als 20.000 Einwohnern, als Schande Italiens bekannt. Das führte zu einer Zwangsaussiedlung.

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Jahrelang stand Sassi leer. Seit einigen Jahren kommt das Leben nun zurück. Es gibt ein paar Handwerker, kleine Geschäfte, Hotels (davon eines, welches zu den außergewöhnlichsten gehört, die mir je begegnet sind: Sextantio Civita Caves. Modernes italienisches Design in riesigen Höhlenzimmern. Fünf-Sterne-Luxus der anderen Art. Cineasten werden die Stadt sicherlich als Jerusalem aus Mel Gibsons Passion Cristi erkennen.

Um noch Mal auf die erwähnt Auswahl der Ausflüge zu kommen: Dieser ist ein Muss! Und mit 50 Euro fair kalkuliert. Wiewohl man sich am Folgetag nach dem Anlegen im griechischen Katakolon die Fahrt nach Olympia getrost sparen kann. Viel mehr als ein paar Säulen, jede Menge Steinhaufen und ein Stadion, das irgendwie an den Sportverein einer deutschen Kleinstadt erinnert (nur eben ohne Werbeflächen), gibt es nicht zu sehen. Alternativ empfiehlt sich ein kurzer Spaziergang von Bord, an der Hafenstraße mit etlichem Touristennippes vorbei, in eines der kleinen Hafenrestaurants. Selten so gute frittierte Sardinen gegessen.

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Zurück an Bord bleibt - wie jeden Tag - Zeit, das Schiff zu erkunden. Mehrere Restaurants, etliche Bars und Cafés laden dazu ein, Extrakosten zu machen. Das kreuzfahrtklassische Shuffleboard kann gespielt werden, Solarium, Pools, Friseur, Gym, ein paar Geschäfte zum Einkaufen. Eine kleine Stadt eben. Immerhin mehr als 300 Meter lang und auf insgesamt 18 Decks verteilt.

Wie erwähnt war es meine zweite Tour mit MSC und eben diese mal nicht im Yacht-Club. Dort ist man unter sich mit eigener Bar, eigenen Poolbereich und eigenem Restaurant mit guter Küche. Nun will ich nicht sagen, dass die Küche für normale Ansprüche schlecht ist. Zu mancher Portion hätte Loriot sicherlich „sehr übersichtlich“ gesagt. Und überhaupt darf man nicht unbedingt ein Gourmet sein. Menschenscheu und ruhebedürftig schon gar nicht.

 

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Immerhin findet sich an einer der vielen Bars oder in einer Lounge dann trotzdem noch ein stilles Plätzchen für einen entspannten Drink. Und zudem sind da noch die Landgänge, um dem Gewühle zu entfliehen. Etwa in den Gassen von Santorin wo das Schiff mitten im Krater ankert und man mit Barkassen an Land gebracht wird.

Eher hektisch ist es dann wieder in Athen. Unverständlich ist mir jedoch, wie die griechischen Touristiker an der Akropolis nur eine einzige Kasse öffnen können, das Ergebnis: Eine Schlange, deren Ende nicht zu sehen war. Nicht eben sehr touristenfreundlich.

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Fast ein bisschen schade ist, dass die Fantasia immer nachts auf See ist. Geht doch die Fahrt von Athen nach Korfu durch geschichtsträchtige Gewässer. Die ionische See, wo einst Odysseus den Weg ins heimische Ithaka suchte. Vorbei auch an Skorpios, der legendären Onassis-Insel, die heutzutage einem Russen gehört. Und schließlich am nächsten Morgen Korfu. Kaiserin Sissi liebte die Insel. Ihre einstige Villa ist einer der Anziehungspunkte.

Ich habe mir dieses Schauspiel erspart und dafür in einer hervorragenden Taverne in der Altstadt einen typischen Vorspeisenteller genossen. Das ersparte mir das alltägliche Büffet auf dem Schiff. Aber bitte nicht falsch verstehen. Schlecht ist das Essen auf dem Schiff nicht. Nur eben wie im Cluburlaub für 4000 Menschen, das ist für die Crew sicherlich eine ziemliche Herausforderung.

Vorbei an der albanischen Küste folgte noch Dubrovnik. Nach dem Bürgerkrieg wieder bestens saniert. Schon grüßte wieder die Lagunenstadt. Eines ist klar – dies war gewiss nicht meine letzte MSC Tour. Aber wenn, dann bitte Yacht-Club.

Bin dann mal wieder unterwegs, Euer Honza.