Moselwein Aus für Weinbau im Uhlen und im Calmont?

Winzerinnen und Winzer der Terrassenmosel, wie Reinhard Löwenstein aus Winningen sowie Angelina und Kilian Franzen aus Bremm sorgen sich um die Zukunft von Spitzenweinlagen wie Uhlen und Calmont, die auch Biotope für seltene Pflanzen und Tiere sind.

Hintergrund sind Überlegungen des Umweltbundesamtes, den Pflanzenschutz mittels Hubschrauber in einigen Weinbergslagen an der Terrassenmosel nicht mehr zu genehmigen - was den Erhalt ihrer Terrassen- und Steilstlagen unmöglich machen würde.

Es handelt sich um die Weinlagen Calmont und Uhlen sowie auch den Valwiger Herrenberg in der Nähe von Cochem, in denen der Apollofalter vorkommt.

Die Population des Apollofalters ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Die Ursachen sind noch nicht erforscht, von Experten werden die heißen und trockenen Sommer sowie der Rückgang an Weinbergsflächen durch Verbuschung als mögliche Ursache angenommen. Seit Jahren gibt es Initiativen an der Mosel unter Beteiligung der Winzerschaft, um den Apollofalter und seinen Lebensraum zu schützen.

Apollo-Falter am Calmont-Klettersteig - Foto: Moselwein e.V./Ansgar Schmitz

Eine Gruppe von Schmetterlingsfreunden, die „Arbeitsgemeinschaft der Rheinisch-Westfälischen Lepidopterologen (AGL)“, mutmaßt dagegen, dass der Falter aufgrund des Pflanzenschutzes per Hubschrauber bedroht sei. Ohne hierfür wissenschaftliche Belege zu erbringen, hat die AGL eine Kampagne gestartet, die das Umweltbundesamt offenbar dazu bewogen hat, sich gegen den Hubschraubereinsatz in den besagten Lagen auszusprechen.

Andere Schmetterlingsforscher widersprechen den Mutmaßungen der AGL. Auch die mehrjährigen wissenschaftlichen Studien zur Artenvielfalt des DLR Mosel sowie im Mosel-Projekt des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau belegen, dass viele seltene Pflanzen- und Tierarten an der Mosel vorkommen, weil sie durch den Weinbau an den steilen Hängen und in den zahllosen Trockenmauern der Weinterrassen erst den Lebensraum finden, der an bewaldeten oder verbuschten Hängen nicht vorhanden ist.

Die Wissenschaftler haben in diesen Studien festgestellt, dass in den Mosel-Weinbergen rund 170 Wildbienenarten, zahlreiche Arten von Faltern und Schmetterlingen sowie seltene Heuschrecken und weitere Insekten vorkommen.

Ein Verbot der Hubschraubereinsätze würde das Aus für den Weinbau in den betreffenden Lagen bedeuten – mit der Folge, dass die Hänge verwildern und verbuschen, die Mauern mit der Zeit einstürzen und vielen Pflanzen, Insekten und Tieren von der Mauereidechse bis zur Zippammer wichtiger Lebensraum genommen würde. Denn diese wärmeliebenden Arten, auch der Apollofalter, benötigen die offene Weinlandschaft.

Die vermeintliche Rettung des Mosel-Apollo durch ein Hubschrauber-Verbot würde wohl genau das Gegenteil erreichen und zudem die Existenz zahlreicher Weingüter gefährden, die mit großer Leidenschaft die Weinkulturlandschaft an der Terrassenmosel pflegen. In diesem Teil des Moseltales, dem weinbaulichen Bereich „Burg Cochem“, geben seit Jahrzehnten viele kleine Betriebe aufgrund von Nachfolger- und Arbeitskräfte-Mangel sowie hohem Kostendruck die Bewirtschaftung der extrem arbeitsintensiven Steilst- und Terrassenlagen auf. Die Rebfläche im Bereich Burg Cochem ist von mehr als 2.000 Hektar im Jahr 1989 auf 1.109 Hektar im Jahr 2023 zurückgegangen.

Durch ein Verbot der Hubschraubereinsätze käme es zu weiteren Flächenstilllegungen. Es wäre wohl auch das Ende für Höhepunkte der deutschen Weinkultur wie die jahrhundertealten Weinbergsterrassen in Winningen und den steilsten Weinberg der Welt, den Calmont. Die Folgen für den Tourismus wären ebenfalls fatal.