Von Rebecca Krizak
Ein Nobelgeschäft reiht sich ans andere, edle Autos brausen an den polierten Schaufenstern vorbei und teuer gekleidete Menschen spiegeln sich darin - die Münchner Maximilianstraße steht für Luxus. Wer auf dieser Shoppingmeile einkauft, tut dies häufig mit der goldenen Kreditkarte. Seit einigen Jahren werden diese Karten immer häufiger von Kunden aus Russland und arabischen Ländern gezückt.
«München punktet als Einkaufsstadt immer stärker bei Gästen aus diesen Ländern», berichtet Handelsverbandsprecher Bernd Ohlmann. «Shoppen ist zwar für jede Touristengruppe interessant, aber die arabischen und russischen Gäste sind sehr zahlungskräftig.» 2013 gaben arabische Touristen am Tag durchschnittlich 550 Euro in München aus - andere Urlauber dagegen nur 192 Euro.
Um es den Gästen so angenehm wie möglich zu machen, haben sich Geschäfte und Hotels den neuen Kunden angepasst. In den Läden der Maximilianstraße werden arabisch- und russischsprachige Mitarbeiter eingestellt. Auch der Bayerische Hof (Fotos) beschäftigt solche Mitarbeiter: «Aufgrund der sprachlichen und kulturellen Vertrautheit entsteht so sofort eine Wohlfühl-Situation», sagt Pressesprecherin Ulrike Barcatta. Für die Touristen liegen zudem Reise- und Shoppingführer auf Arabisch und Russisch bereit.
Für arabische Gäste wird in vielen Münchner Hotels der Alkohol aus der Minibar geräumt und es gibt extra geräumige Zimmer, in denen auch Großfamilien genug Platz finden. An Ramadan lockt beispielsweise der Bayerische Hof zusätzlich mit speziellen Feiertagsangeboten.
Das Engagement lohnt sich: Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus den arabischen Ländern ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr um gut 18 Prozent auf 526 000 gestiegen. Laut Tourismusamt liegt München damit bundesweit auf Platz 1 vor Frankfurt (174 000 Übernachtungen) und Berlin (116 000). Bei den russischen Gästen folgen hinter München (525 000) die Städte Berlin (506 000) und Düsseldorf (130 000).
Anfang April warb München mit dem Reiseveranstalter Al Rais auf einer Hochzeitsmesse in Dubai um frisch verheiratete Paare, die ihre Flitterwochen in der Landeshauptstadt verbringen wollen. Karoline Graf vom städtischen Tourismusamt erklärt: «München ist eine außerordentlich beliebte Honeymoon-Destination für die Golfstaaten.» Das Interesse am Münchner Stand in Dubai sei groß gewesen.
Auch die italienische Luxusmarke Fendi wirb seit März in München um zahlungskräftige Kunden: Das Unternehmen eröffnete seine erste eigenständige Boutique in Deutschland auf der Maximilianstraße. Über den Zuwachs an russischen Gästen dürfte sich Firmen-Chef Pietro Beccari freuen: «Die Russen sind gute Kunden im Luxusbereich, nicht nur für Fendi, sondern für alle vergleichbaren Marken», erklärt er.
Kleidung, Kosmetik, Lederwaren, Schmuck und Schuhe sind bei den Shopping-Touristen besonders beliebt. Immer wieder hört Handelsverbandssprecher Ohlmann, dass sich Russen und Araber über das große Originalangebot an Markenwaren freuen. Zunehmend verlassen sie aber auch die Nobelecken Münchens und besuchen die anderen Einkaufsstraßen. Das liegt auch daran, dass aus den Golfstaaten immer mehr Urlauber aus der Mittelschicht in die Landeshauptstadt kommen.
«Die arabischen Gäste sind auch stark am Gesundheitsmarkt interessiert», sagt Barcatta. Dabei gehe es auch um den Schönheitsmarkt. Statt einer neuen Handtasche nehmen manche gleich eine neue Nase mit nach Hause.
Aber warum gerade München? «Das Dirndl- und Oktoberfest-Image ist gefragt», meint Ohlmann. Und auch die weltpolitische Lage spiele eine Rolle. Syrien und der Libanon seien als Urlaubsort für viele Araber weggefallen. Als Alternative hätten sie München entdeckt, das als sehr sicher gelte.
Faran al Mulafi aus Kuwait kann das bestätigen. Er ist für eine Woche in München, zusammen mit seinen Eltern, seiner Frau und seinen Kindern. «Für mich ist die Sicherheit hier in München sehr wichtig», sagt er. Ich kann hingehen, wohin ich will, ohne mir Sorgen machen zu müssen.» Außerdem: «Die Kaufhäuser hier sind großartig.»
Viele Urlauber nutzten die geografische Lage, um nach dem München-Urlaub in die Berge zu fahren, erklärt Karoline Graf vom Tourismusamt: «Eine Fahrt auf die Zugspitze mit der Möglichkeit, auf dem Gipfel Schneebälle zu werfen, gehört für viele arabische Gäste zum Besuchsprogramm dazu.» Das gilt auch für Faran al Mulafi: «Ich freue mich schon darauf, meinen Verwandten vom Urlaub zu berichten und ihnen Fotos vom Schnee zu zeigen.» dpa
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