Mundwasser für den Papst

Sie kennen sicherlich alle den Spruch "Geht nicht, gibt's nicht". Meist findet man diese Aussage eher lästig, weil einen die Erfahrung anderes gelehrt hat. Aber zumindest spornt es an, daran zu glauben. Jemand, der Tag für Tag mit diesem Ansporn nicht nur lebt, sondern auch probiert, den Satz zu erfüllen, ist Raffaele Sorrentino.

Der Consierge des Hotel Adlon macht möglich, was eigentlich nicht geht. Er besorgt in letzter Minute Tickets für eine VIP-Party bei der Fashion Week, organisiert Karten für ausverkaufte Opern- oder Filmpremieren oder versorgt seine Gäste ganz simpel mit vergessenen Manschettenknöpfen. "Es macht mir Spaß, jeden Tag mit diesen Herausforderungen zu leben und so ist jeder Tag spannend."

Ein Mal jedoch trat er so richtig in ein Fettnäpfchen. Ach, was sage ich - es war ein Fass.

Der Mann der seine Laufbahn in einem der besten Hotels der Welt, der Villa d'Este am Comer See begann, der mit 26 Jahren jüngster Chefconsierge Europas war und den die internationale Conciergevereinigung zum besten Concierge der Welt kürte, muss kräftig lachen, als er die Geschichte erzählt.

"Damals lebte noch Johannes Paul II.", beginnt er. Im Adlon klingelte das Telefon. Der persönliche Sekretär des Papstes meldete sich und wollte bei Sorrentino ein besonderes Mundwasser bestellen, welches in Berlin produziert wird: One-Drop-Only.

Dies kannte der Papst von einem Berlinbesuch und Sorrentinos Cousin der im Vatikan bei der Bank arbeitet, gab die Telefonnummer Sorrentinos an den Sekretär. "Meine Reaktion am Telefon war natürlich verwundert und nachdem ich ein paar Mal gefragt hatte, wer da ist, habe ich gesagt, dass ich mich allein veralbern könne und legte auf. Wenig später hat dann mein Cousin angerufen und mich zur Schnecke gemacht."

Das Ende vom Lied: Sorrentino entschuldigte sich bei dem Sekretär, besorgte das Mundwasser für den Papst und bekam als Dank ein sehr opulent gefertigtes päpstliches Dankschreiben. "Mit Siegel und allem Drum und Dran", sagt Sorrentino nicht ohne stolz. Dies ist immerhin eine Geschichte, die er erzählen darf. Der Pabst ist bekanntlich gestorben. Über seine heutigen Gäste und ihre Wünsche und Marotten kommt ihm jedoch kein Wort über die Lippen. Das gehört zum Codex seines Berufsstandes.

Im Adlon übrigens scheint man den Italiener 24 Stunden am Tag zu finden. Trotzdem hat er Zeit für seine Frau und die beiden Kinder und seine zwei Restaurants (Il Punto/Antica Lasagneria, Neustädtische Kichstraße) die er unweit des Adlon betreibt und in denen die politische Prominenz ein und aus geht.

Da gäbe es sicherlich auch so manches zu erzählen. Doch auch wenn Sorrentino dort nicht der Concierge ist - Diskretion ist bei ihm garantiert. ras-service.de

Schade eigentlich.

Bin dann mal wieder unterwegs

Euer Honza