In einem Experiment in Kopenhagen wurde untersucht, wie sich bei Konferenzeinladungen die Umkehrung des Standard-Angebotes „Buffet mit Fleisch“ in „vegetarisches Buffet“ auswirkte.
Bei der ersten Variante beließen es in Summe 94 Prozent der Teilnehmenden bei diesem Vorschlag und nur 6 Prozent bestellten eine vegetarische Verpflegung. Bei der zweiten Variante verhielt es sich genau anders herum: 87 Prozent akzeptierten das vegetarische Buffet und 13 Prozent bestellten explizit Fleisch.
Dieses Beispiel zeigt, wie einfach, effektiv und kostengünstig sich Menschen zu einem gewünschten Verhalten „anstupsen“ lassen – und zwar bei völliger Transparenz und Erhalt ihrer Wahlfreiheit. Es brauche jedoch noch mehr empirische Forschung, um die wirksamsten Nudges herauszufinden und ihre Effekte zu beziffern, betonte Dr. Jan Michael Bauer von der Copenhagen Business School auf dem 5. BZfE-Forum.
Denn es mache einen großen Unterschied, ob jemand beispielsweise nur für sich zwischen zwei Speisenoptionen zu wählen hat oder in einem Supermarkt mit riesiger Auswahl für die ganze Familie einkauft. Kurz: Je komplexer der Entscheidungsprozess, umso schwieriger ist es, Verhalten vorherzusagen und die Entscheidungsarchitektur gezielt in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten.
Insgesamt sieht Bauer jedoch großes Potenzial im Nudging und einer nachhaltigkeitsorientierten Ausrichtung des Ernährungsumfelds. Es kann dabei helfen, die höheren Ziele Nachhaltigkeit und Gesundheit mit unserem weitgehend impulsgesteuerten und gewohnheitsmäßigen Verhalten in Einklang zu bringen. Natürlich ist Nudging nicht als alleinige Lösung gedacht. Es kann klassische Instrumente wie Verbote, Steuern, Preisanreize, Information und Bildung jedoch ergänzen. Dabei zeichnet sich im Bereich der gesunden Ernährung ab: Am besten funktionieren Nudges, die ganz konkret am Verhalten ansetzen. So sank nach Berechnungen einer Meta-Analyse von 90 Studien der Kalorienverbrauch durch kleinere Portionen um 18,4 Prozent und durch eine bessere Erreichbarkeit der kalorienärmeren Alternativen um 11,6 Prozent. Danach folgten das Hervorheben hedonistischer Aspekte wie guter Geschmack mit einer Reduktion um 10 Prozent und Gesundheitsaspekte mit 7,5 Prozent.
Die oft geäußerte Kritik der Bevormundung oder gar Manipulation von Verbraucherinnen und Verbrauchern sehen diese selber übrigens nicht zwangsläufig. In einer repräsentativen Umfrage in Deutschland befürworteten über die Hälfte der Befragten einzelne Nudges und Eingriffe in die Entscheidungsarchitektur als Maßnahme der Gesundheitsintervention. Dazu gehörten die Abschaffung von Süßigkeiten im Kassenbereich von Supermärkten und verpflichtende Kalorienlabel in Schnellrestaurants. Sogar den in den Medien stark kritisierten Veggie-Day in öffentlichen Kantinen fanden knapp über 50 Prozent in dieser Befragung gut. (BZfE)