Hinter den prachtvollen Fassaden der etablierten Pariser Palast-Hotels werden die Messer für eine historische Schlacht gewetzt. Jetzt öffnete mit dem «Royal Monceau» zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Edelherberge in der französischen Hauptstadt. Bis 2012 sollen drei weitere pompöse Hotels für die Reichsten der Reichen folgen. Kritiker zweifeln daran, dass es genügend Gäste gibt, die fünfstellige Euro-Beträge für eine Nacht in einer Suite bezahlen wollen.
In den alteingesessenen Häusern wie «Bristol», «George V» oder «Plaza Athénée» ist man alarmiert. Eine solche Neueröffnungswelle hat es in der mehr als hundertjährigen Geschichte der Pariser Palast-Hotels bislang nicht gegeben. Gerade mal sieben, acht Adressen werden derzeit zur Crème de la Crème der Nobelherbergen gezählt.
«Es wird ein hartes Ringen um die Klientel geben», prognostiziert François Delahay, der für den Sultan von Brunei die beiden Traditionshäuser «Plaza Athénée» (eröffnet 1913) und «Meurice» (1835) managt. Es gelte, alles zu tun, um die besten Zimmer, die erlesensten Weine und den außergewöhnlichsten Service anbieten zu können.
Dabei scheinen Steigerungen kaum möglich. Edle Marmorbäder sind in den Hotel-Palästen Standard. In den Zimmern stehen sündhaft teure Möbel und die neuesten Flachbild-Fernseher im XXL-Format. Von den Suiten aus geht es nicht selten auf riesige private Dachterrassen mit spektakulärem Panoramablick über Paris. Und 3-Sterne-Köche sowie hauseigene Wellness- und Beauty-Experten kümmern sich um das Wohlergehen der verwöhnten Gäste. Es gibt nichts, was nicht möglich ist, lautet das Motto.
Bei den Preisen wird dem normalen Urlauber schwindelig. Die 450 Quadratmeter große Suite Royale im «Plaza Athénée» kostet mal eben 22 000 Euro - pro Nacht. Fast günstig wirken dagegen die Angebote des «Bristol», das der deutschen Oetker-Familie gehört. Eine Prestige- Suite gibt es dort schon ab 2300 Euro. Stolz wirbt das Hotel mit seinem Pool, dessen in Teak und Glas gehaltenes Design an die Ozeandampfer längst vergangener Zeiten erinnert. Weil das Becken im Dachgeschoss angelegt wurde, kann mit Ausblick über die Stadt geplanscht werden.
Um sich abzuheben, setzt das neue «Royal Monceau» ganz auf den weniger klassischen Luxus. Die neuen Eigentümer des 2008 geschlossenen Hauses engagierten den französische Star-Designer und Innenarchitekten Philippe Starck für die Renovierung des Palasts. Er schuf eine eigenwillige Mischung aus Kunst, Kultur und Poesie. Für bis zu 20 000 Euro pro Nacht bekommt man in jedem Zimmer auch eine Akustikgitarre - zudem gibt es ein Privatkino mit 100 Plätzen. Starck will nicht von Luxus reden, sondern nur von Qualität. Früher gingen Stars und Berühmtheiten wie Ernest Hemingway, Coco Chanel oder Michael Jackson in dem Hotel ein und aus.
Die Pariser Stadtväter freut der mit Millioneninvestitionen verbundene Konkurrenzkampf. «Wir haben bald das beste Angebot in Europa», heißt es aus der Tourismusbehörde. Zudem schaffe jeder neue Palast zwischen 300 und 400 Arbeitsplätze. Derzeit gibt es rund 1150 Betten im absoluten Luxusbereich in Paris. Mit dem neu eröffneten «Royal Monceau» sowie den in den Startlöchern stehenden Häusern «Shangri-La» (Dezember), «Mandarin Oriental» (2011) und «Peninsula» (2012) werden es schon bald rund 60 Prozent mehr sein.
Kontrolliert werden die Paläste mittlerweile nahezu ausnahmslos von ausländischen Investoren. Lediglich das «Fouquet's» an den Champs-Élysées gehört noch einer französischen Gruppe. Zu den bekanntesten Ausländern am Markt zählt neben der Bielefelder Oetker-Familie und dem Sultan von Brunei der ägyptische Milliardär Mohamed Al Fayed. Sein Sohn Dodi starb in Paris 1997 zusammen mit Prinzessin Diana bei einem Autounfall. Die Todesfahrt begann am Hotel des Vaters - dem legendären «Ritz». (Ansgar Haase, dpa)