Platz schaffen in kleinen Küchen

Wer einmal in einer kleinen Küche gekocht hat, weiß: Das kann Nerven kosten. Die Zubereitung eines Drei-Gänge-Menüs oder einfach nur die Weihnachtsbäckerei wird schnell zum Stress, wenn sich überall die Sachen stapeln, freie Flächen zum Kneten, Rühren und Würzen rar sind und dann noch manche Utensilien woanders lagern.

Doch es gibt Lösungen - der Raum muss vernünftig genutzt werden. «Der Gerätebedarf hängt nicht wirklich von der Küchengröße ab, sondern von den Kochgewohnheiten», sagt Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Moderne Küche (AMK) in Mannheim. Hüther rät zu Kombigeräten wie Induktionskochplatten, auf denen man etwas schneiden kann, wenn sie ausgeschaltet sind.

Elke Wieczorek vom Berufsverband der Haushaltsführenden in Bonn sieht in der Trennung von Geräten eine gute Möglichkeit kleine Räume ideal zu nutzen. «Ich rate zu integrierten Kochfeldern in der Arbeitsplatte und einer Mikrowelle mit Backofenfunktion in einem Oberschrank. Mit der kann ich auch backen und ich habe nicht wie sonst ein Großgerät in der Küche stehen.» Und wer wenig kocht oder allein im Haushalt lebt, kann kleinere Spülmaschinen von 45 Zentimetern Breite einbauen.

Die Fachleute raten, Kühlschrank und Backofen nicht nebeneinander zu stellen. «Der Energieverlust ist zu hoch», sagt Wieczorek. Damit die Geräte im Raum verteilt sind, sollte schon bei der Planung eines Neubaus oder eines Umbaus beachtet werden, die Anschlüsse für Wasser, Abfluss und Strom entsprechend anzulegen.

Besonders wichtig in kleinen Küchen ist die richtige Aufteilung. Seltener genutztes Kochgeschirr kommt in die Oberschränke - diese können hoch bis zur Zimmerdecke geplant werden. Häufig genutzte Gebrauchsgegenstände kommen in Schubladen oder Unterschränke. Diese sollte einen Vollauszug haben, da man die Schränke dann gut einsehen und leicht auch aus dem hintersten Eck Gegenstände greifen kann.

Wichtig ist die Nutzung von Schienenleisten oberhalb der Arbeitsflächen: «Schienensysteme für die Nische zwischen Ober- und Unterschränken sehen gut aus, sorgen für einen guten Überblick und helfen bei der Unterbringung von Gewürzen, Schöpfkellen oder Haushaltspapier. In Sockelschubladen unter dem Unterschrank können Backbleche, Tortenplatten, Schneidebretter und vieles mehr verstaut werden», rät Frank Hüther.

Der Küchenexperte setzt auf gut konstruierte Schranksysteme: «Schränke werden zur Bevorratung von Lebensmitteln, zum Aufbewahren von Töpfen und Geschirr, zur Abfalltrennung und für das Verstauen von Reinigungsmittel benötigt.» Besonders platzsparend seien dabei Eckschränke, sie seien «regelrechte Stauraumwunder».

Dennoch werden nicht alle Utensilien eines großen Haushaltes in jeder kleinen Küche unterkommen können. Überschüssiges Geschirr oder Geräte wie Racletteöfen, Tischgrills oder große Bowleschüsseln sollten daher nicht dort verwahrt werden. Auch Vorräte sollte nicht unbedingt in den Küchenschränken Platz finden. Alles, was weniger selten gebraucht wird, kommt stattdessen in den Keller.

In kleinen Küchen ist wenig Platz für Dekoratives - hierfür kann die Arbeitsplatte herhalten. Platten aus Glas, Edelstahl, Echtholz oder Naturstein fallen auf. «Eine sehr angenehme und geradezu samtige Haptik bescheren Arbeitsflächen aus hochwertiger Keramik», sagt Frank Hüther. «Und auch die anmutigen Hightech-Arbeitsplatten aus Mineralwerkstoff - einer Mischung aus Mineralien, Pigmenten, Acryl und Quarzwerkstoff - sind echte Hingucker.»

Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn warnt jedoch vor dem Pflegeaufwand bei manchen Materialien. Am höchsten sei dieser bei Platten aus Echtholz, wo sich schnell Gebrauchsspuren zeigten.

«Die kunststoffbeschichtete Arbeitsplatte auf einem Holzwerkstoff ist meist die preiswerteste Lösung. Sie gibt es heute in vielen Farben und Mustern», nennt Geismann eine Alternative. «Schick ist eine Edelstahlfläche - sie ist vorgefertigt in Standardmaßen erhältlich, und man kann sie auch individuell anfertigen lassen.» Hier könnten sich jedoch bald Kratzspuren zeigen.

Populär ist die Öffnung des Kochraums hin zu den Wohnräumen - eine tolle Möglichkeit, um kleine Räume größer wirken zu lassen. «Seit einigen Jahren verschwinden die Wände in den Grundrissen bei Neubauten. Im Altbaubereich sind bei Umbauten Architekten bemüht, auch irgendwie eine offene Situation hinzubekommen», erläutert Geismann den Trend.

Der Grund: «Heute kocht niemand mehr gern allein. Man macht ein Event mit Familie und Freunden daraus. Jeder darf mitmischen und in den Topf gucken». dpa