Private Dining Mietköche statt Essen bestellen

Von Khang Nguyen

In den eigenen vier Wänden bleiben und erstklassig bekocht werden? Wer Annette Glücklich bucht, bekommt genau das: Die Mietköchin aus Worms bereitet ihre Menüs direkt vor den Augen ihrer Kunden zu - und zwar in deren Küche. Aktuell kann sie sich kaum noch vor Kundenanfragen retten. «Zurzeit ruft jeden Tag jemand an», sagt die 32-Jährige. Da gibt es etwa im Hauptgang einen sous vide gegarten Rehrücken mit Portweinjus an karamellisiertem Rotkraut und getrüffeltem Kartoffelgratin. Das Exklusive ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Mietköche, die sonst etwa für kleinere Familienfeiern arbeiten, oft als Geschenk erworben werden.

Das Prinzip ist simpel: Für einen bestimmten Geldbetrag kommt ein Privatkoch zu einem nach Hause und bringt die Utensilien und Zutaten gleich mit. Er kocht und serviert die Speisen, manchmal ist die Reinigung der Küche sogar inklusive. Wie viele Mietköche in Deutschland tätig sind und wie stark die Nachfrage ist, bleibt aber unklar. Weder Verbände noch die Bundesagentur für Arbeit führen Statistiken zur Nischen-Dienstleistung - zu speziell sei die Sparte.

Der Reiz des «Private Dining» zuhause sei, sich ganz privat bekochen zu lassen und der Anonymität im Restaurant entfliehen zu können. Eberhard Braun aus Stuttgart sieht auch Parallelen zu einem Kochkurs: Selten arbeite der 46-Jährige alleine, wenn er zu seinen Gastgebern nach Hause kommt. Eine der häufigsten Fragen sei, wie das Fleisch richtig schön zart wird. «Richtig einkaufen und bei angemessener Temperatur braten», antwortet Braun, der auch Kochkurse gibt. Oder wie man Kartoffeln richtig tourniert, also sie schön in Form bringt.

Denn neben dem Essen ginge es seinen Gastgebern auch darum, in der eigenen Stube Kochen zu lernen und etwas Besonderes zu erleben. Wie viel ein «Private Dining» kostet, hängt von den gewünschten Zutaten und der Personenzahl ab: «Ein billiger Spaß ist es aber nicht», gibt Privatköchin Glücklich zu verstehen. Im Schnitt müsste man bei zwei Erwachsenen rund 150 Euro pro Person kalkulieren - dafür soll jedes Menü aber individuell sein. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Der hohe Preis könnte auch Grund dafür sein, warum derartige Geschenke beim Erlebnisanbieter Jochen Schweizer aus München nicht stärker gefragt sind - und das, obwohl andere Dinnererlebnisse und Kochkurse zu den am meisten gekauften Produkten gehören. In den vergangenen drei Jahren konnte keine signifikante Steigerung im Verkauf festgestellt werden, teilt ein Unternehmenssprecher mit.

Aus Sicht der Arbeitnehmer begrüßt der Verband der Köche Deutschlands (VKD) den noch recht kleinen Trend. «Köche können den Preis individuell aushandeln und müssen bei einer hohen Auftragslage nicht zwingend jeden Tag arbeiten», sagt VKD-Vizepräsident Daniel Schade. Denn für Arbeit an den Feiertagen gebe es in der Branche selten Zuschläge. Schade rät dem Verbraucher zugleich, sich die Kosten genau ausweisen zu lassen: «So kann ich sehen: Wie viel haben die Waren gekostet? Wie viel zahle ich für den Arbeitsaufwand?».

Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenbundesverband Dehoga hat man kein Problem mit Wettbewerb - solange dieser fair sei. «So kann es nicht sein, dass unsere Betriebe ständig mit neuem Regelwerk und neuen Dokumentationspflichten überzogen werden und andererseits rechtsfreie Räume toleriert werden», sagt Verbandssprecherin Stefanie Heckel. Aufgrund fehlender Zahlen sei nicht zu klären, ob und in welchem Umfang durch solche Angebote den Restaurants Umsatz entgehe.

Der Dehoga zieht dagegen bislang eine positive Bilanz: Das Weihnachtsgeschäft in der Gastronomie sei insgesamt gut angelaufen. dpa