Proteste in Bangkok

Von Christiane Oelrich

Entspannt auf dem Fluss Chao Phraya in Bangkok Richtung Königspalast schippern - das lassen sich Inge und Maja aus Bochum nicht nehmen. Die Studentinnen wissen, dass Regierungsgegner seit Wochen in der Stadt demonstrieren, aber sie sind entspannt. «Wir haben Fotos von uns mit Demonstranten auf Facebook hochgeladen. Mein Freund war entsetzt, der findet das gefährlich, aber zu uns waren die Leute ganz freundlich», sagen sie.

So entspannt sehen es die Hotels und Reiseveranstalter nicht. Bilder der Massenproteste, die schon im November begannen, zeigen erste Folgen: «Wir hatten im Januar mit 2,5 Millionen internationalen Touristen gerechnet», sagt Piyaman Techapaiboon, Präsidentin des Tourismus-Rates, der alle Verbände innerhalb der Tourismusindustrie repräsentiert. «Jetzt rechnen wir mit 400 000 weniger.»

«Unsere Häuser in Bangkok haben in diesem Monat vielleicht 40 Prozent Stornierungen erlebt», sagt Chanin Donavanik, der Chef der Dusit Thani-Hotelgruppe. «Erfreulicherweise läuft es überall sonst im Land gut.» «Wir haben ein Viertel weniger Buchungen als sonst», berichtet Luzi Matzig, Direktor des Tour-Veranstalters Asia Trails.

«Viele Touristen bleiben wegen der Situation nur eine Nacht in Bangkok und fahren dann weiter auf die Inseln», sagt Mena Kamkhen im «Rest In»-Hotel in der Nähe der Khao San Road, wo überwiegend Rucksack-Touristen wohnen. Sie liegt in der Nähe des Protestgeländes. Fluggesellschaften wie Singapore Airlines und Cathay Pacific haben für die nächsten Wochen reihenweise Flüge nach Bangkok gestrichen.

Die Touristikindustrie ist groß: direkt und indirekt macht sie fast 17 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus, rund 43 Milliarden Euro 2012, berichtet der Welttourismusrat in einer Thailand-Studie. Daran hängen 4,8 Millionen Arbeitsplätze.

Die Erfahrungen vergangener Jahre zeigen aber: die Touristen bleiben Thailand treu. Es gab schon 2006, 2008 und 2010 Massenproteste. 2010 besetzten Demonstranten wochenlang eine Kreuzung direkt an der Einkaufsmeile mitten in Bangkok. Bei Zusammenstößen mit der Polizei kamen mehr als 90 Menschen um. Die Regierung schickte schließlich Panzer, um die Straßen zu räumen. Damals ging die Besucherzahl im Mai zwar um elf Prozent zurück. Im Jahr darauf kamen im gleichen Monat aber 70 Prozent mehr Gäste. Nach dem Krisenjahr 2010 mit 16 Millionen Besuchern reisten ein Jahr später 19,2 Millionen Besucher nach Thailand. 2013 waren es 26,1 Millionen.

Vor allem die Chinesen haben das Land des Lächelns entdeckt. Jeder 5. Besucher kommt inzwischen daher. Europäer machen zusammen ein Viertel der Urlauber aus. Die meisten kommen aus Russland. Aus Deutschland reisen gut eine halbe Millionen Touristen im Jahr nach Thailand. Viele steigen in Bangkok nur um.

Die meisten Menschen urlauben am Meer. Wie Manfred und Anja Hohmann aus der Nähe von Mannheim, die auf der Koh Samui Urlaub machen. «Hier merkt man nichts», sagen die beiden, die regelmäßig zum Urlaub auf die Insel im fliegen. «Bangkok interessiert mich eh nicht», sagt Achim aus Osnabrück, auch auf Samui. dpa